Es ist ein ewiger Kreislauf des Fütterns, denn im Hause Cretnik in Wahlwies hat nicht ein neugeborenes Kind Hunger, sondern drei. Da dauert das Füttern anderthalb bis zwei Stunden – und ein bis zwei Stunden später wird Nachschub verlangt.
Doch wie ist es, wenn sich statt einem gleich drei Babys ankündigen? Überwiegt dann Freude oder Sorge? Wie bereitet sich eine Familie auf den dreifachen Zuwachs vor und ist dann am Ende wirklich alles so, wie man es sich vorgestellt oder geplant hat? Maria und Christian Cretnik aus Wahlwies haben Antworten, denn seit acht Wochen gehört neben der siebenjährigen Aida noch das Brüder-Trio Arian Lio, Marlon Luke und Tom Levi zur Familie. Und die haben das Familienleben ganz schön auf den Kopf gestellt.
Erst hieß es Zwillinge, dann auf einmal waren es drei Herztöne
Maria Cretnik, 35, hatte vor zwei Jahren eine Gebärmutterhals-Operation. Umso größer war die Freude, als der Schwangerschaftstest an Silvester positiv war. Die Frauenärztin stellte fest, dass sie Zwillinge erwartete. „Wir hatten nur mit einem gerechnet. Aber zwei waren natürlich auch ok“, so die junge Mutter. Beim dritten Ultraschall eine Woche später hieß es, Herztöne und Bewegungen seien da, das sei sehr positiv.
„Dann hat sie ganz leise gesagt: Aber ich sehe jetzt drei. Dann war erstmal Stille“, erinnert sich Maria Cretnik schmunzelnd.
Wegen Corona durfte der baldige Drillings-Papa nicht mit zur Untersuchung. „Den habe ich danach erstmal angerufen und gesagt, wir brauchen jetzt einen Bus.“ Zugleich fragte sie sich, ob sie diese Schwangerschaft körperlich bewältigen würde und alle Kinder auch gesund sein würden.

Woche um Woche ging es voran. Als Blutungen auftraten, fuhren sie nach Singen. „Dort hatte ich immer dieselbe Schwester und die gleichen Ärzte. Ich fühlte mich gut aufgehoben“, lobt die junge Mutter. Sie war dann alle zwei Wochen bei Chefarzt Lucke zur Kontrolle. „Mein Zutrauen in eine natürliche Geburt wuchs. Auch Doktor Lucke war sehr angetan und versprach mir, dass wir es probieren, wenn ich und die Jungs soweit fit sind und die Babys richtig liegen.“
Seit März galt für sie ein Beschäftigungsverbot. Eine Dorfhelferin kümmerte sich dreimal pro Woche um den Haushalt und die Tochter.
Viele Anschaffungen waren notwendig
Cretniks bereiteten sich intensiv vor. Drei Autobabyschalen wurden beschafft, drei elektrische Wiegen, ein großer Laufstall. Babysachen wurden nach Größen in Kisten sortiert. Sie hätten viel geschenkt bekommen, als sie verkündeten, Drillinge zu erwarten, sagen die Eltern.
Zum Glück habe sie in Radolfzell frühzeitig eine Hebamme gefunden, erzählt Maria Cretnik. Das sei gar nicht so einfach gewesen. „Alle vier Wochen war sie hier, hat anhand meiner Blutwerte kontrolliert, ob es allen gut geht. Wir haben auch besprochen, wie ich drei Kinder stillen kann.“ Schon während der Schwangerschaft haben sie ihre Jungs im Kindergarten angemeldet. Sie werden ab September 2024 die Käfergruppe im Wahlwieser Kindergarten St. Leonhard besuchen.
Drillinge haben verschiedene Geburtstage
Am 18. Juli wurde die Geburt eingeleitet und kurz vor Mitternacht kam der erste Sohn zur Welt. Seine Brüder folgten nach Mitternacht – alle auf natürlichem Weg. Die Babys kamen direkt auf die Neugeborenen-Station, lagen im Inkubator und hatten eine Atemhilfe.
Nach zwei Wochen wurden sie auf die Kinderstation verlegt und Maria Cretnik trainierte den Umgang mit ihnen mit Unterstützung der Krankenschwestern. „Sie konnten da noch nicht selbstständig eine komplette Mahlzeit trinken und hatten noch eine Magensonde.“
Inzwischen hat sich das Leben der Großfamilie ziemlich gut eingespielt. Einmal am Tag werden unzählige Fläschchen vorbereitet. Maria Cretnik sagt: „Ich fülle sie zur Hälfte mit abgekochtem Wasser, gebe zwei Löffel Babynahrung dazu. Dann brauche ich nur noch kochendes Wasser auffüllen und die Flüssigkeit hat Trinktemperatur.“
Ein ewiger Kreislauf des Fütterns
Sie stillt auch, aber ohne Zufüttern sind die Babys nicht satt zu kriegen. „Sie kommen alle drei bis vier Stunden. Bis alle durch sind, sind anderthalb bis zwei Stunden rum. Dann muss ich auch mal was essen, schlafen oder mich mit Aida beschäftigen“, so Maria Cretnik.
Die große Schwester sei total stolz, wolle auch füttern und wickeln und helfe gerne mit. „Sie kann ihre Brüder am besten unterscheiden. Arian hat ein rotes Band um Fuß, Marlon noch ein etwas eingeknicktes Ohr, daran erkenne ich ihn“, verrät Vater Christian Cretnik. Er hatte die ersten vier Wochen frei. Nun arbeitet er wieder.
Familie braucht eine Packung Windeln am Tag
Die Babys entwickeln sich sehr gut. Zweimal pro Woche kommt eine Säuglingsschwester vorbei. Dann baden sie die Kinder und besprechen alle Fragen. Das sei sehr hilfreich, denn für einen Besuch beim Kinderarzt – wenn man denn überhaupt einen finde, der neue Patienten aufnimmt – brauche sie ihren Mann. Inzwischen wiegen die Jungs alle gut drei Kilogramm. Sie verbrauchen täglich eine Packung Windeln und eine Packung Kindernahrung. Die Familie wird derzeit noch von einer Haushaltshilfe unterstützt.
Maria Cretnik genießt es, am Samstag allein den Wocheneinkauf zu erledigen. „Das ist fast wie ein kleiner Ausflug für mich.“ Aber sie waren auch schon alle zusammen mit dem großen Kinderwagen unterwegs. Mancher Nachbar sei erstaunt, weil er von der Drillingsschwangerschaft gar nichts mitbekommen hatte, erzählt Christian Cretnik.
Er bekennt: „Man kann sich vieles vorstellen, aber das wirklich nicht. Das ist nochmal ganz anders, auch wenn man bereits ein Kind hat. Manchmal stehe ich vor dem Bett und denke: Wir haben wirklich drei dazu geschenkt bekommen. Aber die Sorgen sind auch viel höher, eben dreifach.“