Die Zahl der Storchennester in Wahlwies wächst seit einigen Jahren. 16 sind es diesmal – drei mehr als im vergangenen Jahr. Zu sieben Nestern ist der Storchenbeauftragte Christian Mende hinaufgefahren, zwei Horste mit insgesamt vier Jungen stehen noch aus.

Er ist Johannes Zehnle von der Feuerwehr Stockach sehr dankbar, dass dieser ihn mit der Drehleiter unterstützt. Manche Nester bleiben indes unerreichbar, weil sie zu hoch liegen oder man nicht an sie heranfahren kann. In jedem Satz, den Mende über die Störche sagt, schwingt seine Faszination für diese Tiere mit.

Jungstörche machen jetzt oft erste Flügelschwungübungen.
Jungstörche machen jetzt oft erste Flügelschwungübungen. | Bild: Claudia Ladwig

Christian Mende, der für die ganze Verwaltungsgemeinschaft Stockach zuständig ist, berichtet, die nunmehr beringten Jungstörche seien 5,5 bis 7,5 Wochen alt gewesen. „Es kommt darauf an, wann die Eltern angekommen sind.“ Der Zeitpunkt der Rückkehr hängt von dem Ort ab, an dem sie überwintert haben. „Unsere Störche fliegen die Westroute über die Schweiz und Südfrankreich nach Spanien. Viele bleiben in Südspanien, manche ziehen weiter bis nach Afrika.“

Ab Markdorf und weiter im Osten nähmen Störche die Ostroute über die Türkei und Israel bis nach Südafrika. Auch die Witterung spielt eine große Rolle. Mende erläutert: „Störche nutzen die Thermik, sie segeln und schaffen so 200 bis 400 Kilometer pro Tag. Durch die Klimaveränderung brechen sie inzwischen früher auf.“

Christian Mende ist Storchenbeauftragter für die Verwaltungsgemeinschaft Stockach.
Christian Mende ist Storchenbeauftragter für die Verwaltungsgemeinschaft Stockach. | Bild: Claudia Ladwig

Die Männchen kommen zehn bis 14 Tage vor den Weibchen zurück. Wenn das Weibchen aus dem letzten Jahr kommt, ist alles gut. Doch der Storchenexperte betont: „Wenn weitere Weibchen da sind und diese noch keinen Partner haben, kann es sein, dass das Männchen sich mit einer anderen Störchin paart.“ Kommt die alte dann doch, drohen heftige Kämpfe.

Jungstörche, die vor den älteren in den Süden aufbrechen, bleiben anderthalb bis zwei Jahre in ihrem Überwinterungsgebiet und kommen erst zurück in die Region, wenn sie geschlechtsreif sind.

Christian Mende beringt derzeit wieder Jungstörche. So ruhig wie hier sind viele jetzt nicht mehr. Sie stehen auf, spreitzen ihre Flügel ...
Christian Mende beringt derzeit wieder Jungstörche. So ruhig wie hier sind viele jetzt nicht mehr. Sie stehen auf, spreitzen ihre Flügel und beginnen mit ersten Schwüngen. | Bild: Claudia Ladwig

Mende bestätigt, dass ein Storch seinem Horst treu bleibt. Im Bindt habe es aber einen Wechsel gegeben. „Jahrelang war dort ein Storch mit einem französischen Ring, jetzt ist ein neuer im Nest.“ Ursprünglich hätten drei Eier drinnen gelegen, dann habe es enorme Kämpfe gegeben, wie Anwohner ihm erzählten.

„Es kann sein, dass daraufhin neue Störche das Nest besetzt haben. Die schmeißen Junge oder Eier raus, aber hier lässt es sich nicht genau nachvollziehen.“ Auch das regnerische Wetter im Mai in Verbindung mit Nachtfrost hat wohl zu Verlusten geführt. „Wenn das Gefieder der Alten total durchnässt und kalt wird, sterben die Jungen durch Unterkühlung“, so Mende.

Wahlwies ist beliebtes Wohngebiet bei Störchen

Störche lieben die Nähe des Menschen. Sie kommen in den Ort und nisten auf Strommasten, Storchenplattformen, Dächern oder Bäumen. Gibt es erst eine kleine Kolonie von Nestern, geht es immer weiter. Christian Mende vermutet, dass es in Wahlwies künftig mehr Storchennester geben wird – auch wenn die Bestandsstörche zunächst keine Nachbarn dulden würden.

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„Entscheidend ist der Lebensraum. Hier im Schanderied gibt es große Wiesenflächen, auch im Krebsbachtal oder im Aachtal finden Störche Nahrung.“ Und davon brauchen sie eine ganze Menge. „Die Eltern benötigen anfangs etwa neun Pfund Käfer oder Regenwürmer für zwei Junge, später bringen sie ihnen dann kleine Schlangen, Eidechsen, Mäuse, Frösche oder Maulwürfe.“

Wo Störche Nahrung finden

In Ludwigshafen lebt im Gegensatz zu Wahlwies kein einziges bekanntes Storchenpaar. Woran liegt das? Mende erklärt: „Es ist kein guter Lebensraum in der Nähe, sie könnten höchstens ins Ried rein, sonst gibt es viele Hanglagen, Obstanlagen und Wald.“ In Bodman sei es ähnlich, auch dort gebe es nur nach einer Seite ein großes Ried. Die Natur reguliere also mit ihrem Nahrungsangebot, wo die Störche sich niederlassen.