Die Verkehrsberuhigung von Stockach ist einen großen Schritt weiter. Das wurde über einen kleinen Umweg möglich: Der Gemeinderat sprach in seiner Sitzung am Mittwoch erneut über eine innerörtliche Verbindungsstraße von der Ludwigshafener Straße (B 31-alt) zur Dillstraße (L 194) am geplanten Neubaugebiet Kapellenäcker entlang – dies endete mit einer Ablehnung dieser Möglichkeit und dem Bekenntnis zur Planung einer ortsfernen Ostumfahrung der Stadt.
Bereits in der Debatte davor waren viele Meinungen zur Verbindungsstraße aufeinander geprallt. So war es auch in dieser Sitzung. Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler) meldete sich für seine Fraktion zu Wort: „Es ist obsolet, so eine Straße zu planen.“ Er beantragte, diese Planung abzusetzen und stattdessen die Ostumfahrung fernab von Stockach zu planen. Das Neubaugebiet Kapellenäcker könne über die Ludwigshafener Straße erschlossen werden, so Karle.
Wunsch: West- und Ostumfahrung miteinander abstimmen
Thomas Warndorf (SPD) schloss sich ihm an: „Die strategische Entscheidung lautet ortsfern zu denken und dann zu planen. Ich denke, wir finden eine Lösung mit den Airacher Bürgern.“ Er wies darauf hin, dass man an Beispielen in Pfullendorf und Ostrach sehe, wie solche Umfahrungen möglich seien. Außerdem betonte er: „Wir sollen die Westumfahrung und die Ostumfahrung miteinander abstimmen und sie nicht getrennt sehen.“
Karl-Hermann Rist (Grüne) zeigte sich dankbar dafür, dass es nach der zurückliegenden Sitzung nochmal Zeit gab, sich mit dem Thema auseinander setzen zu können. Er brachte für die Verbindungsstraße die Idee einer Trasse ein, die auf einer Brückenkonstruktion direkt zum Contraves-Kreisel führen könnte, um das Wohngebiet zu entlasten. Er bat um eine Prüfung der Realisierbarkeit. Das sorgte rund herum bei den Räten für Stirnrunzeln und den Hinweis, dass das naturschutzrechtlich mit dem Ententeich sehr schwierig werden würde. „Eine Brücke kann ich mir nicht vorstellen“, sagte Bürgermeister Rainer Stolz.
Rist merkte auch noch an, dass an der Verbindungsstraße noch Rad- und Fußwege geplant werden müssten, doch Stolz wies darauf hin, dass es momentan nur um eine Richtungsentscheidung gehe. Details kämen später.
Forderung nach klarer Entscheidung
Martin Bosch (CDU) wiederholte seine Zustimmung zur innerstädtischen Umfahrung. „Eine Ortsumfahrung muss auf jeden Fall kommen“, sagte er. Wolfgang Reuther machte im Anschluss klar, dass die CDU-Mitglieder unterschiedliche Ansichten hätten. Er wies darauf hin, dass die Verbindungsstraße einer ortsnahen Ostumfahrung sehr nahe käme. „Falls wir das heute verwerfen, müssen wir eine deutliche Aussage zu einer ortsfernen Umfahrung treffen“, forderte er. „Wenn wir das ablehnen, müssen wir uns für etwas anderes aussprechen.“
Außerdem erinnerte er daran, dass vor rund 20 Jahren der damalige Gemeinderat nicht umsonst die Durchfahrt von der Oberen Walkestraße Richtung Dillstraße geschlossen worden sei.
Auch Jürgen Kragler (CDU) meldete sich zu Wort. Er warf ein: „Ich hoffe, wir sind uns alle einig, dass wir den Verkehr aus der Innenstadt halten wollen. Es steht fest, dass wir eine Lösung brauchen.“ Er war der Meinung, dass letztendlich nur die stadtferne Ortsumfahrung bleibe.
Planungsauftrag für Ostumfahrung
Rainer Stolz sagte: „Wenn wir für die Innenstadt eine Veränderung wollen, müssen wir die vorhandenen Verkehre nach außen verlagern.“ Er brauche vom Rat eine Entscheidung, in welche Richtung es gehen solle. Das Verfahren daure schon lange genug.
Er formulierte schließlich den Beschlussantrag um: Der Rat erteilt den Auftrag, im Rahmen eines Gesamtverkehrskonzepts die Planung für die ortferne Ostumfahrung einzuleiten. Dies bedeute, dass das Problem in diese Richtung gelöst werden solle, aber noch nicht wie genau. Zum einstimmigen Ja der Räte konnte er am Ende nur eins sagen: „Wow.“
Für die Ostumfahrung laufen bereits seit einiger Zeit Untersuchungen. Die Erstellung eine Machbarkeitsstudie, die der Rat 2019 auf den Weg gebracht hat, ist in Arbeit. Laut einem ersten Entwurf von damals könnte die Umfahrung beim Freibad im Osterholz von der L 194 abzweigen und südlich in Richtung Autobahnanschluss Stockach-Ost verlaufen. Für eine mögliche Tunnellösung fanden vor Kurzem Bohrungen zur Bodenuntersuchung bei Airach statt.