Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg sind das Elektropop-Duo Glasperlenspiel und stammen aus der Region: Grunenberg kommt ursprünglich aus Stockach, Niemczyk aus Singen. Bereits seit ihrer Teenager-Zeit in Stockach machen die beiden gemeinsam Musik. Mit dem Lied „Echt“, das den Beginn ihrer großen Karriere markiert, traten sie 2011 beim Bundesvision Song Contest an. Die 32-jährige Sängerin und der 34-jährige Sänger und Keyboarder sind auch privat ein Paar. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER geben sie Einblicke in ihr Privatleben und sprechen über ihre Pläne für 2023.

Wie oft sind Sie in der Heimat?

Carolin Niemczyk: Während Corona waren wir meistens am Bodensee, das war einfach entspannter, zumal in Berlin die Feier- und Künstlerkultur in der Zeit verloren gegangen war.

Daniel Grunenberg: Jetzt waren wir viel in Berlin, aber zu Feiertagen fahren wir immer nach Hause. Wir nehmen gerne beide Welten mit, aber Heimat ist halt Heimat.

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An welchen Projekten arbeiten Sie gerade?

Daniel Grunenberg: Natürlich an neuer Musik, schon Anfang des Jahres wird etwas Neues kommen. Diesen Sommer hatten wir extrem viele Auftritte. Nach der Corona-Pause waren wir so hungrig, dass wir einfach nur spielen wollten. Wir waren bei 35 Open-Air-Festivals vertreten.

Carolin Niemczyk: An Silvester sind wir noch auf dem Schlossplatz in Stuttgart. Dort treten wir zum ersten Mal um kurz vor Mitternacht auf.

Daniel Grunenberg: Das Business hat sich geändert. Heute geht es nicht mehr in erster Linie ums Album. Man schreibt einen Song, wie man ihn gerade fühlt, nimmt ihn auf und bringt ihn vielleicht vier Wochen später raus. Wenn ein Song veröffentlicht ist, bekommt man auch schnell Feedback: Was sagen die Leute, wie kommt er an?

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Wie muss man sich das Komponieren und Texten vorstellen? Woher kommen die Ideen?

Daniel Grunenberg: Das ist der Einfluss, wie man durchs Leben geht. Da hat man manchmal eine Headline im Kopf. Schreiben ist auch ein Stück weit Therapie. Man gibt seine Seele preis, erzählt, was einen beschäftigt, was man fühlt.

Carolin Niemczyk: Daniel ist derjenige, der technisch versierter ist. Er macht die Produktion und die Musik, ich eher die Texte und Melodien. Wir arbeiten auch gerne mit anderen Songwritern zusammen. Es ist eine supercoole Arbeit, Ideen und den Horizont anderer Songwriter einfließen zu lassen. Manchmal komme ich auch mit einer Strophe oder einem Refrain zu Daniel und sage: Das hätte ich, kannst du dazu was komponieren.

Daniel Grunenberg: Deutsche Texte zu schreiben, ist aus meiner Sicht sehr anspruchsvoll. In unserem Genre bewegen wir uns ganz nah am Schlager. Die deutsche Sprache empfinde ich oft als sehr hart. Man kann in Songs nicht den Slang benutzen, den man normalerweise hat.

Ist es einfacher, auf Samples zurückzugreifen oder eigene Lieder zu kreieren?

Daniel Grunenberg: Das ist eher schwerer, finde ich. Daft Punk [eine 1993 gegründete französische Formation der French-House-Musik, Anm. der Redaktion] haben Hits der 1970er-Jahre gesampelt. Diese Idee hatten wir auch. Zum Beispiel das Lied ‚Sunglasses‘ von Corey Hart, das ist so geil, dass wir dachten: ‚Lass uns das mal neu auflegen.‘ Dass ich mit ihm zusammenarbeiten durfte – damit ist schon ein kleiner Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. ‚Children‘ von Robert Miles habe ich auch als Kind gehört und schon damals gedacht: Wie krass kann eine Melodie sein? Unsere Single ‚SOS‘ ist ein Sample seines Hits.

Carolin Niemczyk: Wir haben mit der Zeit unser Konzept geändert, weil wir Lust auf Neues hatten. Dank Daniels DJ-Set werden wir noch elektronischer und tanzbarer. Er sampelt auch alte Songs mit rein, das funktioniert zu unserer Musik gut. Wir nutzen die Technik, um dadurch einen neuen Song entstehen zu lassen.

Wie sieht das nächste Jahr aus?

Daniel Grunenberg: Wir nehmen erstmal eine kleine Auszeit. Im Januar fliegen wir nach Kapstadt und tun dort was für unsere Work-Life-Balance. Wir wollen die Stadt aufsaugen, aber ich habe in Corona auch ein Solo-Projekt gestartet, da kann man sich auf einiges freuen. Früher war die Planung sehr langfristig, aber unserer Branche geht es ja nicht super exzellent. Früher war ein Jahr vorher der Sommer durchgebucht. Jetzt ist noch viel Aufbauarbeit zu leisten – alles ist teurer, viele Arbeitskräfte fehlen, um auf Tour zu gehen.

Carolin Niemczyk: Einige Termine stehen aber schon fest. Man kann alle auf unserer Website nachschauen. Live zu spielen war für uns schon immer das Schönste, das Feedback von den Leuten ist einfach am besten.

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Ist es für Sie immer gut, dass Sie privat und beruflich ein Paar sind? Wie hat sich Ihre Beziehung verändert?

Daniel Grunenberg: Wir haben unsere Balance gefunden. Das geht ja schon ganz schön lange, wir sind es gewohnt, zusammenzuarbeiten und unser Privatleben zu teilen. Aber es ist immer wichtig, dass jeder seine Sachen hat. Die positiven Momente überwiegen auf jeden Fall (lacht). Es ist etwas sehr Schönes, wenn man eine hundertprozentige Vertrauensperson bei sich hat – gerade in dieser Branche. Und wir sind quasi zusammen erwachsen geworden. Entweder man entwickelt sich in eine ähnliche Richtung – oder eben nicht. Da haben wir wohl Glück gehabt (beide lachen).

Sie unterstützen gleich mehrere Stiftungen. Welche sind das und warum tun Sie das?

Carolin Niemczyk: Ja, seit über zehn Jahren unterstützen wir die deutsche Kinderschutzstiftung ‚Hänsel + Gretel‘, die Kinder vor körperlicher, seelischer und sexualisierter Gewalt schützt. Außerdem sind wir Botschafter für Unicef. Das liegt mir besonders am Herzen. Es geht darum, Frauen und Mädchen zu stärken und Aufklärung zu betreiben. Auch bei der Herzenssache, einer Kinderhilfsaktion, die sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland einsetzt, sind wir schon sehr lange dabei.

Daniel Grunenberg: Uns ist wichtig, mit unserem Sprachrohr Musik auf Sachen aufmerksam zu machen. Wir haben zum Beispiel an schon öfter das Jugendwerk Gailingen unterstützt. Caro hat das Geld für das Singen der Nationalhymne auch dorthin gespendet. Wenn es möglich ist, Menschen zusammenzubringen, tun wir das auch.