Um 7.30 herrscht an einem normalen Schultag ein regelrechtes Gewusel an der Grundschule Stockach. Aus allen Richtungen laufen Kinder allein oder mit einem Elternteil zum Unterricht. Auch auf der Straße ist viel los. Denn an den beiden Bushaltestellen, die sich in der Tuttlinger Straße nahe der Schule befinden, halten innerhalb von 15 Minuten mindestens genauso viele Fahrzeuge.
Mal steigt der Fahrer aus, läuft ums Auto herum, öffnet den Kofferraum, holt den Schulranzen heraus, um dem gebrachten Kind diesen auf den Rücken zu schnallen und sich zu verabschieden. Mal öffnet sich auch nur kurz die Seitentür, damit das Kind samt Schulranzen auf dem Rücken hinaushuschen kann, bevor das Fahrzeug sich wieder in Bewegung setzt. Doch: Beides ist inzwischen offiziell verboten. Denn seit den Osterferien gilt im Bereich der Bushaltestellen auf Höhe der Grundschule ein absolutes Haltverbot.
Eltern verstopfen die Bushaltestellen minutenlang
Bisher bestand dort ein eingeschränktes Halteverbot. Autofahrer durften 15 Meter vor und nach dem Haltestellenschild im Auto drei Minuten warten. Carsten Tilsner, Leiter des Ordnungsamts der Stadt Stockach, erklärt dazu: „Die Bushaltebuchten wurden sehr regelmäßig von Eltern genutzt, die ihre Kinder zur Schule bringen oder von dort abholen wollten. Für uns war klar, dass man, wenn der Bus kommt, Platz machen muss. Aber das hat oft nicht funktioniert. Dabei hat der Bus an dieser Stelle natürlich Vorrang.“
Die Eltern seien nicht kurz hingefahren, hätten die Kinder ein- oder aussteigen lassen und seien sofort weitergefahren, wenn sich ein Bus näherte. „Sie standen dort teilweise minutenlang und blockierten die Bushaltebucht – selbst dann noch, wenn der einfahrende Bus mit Hupen auf sich aufmerksam machte“, so Tilsner. War die Bushaltebucht auf der ganzen Länge zugeparkt, musste der Bus auf der Fahrbahn halten und die Kinder auf der Straße zwischen den parkenden Autos aussteigen lassen.
Um diese Situation zu entschärfen, hat das Ordnungsamt der Stadt Stockach im Einvernehmen mit der Polizei und dem Landratsamt Konstanz die genannte Beschilderung auf Dauer angeordnet. Das absolute Haltverbot gilt auf der ganzen Fahrbahn. Dazu gehört auch die Bushaltebucht, die kein Seitenstreifen ist, wie Carsten Tilsner betont.
Welche Alternativen gibt es nun zum Parken?
Er erzählt, dass seine Mitarbeiter und er in der zweiten Woche nach den Ferien dort an drei Tagen morgens und mittags gestanden hätten, um die Eltern auf die neue Regelung hinzuweisen und sie zu bitten, die Bushaltebucht künftig nicht mehr anzufahren, sondern andere Stellen zu nutzen. Tilsner schlägt dafür den Parkplatz hinter dem Amtsgericht oder am Krankenhaus vor. Bis acht Uhr muss man dort keinen Parkschein ziehen und danach kann man am Krankenhaus mit Parkschein zwei Stunden gratis parken. Von dort könne man sein Kind die etwa 250 Meter durch den Stadtgarten zur Schule begleiten.
Inzwischen sind wieder zwei Wochen vergangen. Carsten Tilsner sagt, die Situation habe sich etwas verbessert, aber es gebe noch immer viele Diskussionen. Manche Eltern wichen auf unvernünftige andere Stellen wie etwa den Gehweg aus. Tatsächlich macht das in seinem Beisein an diesem Morgen ein älterer Fahrer, dessen Kennzeichen der Ordnungsamtsleiter direkt fotografiert.
Gefahr für die Kinder? Schulleiterin kritisiert Eltern
Schulleiterin Sonja Hartmann kennt das Problem, mit dem schon ihr Vorgänger Frank Sauer kämpfte. Es handle sich eigentlich immer um die gleichen Eltern, sagt sie. Sie hätten knapp 400 Schüler, bei den meisten Familien funktioniere es. Viele Kinder liefen teils mit den Eltern durch den Stadtgarten zur Schule. Aber es gebe ein paar Unverbesserliche. „Manche saßen dort 20 Minuten und warteten auf ihr Kind“, so Hartmann.
Wenn Autos die Bushaltebucht zustellten, bedeute das eine Gefährdung für alle Kinder, macht die Schulleiterin klar. Deshalb sei sie froh, dass das Ordnungsamt die Verkehrsteilnehmer kontrolliere.
Abschließend weist sie auf die Vorbildfunktion von Eltern hin: Dieser Aufgabe sollten sich die Erwachsenen an der Bushaltestelle ebenso bewusst sein wie beim Überqueren der Straße. Die Kinder sollten lernen, den Zebrastreifen zu nutzen, um sicherer über die Straße zu kommen. Stattdessen wählten manche Eltern – wie an diesem Morgen mehrfach beobachtet – eine recht unübersichtliche Stelle, nur weil der Weg etwas kürzer ist.