Tauben sind in vielen Städten mittlerweile zu einem Problem geworden. Auch in Stockach gibt es seit langem Klagen über eine steigende Population. Die Stadt will nun auf möglichst natürliche Weise gegen die Tiere vorgehen und ermöglicht dabei bald auch spannende Einblicke in die Tierwelt.

„Wir wissen, dass es mehrere Hotspots für Tauben in der Stadt gibt“, erklärte Bürgermeisterin Susen Katter erst vor Kurzem im Rahmen einer Bürgerversammlung in der Adler-Post. Früher habe man versucht, die Tiere in Zusammenarbeit mit Falknern zu vergrämen. Doch das sei nicht zuletzt aus Kostengründen eingestellt worden.

Das könnte Sie auch interessieren

Erste Erfolge bei der Falken-Ansiedlung

Inzwischen versucht die Stadt, eigene Falken anzusiedeln. „Wir haben mehrere Nistkästen im Stadtgebiet angebracht und gehen davon aus, dass vier davon besetzt sind“, so Katter. Zwei Nistkästen, die bereits von den Tieren angenommen wurden, seien schon im vergangenen Jahr an der Evangelischen Kirche und am Obsthof Hertle angebracht worden, teilt die Stadtverwaltung jetzt in einer Pressemeldung mit.

Deshalb habe die Stadt Stockach in diesem Frühjahr vier weitere Nistkästen an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet installiert. So finden die Greifvögel jetzt auch an der Grundschule Stockach, am ZG-Turm, am alten Schlauchturm der Feuerwehr sowie in Wahlwies an einer privaten Scheune zusätzliche Brutplätze, heißt es in einer Mitteilung.

Vor einigen Wochen wurden weitere Nester, die der Ansiedlung von Falken dienen sollen, im Stadtgebiet angebracht.
Vor einigen Wochen wurden weitere Nester, die der Ansiedlung von Falken dienen sollen, im Stadtgebiet angebracht. | Bild: Stadt Stockach

Tiere können von zu Hause aus beobachtet werden

Besonders spannend daran ist: In diesem Jahr soll es die Möglichkeit geben, das Brutgeschehen der Turmfalken in Echtzeit mitzuerleben: Eine neu installierte Webcam am Nistkasten an der Evangelischen Kirche überträgt das Geschehen live.

Interessierte können mit der App des Kameraherstellers und einem Benutzernamen und Passwort auf die Webcam zugreifen und beobachten, wie das Falkenpaar brütet und später die Jungvögel schlüpfen und aufwachsen. „Inzwischen sind schon zwei Küken geschlüpft“, berichtet Kim Krause, Umweltbeauftragter der Stadt. Nach etwa 30 Tagen werden die jungen Turmfalken das Nest verlassen und ihre ersten Flugversuche starten. All das lässt sich über die Webcam beobachten.

Projekt soll auch Beitrag zur Artenvielfalt sein

„Die Stadt Stockach bedankt sich herzlich bei allen Beteiligten, die die erfolgreiche Ansiedlung ermöglicht haben – insbesondere bei der Feuerwehr für die Bereitstellung der Drehleiter“, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. Kim Krause sagt: „Die Turmfalken jagen die Tauben nicht direkt, sondern vergrämen sie effektiv durch ihre Anwesenheit.“

Das könnte Sie auch interessieren

Zudem sei die Ansiedlung der Falken auch ein Beitrag zur Artenvielfalt. In diesem Zusammenhang bittet die Stadt Stockach alle Bürgerinnen und Bürger, weiterhin darum, auf das Füttern von Stadttauben zu verzichten und die Zugänge für Tauben zu möglichen Brutplätzen, insbesondere bei Photovoltaikanlagen auf Dächern, zu verschließen, so die Mitteilung.

Im Rahmen eines weiteren Projekts will die Stadtverwaltung auch die Ansiedlung von Mehlschwalben fördern. Neben dem Anbringen von speziellen Kunstnestern an verschiedenen geeigneten Gebäuden im Stadtgebiet hat die Stadt bereits vor einiger Zeit in der Aachenstraße beim ZG-Kreisel einen Schwalbenturm mit insgesamt 20 Nestern errichtet.

Künstliches Gezwitscher und aufgemalter Kot

Der sechseckige, knapp 6 Meter hohe Turm ist mit einer Klangattrappe ausgestattet, die regelmäßig Schwalbengezwitscher abspielt, um die Attraktivität des Brutplatzes zu erhöhen, heißt es in einem Informationsschreiben der Stadt zu dem Projekt. Zusätzlich seien die Nester mit Kotflecken bemalt worden, die den Vögeln eine zusätzliche Orientierungshilfe bieten und die Attraktivität der Kunstnester weiter steigern sollen.

An der Aachenstraße wurde ein Schwalbenturm aufgestellt.
An der Aachenstraße wurde ein Schwalbenturm aufgestellt. | Bild: Stadt Stockach

„Mit diesen Maßnahmen wollen wir die als Glücksbringer geltenden Mehlschwalben in unserer Stadt unterstützen und hoffen, dass sie wieder häufiger anzutreffen sind“, erklärt Kim Krause. „Die von den Schwalben gebauten Nester haften an den modernen, glatten Hausfassaden oft nicht gut, sodass die natürlichen Nistmöglichkeiten immer weniger werden. Dem wollen wir mit den Kunstnestern entgegenwirken“, so Krause weiter.

Insgesamt seien 62 Kunstnester an 13 verschiedenen Gebäuden im Stadtgebiet angebracht worden, darunter private Gebäude sowie Gebäude der Stadtwerke und der Stadt Stockach. Die Mehlschwalben sind Mitte April aus ihren Überwinterungsgebieten in Afrika zurückgekehrt. Kurz darauf legen die Weibchen drei bis fünf Eier. Es dauert drei bis vier Wochen, bis die Jungvögel flügge sind. Ab Ende August treten sie dann wieder die lange Reise nach Afrika an.

Das könnte Sie auch interessieren

Schwalben sind streng geschützt

Wie Kim Krause gegenüber dem SÜDKURIER betont, sind Schwalben und auch ihre Nester streng geschützt. „Das Entfernen von Nestern ist ganzjährig, also auch außerhalb der Brutzeit, gesetzlich verboten. Ausnahmen können aber mit der unteren Naturschutzbehörde vereinbart werden. Das ist vielen Hausbesitzern nicht bewusst“, so Krause.