Die Wände sind weiß, die Decken hoch und die Räume hell. An der Wand hängen typische Bilder, wie man sie aus Arztpraxen kennt. Hier, im ersten Stock des Ärztehauses am Stadtgarten 8 neben dem Krankenhaus, betreibt Orthopäde Thomas Schellinger seit 7. Januar seine Praxis im neu gegründeten medizinischen Versorgungszentrum (MVZ), das auch vom Krankenhaus betrieben wird. „Es läuft“, sagt er über die ersten Wochen.

Er und Michael Hanke, Geschäftsführer des Krankenhauses, sprechen in einem ersten Fazit nach drei Wochen Betrieb von einem guten Anfang mit nur kleinen Schwierigkeiten. Außerdem blicken sie schon einmal auf die Weiterentwicklung des MVZ voraus. Denn bisher ist im MVZ nur ein Kassenarzt-Sitz für Schellingers Praxis. Künftig könnten weitere Arztsitze hinzukommen – allerdings nur rechtlich, denn Platz ist keiner mehr im Haus.

Der Umzug ist fast vollständig abgeschlossen

Hanke berichtet: „Der Umzug und der Start von Herrn Schellinger verliefen mehr oder weniger reibungslos.“ Allerdings seien die Monate zuvor stressig gewesen. Erst im September hatte der Zulassungsausschuss in Freiburg grünes Licht zur Schaffung des MVZ gegeben. „Wir hatten dann nur Oktober bis Dezember, um alles zu organisieren und umzusetzen. Es hat geklappt. Aber der Teufel steckt natürlich immer im Detail – Stichwort IT und Bürokratie“, so Hanke über kleine Verzögerungen vor dem Start.

Das Ärztehaus in der Straße am Stadtgarten 8 direkt neben dem Krankenhaus. Hier ist das MVZ untergebracht.
Das Ärztehaus in der Straße am Stadtgarten 8 direkt neben dem Krankenhaus. Hier ist das MVZ untergebracht. | Bild: Mario Wössner

Auch der Arzt selbst schildert einen guten Umzug. „Wir haben alles mitgenommen aus der alten Praxis: Geräte, Personal und Einrichtung.“ Inzwischen seien alle Geräte im Einsatz. Einzige Einschränkung: Das Röntgengerät ist noch nicht funktionsfähig. Hier musste man warten, bis die Wand des Raums mit Blei verkleidet wurde und in dieser Woche eine Schulung für das Gerät stattfand, so Schellinger. Geröntgt wird daher noch im Krankenhaus nebenan.

Ein Knochendichtemessgerät in einem der Behandlungszimmer: Thomas Schellinger nahm die Geräte aus seiner alten Praxis mit. Fast alle ...
Ein Knochendichtemessgerät in einem der Behandlungszimmer: Thomas Schellinger nahm die Geräte aus seiner alten Praxis mit. Fast alle sind bereits im Einsatz. | Bild: Mario Wössner

560 Patienten in 16 Tagen: Praxisalltag läuft auf Hochtouren

Für Patienten gab es keine Einschränkungen, im Gegenteil. „Wir machen alles schon eins zu eins wie in der alten Praxis“, berichtet der Orthopäde. Es laufe gut, die Räume seien größer und heller, er habe mehr Platz. „Und vor allem ist ruhiger als direkt an der Hauptstraße“, sagt Schellinger. Für die Patienten gibt es zudem einen breiten Aufzug in den ersten Stock und einen großen Parkplatz, was bisher immer ein Problem gewesen sei. Dazu habe er schon einige positive Rückmeldungen bekommen.

Behandelt wurden im MVZ in den ersten drei Wochen Schellingers bisherige Patienten, neue Patienten sowie Menschen, die nach einer Operation im Krankenhaus zu Nachsorgeterminen kommen. „Die Praxis hat einen guten Zulauf“, so Hanke.

An den ersten 16 Praxistagen behandelte Schellinger laut eigener Aussage schon 460 Kassenpatienten, dazu jeweils 50 Privatpatienten und Fälle der Berufsgenossenschaft, etwa nach einem Arbeitsunfall. „Ich dachte eigentlich, dass der Start schwieriger wird“, sagt er rückblickend. Kapazitäten habe seine Praxis noch, die Wartezeit für einen Termin betrage zwei Wochen.

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Kurze Wege und eingespielte Abläufe mit dem Krankenhaus

Die erhofften Vorteile des MVZ waren laut Michael Hanke bereits spürbar. Vor allem für die Nachsorge mit Kontrollterminen hätten sich die kurzen Wege als Erleichterung erwiesen. Von Schellingers Praxis bis zur Krankenhausverwaltung, die ebenfalls im Ärztehaus ist, sind es keine fünf Meter über den Flur. Die Abläufe zwischen Krankenhaus und Arzt seien bereits eingespielt und deutlich einfacher als früher.

Die Privatpraxis des Kollegen Frank Mattes befand sich bereits zuvor im Ärztehaus. Im MVZ behandelt er allerdings Kassenpatienten nach Operationen im Krankenhaus, wo er als Operateur angestellt ist. „Das ist sowohl für ihn als auch für die Patienten von Vorteil, die nicht zu einem anderen Arzt müssen. Es bleibt alles in einer Hand“, stellt Hanke fest.

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Wann kommen weitere Ärzte ins MVZ?

Hankes Fazit: „Wir sind zufrieden, wie es geklappt hat. Das ist die Basis für alles Weitere, das noch kommen kann“, sagt er. Denn künftig könnten noch weitere Arztsitze ins MVZ kommen. „Spruchreif ist noch nichts, aber ich bin natürlich immer in Gesprächen mit allen möglichen niedergelassenen Kollegen, die interessiert sind.“

Zeitdruck, in den nächsten Monaten jemanden zu finden, bestehe nicht. Zumal sich eine Vergrößerung im ersten Jahr wirtschaftlich noch nicht lohne. Denn das Leistungsvolumen eines MVZ sei so lange noch durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) limitiert, die einen Zuwachs an Patienten nicht bezahle.

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„Wir sind daher gut beraten, das MVZ erst einmal gut anlaufen zu lassen und in den Folgejahren ökonomisch und medizinisch sinnvolle Erweiterungen umzusetzen. Wichtig ist, dass wir jetzt eine Basis haben“, führt Hanke aus.

Welche Fachrichtung langfristig dazu kommen könnte, ist offen. Aber, sagt der Krankenhaus-Geschäftsführer: „Wir wollen ein gemischtes MVZ sein, also wird es eher kein zweiter Orthopäde.“ Hausarztsitze der KV könnten aus Stockach hinzukommen, Facharztsitze aus dem gesamten Landkreis.

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Im Ärztehaus selbst wäre allerdings ohnehin nur der rechtliche Sitz des Arztes. Die physische Praxis selbst müsste am bisherigen Standort verbleiben, da im Ärztehaus kein Platz mehr ist.