Wie es bei der Feuerwehr Stockach läuft und was besonders an ihr ist, kristallisierte sich bei der diesjährigen Hauptversammlung im Werner-und-Erika-Messmer-Haus in Espasingen heraus. Aus allen Ortsteilen der Stadt und der Verwaltungsgemeinschaft waren nicht nur die Hauptverantwortlichen gekommen, sondern viele Aktive, Nichtaktive und Mitglieder der Jugendfeuerwehr in Uniform. Auf der Agenda standen die Wahl des stellvertretenden Kommandanten Daniel Traber, Reden von Kommandant Uwe Hartmann, Kreisbrandmeister Andreas Egger mit Beförderungen und Ehrungen, ein Einsatzrückblick von Felix Ritter, sowie eine Rede von Bürgermeister Rainer Stolz und dessen Verabschiedung. Es ging um Probleme bei der Ausbildung und Alarmierung, hohe Einsatzzahlen, dass Brände nur einen Bruchteil der Einsätze ausmachen und wichtige Entscheidungen.

Gesamtkommandant Uwe Hartmann wies auf den wichtigsten Aspekt der Freiwilligen Feuerwehr hin – die Mitglieder, deren Zahl in Stockach mit exakt 290 einen neuen Rekord erreicht habe. Zwar seien das nur drei Personen mehr als im vergangenen Jahr, doch sei das Einpendeln auf solch hohem Niveau der Demografie zum Trotz bemerkenswert. Er appellierte jedoch an alle, die ihren Arbeitsplatz in einer anderen Gemeinde hätten, sich dort für den Feuerwehrdienst als Tagesverstärkung zu melden. Denn auch in Stockach sei man dankbar für alle Kameraden aus anderen Wehren, die tagsüber verstärken.
Die Jugendfeuerwehr in Stockach sei eine der größten im Landkreis, was Hartmann als „sensationell gut“ bezeichnete. Wie man später von Marlene Hirling in einem Bericht über die Jugendfeuerwehr erfuhr, liege die Zahl der Beteiligten dort bei aktuell 97 Teilnehmern.
Meiste Einsätze wegen technische Hilfeleistungen
Einsätze habe es laut Uwe Hartmann und Felix Ritter im Jahr 2022 insgesamt 188 und in 2023 bis einschließlich des Monats Oktober 175 gegeben. Eine Hochrechnung habe ergeben, dass es bis zum Jahresende in etwa 210 Einsätze sein dürften. Man habe, was Extremwetter-Ereignisse anging, in diesem Jahr sehr viel Glück gehabt.

Insgesamt seien 60 Prozent der Einsätze technische Hilfeleistungen, 20 Prozent Brände und 20 Prozent Fehlalarme gewesen. Die Einsatzzahlen stiegen insgesamt schon alleine darum an, weil man jetzt mit der digitalen Alarmierung (AAO) in der Verwaltungsgemeinschaft bei diversen Alarmstichwörtern automatisch mit alarmiert werde. Das niedrige Niveau der Brandeinsätze habe gewiss mit dem vorbeugenden Brandschutz und der Rauchmelderpflicht zu tun, so Hartmann.
Kreisbrandmeister Andreas Egger lobte in seiner Rede, dass man in Stockach, was die Mitgliederzahlen anginge, überdurchschnittlich gut aufgestellt sei. Als hochinteressante Themen bezeichnete Egger sowohl die interkommunale Zusammenarbeit der Wehren als auch die Drohneneinheit des Landkreises mit beteiligten Kameraden aus Bodman, Ludwigshafen und Espasingen, die zwar für Stockach ein Vorzeigeprojekt sei, die aber auch eine Menge Geld koste.

Der Haken bei Ausbildung und Alarmierung
Als zweischneidiges Schwert beschrieb Egger die Ausbildungssituation in der Landesfeuerwehrschule, die erweitert und ausgebaut werde, so dass dort in rund vier bis fünf Jahren mehr Plätze angeboten werden können. Aber diese Plätze gingen zu Lasten von Sonderausbildungen, Lehrgängen und Seminaren, da Ausbildungen von Gruppen- und Zugführern künftig vorgezogen würden. Sehr wichtig war es Egger, darauf hinzuweisen, dass es im Landkreis Konstanz dringend eine einheitliche Lösung für die Digitale Alarmierung geben sollte. Dies sei „das A und O der AAO“.

Egger berichtete zudem von Atemschutzübungsstrecke (ASÜ): Wenn alles gut laufe, würde in 2024 der Bau dieser ASÜ in Rielasingen-Worblingen beginnen und im Jahr 2025 dort die erste Atemschutzausbildung abgehalten werden können. Dass es sich bei diesem Thema um eine, wie Egger es nannte „Neverending Story“ handelt, welche die Feuerwehr schon lange beschäftigt, konnte man auch an den schmunzelnden Reaktionen der Anwesenden bemerken.
Großes Lob vom Bürgermeister
In seiner emotionalen Abschiedsrede lobte der bald scheidende Stockacher Bürgermeister Rainer Stolz die Stockacher Feuerwehr als eine schlagkräftige, einsatzbereite und auch einsatzerprobte Truppe, die auf einem hohen Niveau arbeite, auch teils zusammen mit der Polizei und dem Technischen Hilfswerk. Er betonte, dass das Image der Feuerwehr schlussendlich gut sein müsse, damit sich auch künftig der Nachwuchs für die Jugendfeuerwehr entscheide.

Lobend äußerte sich Stolz darüber, dass im vergangenen Jahr viele Anschaffungen wie eine neue Umfüllpumpe möglich gewesen seien. Man habe zudem wichtige Entscheidungen zur Fahrzeugsituation treffen können, so dass für 2024 bereits Haushaltsmittel für Fahrzeuge und einige Baumaßnahmen bereit stünden. Allerdings, sei die Beantragung von Zuschüssen teilweise so schwierig, so dass es manchmal leichter sei, auf diese zu verzichten, zumal sie auch recht niedrig seien, so monierte Stolz. Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis.