Kreisverkehr oder lieber Abbiegespur? Um diese Frage drehte sich wortwörtlich die Diskussion um die Anbindung des künftigen Neubaugebiets Kapellenäcker am Ortseingang aus Richtung Ludwigshafen im Stockacher Gemeinderat. Es war eine von mehreren Entscheidungen, die in der jüngsten Sitzung zu dieser Fläche und dem Nachbargebiet „Am Osterholz II“ anstanden.

Der bestehende Bereich „Am Osterholz II“ soll neu geordnet werden, wenn das Korian-Pflegeheim, ehemals Casa Reha, im Kapellenäcker neu gebaut hat. Das Ziel: Neuer Wohnraum in Mehrfamilienhäusern durch Nachverdichtung. Nach dem Umzug ins neue Heim sollen die alten Gebäude abgerissen werden.

Ein Teil des Seniorenheims von Korian, ehemals Casa Reha.
Ein Teil des Seniorenheims von Korian, ehemals Casa Reha. | Bild: Löffler, Ramona

Auf einem Teil der Fläche wird Korian dann für betreutes Wohnen, Tages- und Kurzzeitpflege sowie Mitarbeiterwohnungen neu bauen. Auch ein eingruppiger Kindergarten sei angedacht, erklärt Willi Schirmeister, Leiter des Stadtbauamts. Auf den anderen Teil der freiwerdenden Fläche kommen dann Mehrfamilienhäuser. Zudem sollen auch im Kapellenäcker Mehrfamilienhäuser und Bauplätze entstehen.

Stadt wird wohl den Kindergarten betreiben

Ilona Steinmann, die neue Leiterin der Bauverwaltung, stellte die Pläne vor und erklärte, dass durch die Überplanung Flächen gespart werden sollen. Bürgermeister Rainer Stolz erläuterte näher, dass die Stadt mit Korian über den Kindergarten gesprochen und dem Unternehmen signalisiert habe, diesen zu betreiben. Es sei aber noch nichts abschließend geklärt. „Wir sind froh, dass Korian so viel Geld in die Hand nimmt“, fasste Stolz zum großen Bauvorhaben zusammen.

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Willi Schirmeister erinnerte daran, dass die Betriebsgenehmigung bald auslaufe und daher schnellstmöglich alles mit dem Heim unter Dach und Fach gebracht werden müsse. Zu notwendigen und anstehenden Arbeiten im Bereich Kapellenäcker sagte er unter anderem: „Die Aufschüttung für den Lärmschutzwall wird noch fertiggemacht.“ Es müssten dazu aber nochmal die Werte im Hinblick auf die Gewebefläche und die Trafos der Stadtwerke auf der anderen Straßenseite überprüft werden.

Mehrere Räte brachten das Thema Energie- und Wärmeversorgung für beide Gebiete auf. Stolz verwies darauf, dass ohnehin schon mehr gemacht werde, als der Gesetzgeber vorschreibe. Schirmeister sagte außerdem zum Neubaugebiet Kapellenäcker, dass das Pflegeheim und die Mehrfamilienhäuser Photovoltaikanlagen erhalten würden.

Links das künftige Baugebiet Kapellenäcker, rechts ein Gebäudeteil von Korian, ehemals Casa Reha.
Links das künftige Baugebiet Kapellenäcker, rechts ein Gebäudeteil von Korian, ehemals Casa Reha. | Bild: Löffler, Ramona

Viele Stimmen für B31-alt-Kreisverkehr

Eigentlich sollte ein ursprünglich geplanter Kreisel auf der Ludwigshafener Straße (B31-alt) zur Anbindung von Kapellenäcker aus Kostengründen wegfallen, die Diskussion lief aber schnell in die andere Richtung. Wolfgang Reuther (CDU) plädierte sofort für den Kreisel: „Es darf nicht an 250.000 Euro scheitern, auch wenn das viel Geld ist. Eine Abbiegespur würde nur die Verkehrssituation verkomplizieren.“

Karl-Hermann Rist (Grüne) erkundigte sich, was die bessere Radwegführung habe – Schirmeister antwortete, es sei ein Kreisel. „Dann bevorzugen wir den Kreisverkehr“, so Rist sofort. Alice Engelhardt (Grüne) knüpfte hier an und regte die Entwicklung eines Radewegekonzepts an. Stolz erklärte, dass dies eigentlich bereits vorhanden sei. Und Claudia Weber-Bastong (SPD) wollte wissen, was sicherer ist – auch hier lautete Schirmeisters Antwort: Kreisverkehr.

Hier auf der Ludwigshafener Straße soll in ein paar Jahren ein Kreisverkehr entstehen, um links aus dieser Perspektive hinter der Straße ...
Hier auf der Ludwigshafener Straße soll in ein paar Jahren ein Kreisverkehr entstehen, um links aus dieser Perspektive hinter der Straße „Obere Walke“ das Baugebiet Kapellenäcker anzubinden. | Bild: Löffler, Ramona

Kritik wegen Kosten und Lärm

Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler) warf die Frage auf, ob 250.000 Euro für einen Kreisel notwendig seien, wenn es nur den Ziel- und Quellverkehr ins Neubaugebiet gebe. „Die Frage ist, ob wir das Geld nicht brauchen“, sagte er allgemein im Hinblick auf andere Vorhaben. Stolz verwies auf die vorhandene Liquidität der Stadt, die im Rahmen des Haushaltsbeschlusses erwähnt worden sei.

Werner Gaiser (CDU) befürchtete, dass der Lärmschutzwall durch den Kreisverkehr einen Teil seiner Funktion verlieren würde. Schirmeister sah da aber kein großes Problem, da mit Fenstern passiver Lärmschutz möglich sei.

Für Stau egal, ob Kreisel oder Abbiegespur

Rainer Stolz forderte schließlich eine Entscheidung zwischen Kreisverkehr und Abbiegespur. Schirmeister bemerkte dazu: „Wenn wir optisch etwas Gutes tun wollen – dann ein Kreisel.“ In Punkto Stau spiele es keine Rolle, was dort an der Stelle sei. Die Entscheidung für den Kreisverkehr fiel bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung.

Bis der Kreisel tatsächlich kommt, dauert es aber ein paar Jahre. Auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärte Schirmeister, dass zunächst die Erschließung im Kapellenäcker stattfinde, damit Korian das neue Pflegeheim bauen und umziehen könne. Was mit dem Blitzer geschieht, ist noch nicht klar.

Hier entsteht das Baugebiet Kapellenäcker. Im Hintergrund hinter dem Erdwall verläuft die Ludwigshafener Straße (B31-alt).
Hier entsteht das Baugebiet Kapellenäcker. Im Hintergrund hinter dem Erdwall verläuft die Ludwigshafener Straße (B31-alt). | Bild: Löffler, Ramona

Martin Bosch (CDU) regte noch an, im Kapellenäcker kleine Baugrundstücke zu schaffen, die Familien sich leisten können. Er sprach außerdem noch einen Teil des Gebiets Kapellenäcker am Hang in Richtung Obsthof Hertle an, wo Reihenhäuser entstehen könnten. „Das ist ein guter Gedanke. Das nehmen wir auf“, so Stolz.

Das Gremium stimmte schließlich noch dem Planungskonzept und Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Am Osterholz II“ sowie dem Planungskonzept für den Bebauungsplan Kapellenäcker zu.