Was zieht die neue Bürgermeisterin Susen Katter am Schmotzigen Dunschtig an? Das war eine der großen Fragen für das Hohe Grobgünstige Narrengericht in der Dreikönigssitzung. Das Gremium hatte auch direkt etwas für die Rathaus-Chefin vorbereitet. Nichts Neues, sondern tatsächlich etwas sehr Altes. So wurde an einer weiblichen Schaufensterpuppe ein Häs auf die Bühne gerollt – das traditionelle Stockacher Bürgermeister-Häs.
Nein, nicht der schwarze Anzug von Rainer Stolz, den trug der Alt-Bürgermeister an diesem Abend und saß im Publikum. Das historische Häs für den Rathaus-Chef hat einen halblangen Mantel mit Pelzkragen – gar nicht so unähnlich wie der des Narrengerichts am Schmotzigen Dunschtig. Aber Rainer Stolz wollte dieses Häs nie tragen und erfand sein eigenes mit schwarzem Anzug und Zylinder.

Liegt es wirklich an einer Tierhaarallergie?
Stolz verriet später in einer Rede, er habe zwei Gründe gehabt: die Körper- und somit auch Kleidergröße sowie eine Tierhaarallergie. Franz Ziwey habe das Häs vor ihm getragen und ihm selbst habe es einfach nicht gepasst. Narrenrichter Jürgen Koterzyna, laut dem es eine lange und kurze Version des Häses gibt, wunderte sich, aber nahm die Begründung so hin.
Umso erfreuter war der Narrenrichter über die Reaktion von Susen Katter, die er mit zur Schaufensterpuppe auf die Bühne nahm. Er bot ihr das Häs für den Schmotzigen Dunschtig an. Man müsse nur noch Maß nehmen, damit es für sie passend gemacht werden könne. „Ja, sehr gerne“, sagte sie spontan zu.
Närrische Früherziehung für die Bürgermeisterin
Die neuen Rathaus-Chefin verließ die Bühne aber nicht nur mit Applaus, sondern kehrte mit närrischen Lese- und Gesangsmaterial an ihren Platz zurück. Auch für ihre beiden Kinder war einiges dabei. Koterzyna regte die närrische Früherziehung an.
Das Häs blieb den ganzen Abend auf der Bühne stehen. So konnten sich wohl alle schon einmal dran gewöhnen, was an Fasnacht nach rund 30 Jahren wieder zu sehen sein wird.
Wann kommt eine Narrenrichterin?
Auch an anderer Stelle ging es um Frauen im närrischen Geschehen: Grünen-Landtagsabgeordnete Nese Erikli wunderte sich in ihrer Rede, ob bei der Landesregierung die Emanzipation verpasst worden ist. Und Otto Gäng machte als Mann und Vizepräsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) später im Rahmen seiner Ehrungen eine ganz andere Feststellung. Mit Iris Laible von den Marketenderinnen könne tatsächlich mal eine Frau geehrt werden. Zudem hätten in der Vergangenheit auch schon Frauen das Narrenbuch-Titelblatt gestalten dürfen – und nun habe Stockach eine Bürgermeisterin.
Mit Blick auf den Narrenrichter sagte er: „Jürgen, ich mache mir Sorgen um deinen Job.“ Die Frage, die er damit aufwarf und für lautes Lachen sorgte, blieb aber im Raum. Sie muss wohl warten, bis Koterzyna irgendwann in der Zukunft sein Amt an den Nagel hängen will. Vielleicht hat er ja Rainer Stolz für die Dauer der Amtszeit als Vorbild?