Das Stockacher Narrengericht entspringt der historischen Darstellung eines Kriegszugs der Habsburger gegen die schweizerischen Eidgenossen. Während des dreißigjährigen Krieges, aber auch schon im Mittelalter, begleiteten laut Überlieferung Marketenderinnen die Truppen auf ihren Feldzügen und versorgten diese mit Waren und Dienstleistungen des täglichen und privaten Bedarfs, auch als Prostituierte. Das macht sich die Fasnacht zunutze. Es lag nahe, eine die Narren liebevoll mit Leckereien oder Schnaps versorgende Marketenderin als Fasnachtsfigur zu kreieren.
Beim Häs dominieren Schwarz, Grün und Gelb
Das Häs der Marketenderinnen, das 1975 beim Fasnachtseröffnen erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, fällt auf durch einen bunten Rock in den Farben Schwarz, Grün und Gelb und eine blaue Weste. Früher mussten Prostituierte, damit man sie schon von Weitem erkannte, gelbe Tücher mit eingewebten, grünen Streifen tragen.

Schwarzer Hut mit Straußenfeder
In jedem Fall waren sie bunt und auffällig gekleidet. Die Farben der Marketenderinnen erinnern ein wenig daran. Auf dem Kopf tragen die Marketenderinnen einen schwarzen Filzhut mit einer Straußenfeder, der den Strohhut ablöste, den die Marketenderinnen aber nur im ersten Jahr ihrer Existenz bei der Stockacher Fasnacht trugen – denn ein Strohhut ist bei nasskalter Witterung einfach zu fragil in der Handhabung.
Federn sind nicht pflegeleicht – aber dekorativ
Auch die Straußenfedern leiden bei nasskalter Witterung etwas und fallen bei Regen in sich zusammen. Dies liegt daran, dass der Vogel Strauß kein Fett in seinem Gefieder hat, das ihn vor Regen und Nässe schützt. Trotzdem wurden die Straußenfedern, die bunt eingefärbt werden, ein wichtiger Bestandteil der Marketenderinnen-Kostüme. Verwendet werden die weißen Prunk- oder Schmuckfedern der Flügelspitze des Straußenhahnes. Diese sind bereits seit der Antike bei Menschen zu Dekorationszwecken beliebt.
Das wichtigste Accessoire der Marketenderinnen ist ihr individuell gestalteter Korb: dieser beinhaltet Schnaps und Süßigkeiten für die Narren. Das macht die Figur vor allem beim jungen Narrenvolk äußerst beliebt. So ein Korb kann schon recht schwer werden, so beschreibt es Stockacher Obermarketenderin Petra Meier-Hänert: „Ich habe zwei bis drei Kilo Bonbons drin, die Schnapsflasche und kleine Gläser. Und nach zwei Tagen Narrentreffen fällt einem dann schier der Arm ab“, schmunzelt sie.
Darum ist es wichtig, dass ein Karren mit der Gruppe der Marketenderinnen mitgezogen wird, worin sich Nachschub befindet. Denn das Narrenvolk will allgemein gut versorgt sein – auch ganz ohne einen Kriegszug.