Die sprichwörtliche Katze ist aus dem Sack: Der Geschäftsführende Gesellschafter Jayden Stefan Grey, Medizinphysiker Holger Wirtz, Architekt Thomas Krämer und der Stockacher Bürgermeister Rainer Stolz stellten die detaillierten Pläne für die Vet Campus Tierklinik Hegau-Bodensee vor. Der Gebäudekomplex soll auf ein Grundstück im interkommunalen Gewerbegebiet Blumhof. Es ist nicht nur an sich schon ein Großprojekt, sondern bringt europa- oder weltweit einzigartige Technologien nach Stockach.
Stolz erläuterte, er sei auf Grey zugegangen: „Ich habe ihm die attraktive Fläche im Blumhof angeboten.“ Er habe das zukunftsweisende Projekt in Stockach halten wollen. Der Zweckverband Blumhof sowie die Gemeinden Stockach und Bodman-Ludwigshafen würden die Tierklinik begrüßen. „Es ist wichtig, dass sie an dieser Stelle realisiert wird.“

Grey zeichnete die Entwicklung des Projekts und seine Vorgeschichte nach . Nachdem der Umbau des früheren Lefo-Gebäudes nicht mehr in Frage gekommen sei, habe man sich geeinigt, einen Neubau zu verfolgen. „Es lag uns am Herzen, in Stockach zu bleiben“, sagte er im Hinblick auf die Worte von Rainer Stolz. Eine bessere Verkehrsanbindung als mit der Autobahn-Anschlussstelle Stockach-Ost könne es nicht geben.
Rosenfeld weicht der Tierklinik
Das Grundstück befindet sich am Ende der Bodenseeallee und direkt neben der Bundesstraße 31-alt Richtung Ludwigshafen. Momentan gibt es dort noch ein Rosenfeld. Die Fläche ist laut Stolz 1,5 Hektar groß und das nutzbare Baufenster umfasst etwa die Hälfte.
Grey und Krämer stellten dar, wie schwierig es gewesen sei, alle Gebäude in der idealen Kombination auf das dreieckige Feld zu planen. Denn die Magnetresonanztomographie (MRT) solle gleichermaßen für die Kleintiere und auch Pferde genutzt werden können. Die Kleintierpraxis komme ins Hauptgebäude und die Pferdeklinik sei ein separater Bau. Als drittes Gebäude kommen die Pferdeställe dazu. Krämer beschrieb das rund 60 Meter lange Hauptgebäude mit Pultdach als schlicht, schön und modern. „Der Blumhof findet dort einen schönen Ausklang Richtung See.“
Grey erzählte: „Die Planung war eine Herausforderung und hat auch Nachtschichten erfordert.“ Es sei wichtig gewesen, alles gründlich zu machen und sich Zeit zu nehmen, sagten er und Krämer übereinstimmend. Sie würden andere Projekte kennen, bei denen es aufgrund der Eile später Probleme gegeben habe.
Wie die Gebäude aussehen werden
Das erste von drei Gebäuden ist die Kleintierklinik, die rund 6440 Quadratmeter auf drei Stockwerken umfasst. Dort sind Empfang, sechs Voruntersuchungsräume, acht OP-Säle, Labore, weitere Untersuchungszimmer, Tierstationen, Büros, Ruheräume für die Ärzte, ein Hundezimmer für Angestellte und mehr. Es sei mit einem Tierarzt durchgesprochen worden, was benötigt werde, so Grey.
Es gebe eine Tiefgarage mit 74 Stellplätzen sowie 40 bis 50 oberirdische Stellplätze , erklärte Thomas Krämer. Die Außenplanung sei noch nicht ganz fix. Die Pferdeklinik hat rund 417 Quadratmeter auf einer Ebene.
Die Pferdeboxen mit Intensivpflegeplätzen umfassen 900 Quadratmeter. Auf allen Gebäuden sind Photovoltaik-Anlagen geplant. Im Lichthof des Hauptgebäudes sollen außerdem Solarbäume stehen.

Kosten liegen im 20-Millionen-Euro-Bereich
Das Team lasse sich momentan die Kosten vom Generalunternehmer verifizieren. Grey könne daher noch keinen genauen Betrag sagen. Auf eine Rückfrage erklärte er jedoch, die Summe bewege sich ungefähr im 20-Millionen-Euro-Bereich. Laut Holger Wirtz sei es mit Vergleichszahlen schwierig, weil es bisher noch kein Projekt in dieser Dimension gebe.
Thomas Krämer gab Einblicke in die Herausforderungen bei den Plänen. Der Bodmaner Architekt erläuterte zum Beispiel, eine entsprechende Zufahrt zur Pferdeklinik und den Boxen müsse gewährleistet sein. Die schiefe Topografie des Geländes sei dafür ein Vorteil bei der Tiefgarage. „Wir brauchen keine Rampe. Man kann fast ebenerdig reinfahren“, erklärte er. Grey ergänzte, der MRT-Bereich werde so am Rand des Hauptgebäudes platziert, dass es für die Kleintiere, aber auch durch einen Zugang von außen für die Pferde genutzt werden könne.
Eine der Technologien, die es in der geplanten Kombination bisher noch nicht gebe, sei der Equiporter. Pferde könnten damit in einer gepolsterten Halterung per Gabelstapler besonders schonend zur Untersuchung gebracht und so gedreht werden, wie es für eine Untersuchung oder Therapie notwendig sei. Die Tierklinik sei weltweit die erste, die den Equiporter MRT-gängig haben werde. Die Technologie dazu komme aus Tuttlingen, so Grey.
Da die Räume komplett neu gebaut werden, sei es möglich, die Böden so anzulegen, dass der Gabelstapler sie befahren könne. Auch die Pferdeboxen seien so geplant, dass man darin mit dem Equiporter rangieren könne. Ein spezielles Schlingensystem sorge zudem dafür, dass Pferde mit gebrochenen Beinen darin leben könnten, bis der Bruch ausgeheilt sei, ergänzte Holger Wirtz.
Besondere Kooperation mit den USA
Der Medizinphysikexperte verwies auf eine Versorgungslücke bei der Strahlentherapie für Tiere und die Bedeutung des Vorhabens im Blumhof. Aufgrund der einzigartigen Technologie, die dort zum Einsatz kommen soll, gebe es bereits Bewerbungen aus aller Welt. Die Ausbildung von Fachpersonal könne integriert werden. Es sei so der Schulterschluss zwischen einer kleinen Bestrahlungseinheit und einem Ausbildungszentrum mit internationalen Partnern möglich. Grey betonte: „Wir haben die neuste Technologie, die noch niemand sonst hat.“
Und über die Global Health Catalyst Faculty werde es eine besondere Kooperation mit Instituten und Universitäten in den USA wie der Johns Hopkins und Harvard University geben, erzählten beide. Die Tierklinik werde Tierdaten für die Forschung zur Verfügung stellen.
Es gibt einen Betriebskindergarten
Grey hatte eine weitere gute Nachricht: Es werde ein Betriebskindergarten eingerichtet, der auch Plätze für die Kinder anderer Angestellter im Blumhof biete. Es seien rund 20 Plätze geplant, von denen die Tierklinik selbst etwa zehn selbst benötige.
Bauzeit beträgt bis zu zwei Jahre
Und wann geht es los? Die Zustimmung des Zweckverbands Blumhof für den Grundstücksverkauf liege vor, erklärte Stolz, wollte aber keine Summe nennen. Die Fläche werde während der Bauantragsphase verkauft. Das Vorhaben passe in den Bebauungsplan hinein, so dass nichts geändert werden müsse.
Alle waren sich einig, dass es im besten Fall noch in diesem Jahr mit dem Bau losgehen könnte. Krämer schätzt die Bauzeit auf 1,5 bis zwei Jahre ein. Laut Wirtz sei es denkbar, mit der Pferdeklinik zu beginnen, die 2023 in den Betrieb gehen könnte. Die Kleintierklinik wäre voraussichtlich 2024 fertig.
Laut Jayden Stefan Grey wird das Tierklinik-Team in Vollbesetzung aus 100 Personen bestehen. Viele davon stünden bereits fest. Es habe rund 120 Bewerbungen von Ärzten gegeben.