Nachdem sich Planung und Umsetzung lange hinzogen, ist es nun bald so weit: Stockach bekommt ein eigenes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) beim Krankenhaus. Doch welche Leistungen werden dort genau angeboten? Und wer kann sich überhaupt behandeln lassen? Alle Antworten auf einen Blick:
Wann und wo öffnet das Stockacher MVZ?
Das MVZ wird seinen Betrieb planmäßig am Dienstag, 7. Januar 2025, aufnehmen, erklärt Michael Hanke als Geschäftsführer des Krankenhauses auf Anfrage. Bis dahin sei der Umzug der zweiten Arztpraxis ins Ärztehaus Am Stadtgarten 8, wo sich das MVZ befinden wird, vollzogen und die IT des Hauses eingerichtet und betriebsbereit. Es wird dann fünf Tage pro Woche geöffnet sein, montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr.

Welche Arztpraxen gibt es im MVZ?
Das MVZ hat laut Hanke zunächst nur einen orthopädischen Kassenarztsitz (KV-Sitz) im Ärztehaus. Allerdings werden dort zwei Ärzte arbeiten: Thomas Schellinger und Frank Mattes. Wie viele Kassensitze es künftig gibt, ist noch nicht klar, so Hanke.
Betrieben wird das MVZ durch den leitenden Arzt Thomas Schellinger – und zwar in Kooperation mit dem Krankenhaus und ohne externe Finanzinvestoren. Schellinger wechselt mit seiner Praxis hierfür aus der Tuttlinger Straße ins Ärztehaus und wird seine Patienten mitnehmen.
Wer kann im MVZ Patient werden?
Das MVZ versorgt beziehungsweise behandelt gesetzlich und privat krankenversicherte Patienten sowie sogenannte BG-Patienten, die nach Arbeitsunfällen über die Berufsgenossenschaften abgerechnet werden, informiert Michael Hanke. Zudem werden auch die aus dem Krankenhaus Stockach entlassenen Patienten im MVZ ambulant weiterversorgt und, wenn notwendig, dorthin überwiesen.
Welche Leistungen bieten die Praxen an?
„Angeboten werden alle bisherigen aufwändigen Beratungen, Behandlungen und die Betreuung aller Patienten ohne Ausnahme in der Region Stockach und darüber hinaus“, zählt Michael Hanke auf. Neben Schellinger sei mit Frank Mattes auch eine hohe Kompetenz im Bereich der Fußproblematiken, zum Beispiel bei einem diabetischen Fuß, vorhanden. Zudem würden die Ärzte auch kinderorthopädische und kindertraumatologische Themen angehen.
In der MVZ-Praxis seien auch Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen möglich. „Das hat den Vorteil, dass Patienten nicht irgendwo anders hingeschickt werden müssen“, so Hanke. Davon ausgenommen seien Großgeräteuntersuchungen wie ein CT oder ein MRT. Hier könne das MVZ Patienten aber zielgerichtet vermitteln.
Außerdem bietet das MVZ laut Hanke auch eine Vermessung der Knochendichte (Osteologie) an, was besonders für ältere Menschen wichtig sei, die häufig an Osteoporose (Knochenschwund) leiden.
Welche Vorteile soll das MVZ bieten?
Die Vorteile eines solchen MVZ liegen für Michael Hanke auf der Hand. „Je mehr Krankenhäuser und je mehr KV-Notfallpraxen in Baden-Württemberg – politisch gewollt – schließen, umso wichtiger sind die verbleibenden medizinischen Versorgungseinrichtungen, weil kranke Menschen ja nun mal medizinisch behandelt werden müssen“, erklärt er. Zumal sich die Anzahl der Menschen mit medizinischen Versorgungsbedarf angesichts des demographischen Wandels erhöhen werde.
Gerade für ältere Menschen sei eine wohnortnahe medizinische Versorgung wichtig. „Diese in Stockach zu erhalten beziehungsweise zu sichern, ist die vorrangige Absicht, die mit dem MVZ verfolgt wird“, so Hanke.
Durch die Verschmelzung von Krankenhaus und MVZ bestehe künftig außerdem die Möglichkeit, deutlich mehr kleinere und größere Eingriffe im ambulanten OP-Zentrum im Ärztehaus umzusetzen. „Der Gesetzgeber und die Krankenkassen drängen immer vehementer darauf, dass mehr Operationen ambulant durchgeführt werden. Dem kann nun viel besser entsprochen werden“, so Hanke.
Warum dauerte die Umsetzung des MVZ so lange?
Trotzdem dauerte es mehrere Jahre, bis alle Beteiligten und Betroffenen von der Idee eines MVZ überzeugt waren und die Umsetzung beginnen konnte. So kam die Idee für ein Medizinisches Versorgungszentrum bereits im Jahr 2020 erstmals im Aufsichtsrat des Krankenhaus auf, berichtet Michael Hanke. Zunächst sei ein rein orthopädisches MVZ geplant gewesen, im Laufe der Zeit habe sich aber herausgestellt, dass ein gemischtes MVZ ebenso sinnvoll und realisierbar wäre.
Laut Hanke habe man sich in dem Prozess bewusst für ein kommunales MVZ entschieden, das mit dem Krankenhaus kooperiert und nicht von Finanzinvestoren getragen ist. „Um die gewünschten Synergien zu realisieren, ist es wichtig, die richtigen Partner für ein MVZ zu finden. Daher hat sich die Gründung des MVZ länger als gedacht hingezogen“, so Hanke.
Für Unmut sorgte in den vergangenen Jahren die Befürchtung, einige der begrenzten Kassenarztsitze im Raum Stockach könnten ins MVZ abwandern, wodurch andere Praxen verloren gingen. Mehrere Ärzte äußerten Kritik an dem Vorhaben. Hanke betonte dabei in der Vergangenheit aber immer wieder, das MVZ sei keine Konkurrenz zu den niedergelassenen Ärzten.
Wo kann man in der Nähe des MVZ parken?
Laut Michael Hanke existieren ausreichend Parkmöglichkeiten direkt vor dem Ärztehaus. Außerdem gibt es mehrere andere Möglichkeiten, beispielsweise das Parkhaus in der Innenstadt am Hägerweg. Es bietet 300 Plätze und ist von 5.30 bis 22 Uhr geöffnet, außerhalb dieser Zeit ist der Zugang mit dem Parkticket am Kartenterminal auf Ebene 0 (Hägerweg) oder Ebene 5 (Pfarrstraße) über das Rolltor möglich.
Die ersten 60 Minuten sind gebührenfrei, anschließend braucht man ein Ticket. Die Kosten liegen bei 1,50 Euro pro Stunde zwischen 5.30 und 19 Uhr, danach pauschal bei 1,50 Euro für den restlichen Tag. Ein Tagesticket kostet 15 Euro. An allen Sonn- und Feiertagen ist das Parken im Parkhaus kostenfrei.