Frau Klöckner, sie müssen sich dieses Jahr am Schmotzigen Dunschtig als Beklagte verantworten. Hat Sie die Vorladung überrascht oder ist es, wenn man auf bundespolitischer Ebene tätig ist, eher eine Frage der Zeit, bis man vor dem Stockacher Narrengericht landet?
Mich hat es wie aus dem Nichts getroffen. Ich dachte, ich sei bei Stockach unter dem Radar. Denn wir in der Nähe des Rheinlandes feiern ja anders Fastnacht. Und da ich schon den Orden wider den Tierischen Ernst erhalten habe, dachte ich: Dieser schwierige Kelch von Stockach geht an mir vorüber. Aber denkste. Das Gericht ist ja wirklich eine Institution mit Tradition und Strahlkraft, die weit über die Grenzen Stockachs hinausreicht. Die Anklage vor dem Stockacher Narrengericht ist eine Herausforderung – meine Nächte werden unruhiger bei dem Gedanken daran, da ist die Bundestagswahl nichts dagegen!
Die genaue Anklage bleibt ja bis zur Verhandlung in der Jahnhalle geheim, aber wenn Sie mal ganz selbstkritisch sind: Wofür hätten Sie es verdient, vom Narrengericht verurteilt zu werden?
Sie fragen ja Sachen – ich mache von meinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch, um mich nicht selbst zu belasten (lacht).
Sie haben sich in der Vergangenheit positiv zum Thema Frauenquote geäußert. Bräuchte es für das Stockacher Narrengericht, das seit Jahrhunderten eine reine Männerwirtschaft ist, auch eine Frauenquote?
Und ob. Nichts gegen Männer, im Gegenteil. Aber alleine die Anklageschrift gegen mich als Frau zeigt: reine Männersicht. Kurzum: Ohne Frauen ist kein Staat zu machen. Ohne Männer auch nicht. Die Mischung macht‘s.
Wer sollte Ihrer Meinung nach in diesem Jahr an ihrer Stelle als Beklagter oder Beklagte vor dem Narrengericht stehen und warum?
Ich finde Monika Gruber ja klasse, schlau, unkonventionell. Und ich bin mir sicher, sie könnte als schlagfertige Frau richtig Paroli bieten: Kabarettistin, herrlich politisch unkorrekt, und sie schaut dem Volk aufs Maul. Also, ich glaube, da sind ab und zu einige Seitenhiebe auf Männer drin, die würde das Gericht gerne anklagen (schmunzelt).
Haben Sie sich schon eine Strategie für Ihre Verteidigung zurechtgelegt und wenn ja, wie sieht diese aus?
Ich bin zwar im Karneval erprobt, und in der Politik ist die Narren-Dichte auch nicht schlecht, aber Stockach ist da noch mal eine andere Nummer. Da ich davon ausgehe, dass die Herren des Hohen Stockacher Narrengerichts auch Ihre Zeitung lesen, werde ich natürlich meine Strategie nicht verraten.
Mit dem Narrengericht teilen Sie die Expertise für Wein. Glauben Sie, dass das in der Verhandlung eher ein Vorteil ist, oder befürchten Sie, die Strafe könnte vor diesem Hintergrund besonders hoch ausfallen, damit der Weinkeller des Gerichts wieder gut gefüllt wird?
Da bringen Sie mich gerade auf eine Idee: Eigentlich müsste ich den Herren schon vor der Verhandlung richtig einschenken, also die Gläser vollmachen, um sie gütig zu stimmen. Aber ich gehe mal davon aus, dass diese so trinkerprobt und dadurch unbeeinflussbar sind. Ich gehe also mit voller Demut den Weg zu Gericht. Aber vielleicht stimmt die Tatsache, dass ich in einem Weingut quasi mit der Flasche groß geworden bin und auch mal Deutsche Weinkönigin war, etwas milde – wer weiß?