Sie nennen ihn "Häuptling scharfe Zunge". Und bei seinem ersten Auftritt als Kläger vor dem Narrengericht langte Wolfgang Reuther auch gleich richtig zu. Wo Thomas Warndorf sich als Meister der ausgefeilten intellektuellen Pirouette betätigte, ging Reuther äußerst direkt zur Sache. Der Mann schenkte der Beklagten nichts, Interpretationsspielräume waren nicht seine Sache. Mehrdeutigkeiten dagegen schon, etwa wenn es darum ging, dass ein Konkurrent um den Parteivorsitz "ausgemerzt" worden sei. Mitunter ging es auch unter die Gürtellinie, wenn der Mann, der selbst einmal Narrenrichter war, seine Paraden fuhr. Das Publikum wieherte dabei vor Vergnügen. Wenn Reuther Paul Ziemiak, den von Kramp-Karrenbauer rekrutierten CDU-Generalsekretär mit Migrationshintergrund, als "polnische Brechstange" bezeichnet oder Stuhlproben als Belege präsentiert, ist das allerdings auch starker Tobak. Narrenrichter Jürgen Koterzyna, nach eigener Aussage selbst von polnischem Hintergrund, forderte Reuther auf der Bühne zur Mäßigung auf und brummte ihm sogar eine Ordnungsstrafe von einem Achteleimer Wein auf. Mit Wolfgang Reuther fährt das Narrengericht in der Tat seinen "Häuptling scharfe Zunge" auf. Dass er diesen Beinamen verdient, hat der neue Kläger gestern Abend bewiesen.
Meinung
Der neue Kläger: Häuptling scharfe Zunge