Die Gedenkstelle für Sabrina P. an der Straße Am Stadtwall in Stockach wächst auch mehrere Tage nach dem Bekanntwerden der traurigen Todesnachricht weiter an. Nachdem die 24-jährige Mutter, die seit dem vergangenen Freitag vermisst wurde, am Dienstagabend tot gefunden wurde, sind immer wieder Menschen zu der Stelle gekommen um Blumen abzulegen oder Kerzen anzuzünden.

Inzwischen ist der Baum an der großen Kurve der Straße komplett umringt von Trauerkerzen und neben einzelnen Rosen finden sich auch ganze Blumensträuße und weitere Blumen an der Gedenkstelle. Eine kleine Engelsfigur sitzt trauernd vor einem Bild der Toten.

Plötzlich passiert es hier

Der Vorfall beschäftigt die Menschen in der Stadt. Das wird nicht nur an der Gedenkstelle deutlich, es zeigt sich auch in vielen Gesprächen in der Stadt. „Was ist denn bloß in Stockach los?“ wird da etwa gefragt. Ein Nachbar, der den Polizeieinsatz beim Fund der Leiche direkt mitbekommen hat, zeigt sich im Gespräch mit dem SÜDKURIER schockiert.

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„Man denkt immer, dass sowas bei uns nicht passiert. Und dann ist es plötzlich doch direkt nebenan“, sagt er. Im Bereich des Stadtwalls sind immer wieder Menschen anzutreffen, die zum Ausdruck bringen, wie schlimm der Vorfall sei und wie groß aktuell die Angst und das Entsetzen in Stockach.

Manche gehen nicht mehr alleine raus

Eine Frau berichtet, ihr Mann lasse sie abends jetzt nicht mehr alleine raus. Und eine Mutter sorgt sich um die erwachsenen Tochter. Eine weitere Frau, die ihren Hund an der Leine führt, erzählt, dass sich das Tier am Freitagabend im Dunkeln beim Gassigehen dort an der Stelle ganz komisch verhalten habe.

Die Kinder sind in Sicherheit

Eine Frage, die eine weitere Nachbarin umtreibt: „Was passiert denn nun mit dem armen Baby?“, fragt sie und meint das kleine Kind der 24-Jährigen. Der Säugling, so heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Staatsanwaltschaft und des Polizeipräsidiums Konstanz vom Freitagmorgen, sei sicher untergebracht und werde betreut.

Ebenso wie das ältere Kind von Sabrina P. „Das zuständige Jugendamt ist eingeschaltet“, wird in der Mitteilung berichtet. Aus dieser geht auch hervor, dass die Obduktion der Leiche ergeben habe, „dass die junge Frau vorsätzlich getötet wurde“.

Damit bestätigen Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium einen Teil der Informationen aus Recherchen, die der SÜDKURIER direkt im Nachgang zur Nachricht vom Tod der jungen Frau angestellt hatte. Darüber hinaus sind die Ermittler allerdings zurückhaltend, was die Herausgabe von weiteren Details angeht.

Ermittelt wird wegen Verdachts auf Totschlag

Bestätigt wurde nun allerdings auch, dass gegen den 22-Jährigen, der sich seit Mittwoch in Untersuchungshaft befindet, wegen Totschlags ermittelt werde. „Täter und Opfer kannten sich, weshalb die Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizeidirektion Rottweil eine Beziehungstat zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen nicht mehr ausschließen kann“, heißt es in der Meldung.

Die 20-köpfige Ermittlungsgruppe habe nun deshalb die Aufgabe, die Beziehungsverhältnisse, den Verlauf der Tat und die Motivlage zu ermitteln. „Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen hierzu laufen auf Hochtouren und dauern noch an“, so die Information der Staatsanwaltschaft.

Der 22-Jährige habe Angaben zum Hergang der Tat gemacht. Wie der SÜDKURIER erfahren hat, soll er Sabrina P. im Streit mit einem Kabel erdrosselt und ihren Leichnam vom Balkon der zeitweise gemeinsam bewohnten Wohnung in der Nähe des Stockacher Stadtwalls geworfen haben.

Erst vermisst, dann tot gefunden: Der Fall Sabrina P.

Am Donnerstag waren bereits Kerzen am Stadtwall aufgestellt worden. Mittlerweile sind es viele mehr geworden.
Am Donnerstag waren bereits Kerzen am Stadtwall aufgestellt worden. Mittlerweile sind es viele mehr geworden. | Bild: Dominique Hahn

Das geht nicht spurlos vorbei

Rainer Stockburger, evangelischer Pfarrer und Stadtrat von Stockach nimmt in den vergangenen Tagen seit der schlimmen Nachricht vom Tod der jungen Frau die bedrückte Stimmung in der Stadt wahr. „Wir hatten gestern Abend eine Sitzung des Kirchengemeinderats. Da war dieser Vorfall natürlich auch unausweichlich Thema“, berichtet er am Freitag im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

So etwas gehe einfach nicht spurlos an den Menschen vorbei. „Auch wenn der Alltag weiter geht, am Grundgefühl hat sich einfach etwas verändert“, sagt Stockburger. Aber ein solcher Fall zeige eben auch, dass der Mensch nicht immer nur gut ist.

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Stockburgers katholischer Amtskollege Thomas Huber stimmt dem zu. „Mich beschäftigt es schon immer sehr, dass es Gewalt und Hass in der Welt gibt und Menschen, die keinen Frieden im Herzen haben.“ Nun sei es in Stockach zu so einem absolut traumatisierenden und schockierenden Ereignis gekommen.

„Ich versuche, den Menschen Trost und Hoffnung zu geben, dadurch, dass ich einfach da bin und für das Gute einstehe und daran festhalte. Ich bete und lebe dafür, dass ich Gott dabei helfen kann, Frieden in die Herzen zu legen“, sagt Huber mit Blick auf die Seelsorge in solchen Fällen.

Bei den Jüngsten noch kein Thema

Wie Stadtjugendpfleger Frank Dei berichtet, sei der tragische Todesfall inmitten von Stockach zumindest im Kontext der Stadtjugendpflege noch nicht zum Thema geworden. „Ich weiß natürlich nicht, inwiefern das Thema eine Rolle bei den 20- bis 25-Jährigen spielt, die die Betroffenen vielleicht eher gekannt haben“, betont er aber. Und allgemein spürt auch Dei eine Betroffenheit in der Stadtbevölkerung.