Die schwierigen Zeiten, die die deutsche Automobilwirtschaft aktuell erlebt, spürt auch die Eto-Gruppe in Stockach. Hier wurden große Teile der Belegschaft des Automobilzulieferers bereits Anfang Dezember 2024 in Kurzarbeit geschickt. Diese wurde nun auf alle anderen Standorte von Eto Magnetic GmbH in Deutschland ausgeweitet, wie Unternehmenssprecher Tobias Rieger auf Nachfrage dieser Zeitung mitteilte.

„Seit dem 1. Januar 2025 haben wir die Kurzarbeit auf alle deutschen Standorte erweitert, um unsere Kapazitäten flexibel an die schwankende Nachfrage anzupassen, Finanzmittel zu schonen und gleichzeitig aber Arbeitsplätze sichern zu können“, so Rieger. Am Standort Stockach hatte man im Dezember die Kapazität im Schnitt um 30 Prozent gesenkt. Die Eto-Gruppe hat weitere Standorte in Friedrichshafen, Vaihingen, Nürnberg und Bonn.

Mit Optimismus ins neue Jahr

Als Grund für die Kurzarbeit nannte Eto Magnetics GmbH im November 2024 den frühen Einbruch des Stammgeschäftes gleichzeitig mit der Markteinführung mehrerer neuer Produkte. Kunden hätten Aufträge reduziert, mit denen man in der zweiten Jahreshälfte gerechnet habe. Wann sich der Markt wieder erholen werde, sei noch nicht abzusehen, so Rieger im November. Doch trotz allem ist man nicht ganz so pessimistisch ins neue Jahr gestartet, denn für das Jahr 2025 erwartet die Eto-Gruppe durch mehrere geplante Anläufe neuer Produkte eine leichte Umsatzerhöhung, wie weiter mitgeteilt wird.

Einblick in die Produktion bei Eto Magnetics GmbH.
Einblick in die Produktion bei Eto Magnetics GmbH. | Bild: ETO Gruppe

Weitere Unsicherheit für die internationale Automobilbranche ergibt sich zusätzlich durch den Start der zweiten Amtszeit des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Dieser hat sich die Förderung der eigenen Unternehmen auf die Fahne geschrieben und droht mit Strafzöllen für Waren aus dem Ausland, unter anderem aus Mexiko.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch Eto Magnetics GmbH hat einen Standort in Mexiko und produziert dort vorrangig für den nordamerikanischen Markt, wie Unternehmenssprecher Rieger sagt. „Da noch nicht genau absehbar ist, welche unmittelbaren Auswirkungen die Amtszeit Trump auf internationale Lieferketten haben wird, erhöhen wir weiter unsere Flexibilität“, so die Einschätzung Riegers. Man stehe mit den Kunden im regelmäßigen Austausch und bereite entsprechende Szenarien vor.

Nicht nur international stehen der Automobilindustrie weitreichende Veränderungen ins Haus. Am 23. Februar wählt Deutschland einen neuen Bundestag, und ein Regierungswechsel ist ein realistisches Szenario. Was erhofft sich der Automobilzulieferer Eto Magnetics GmbH von einem etwaigen Kurswechsel? Vor allem wünsche man sich wieder eine höhere Verlässlichkeit bezüglich zukünftiger Rahmenbedingungen, heißt es in der Eto-Stellungnahme dazu. Außerdem wünsche man sich eine Stärkung des Forschungs- und Innovationsstandort durch ordentliche Bildung, Aus- und Weiterbildung. Ebenso erhoffe man sich eine Senkung der Energiekosten und der Bürokratie.

Branche findet sich in einem großen Umbruch

Denn blickt man in die Region, so steht es um die Automobilzuliefererbranche aktuell nicht gut. Erst zum Jahreswechsel hat BCS Automotive Interface Solutions GmbH nach 75 Jahren am Standort Radolfzell sein Werk aufgegeben und die Produktion nach Rumänien verlagert. ZF hat einen massiven Stellenabbau für dieses Jahr geplant. Wie steht es um die Eto-Gruppe in diesen Zeiten? Man befinde sich wie viele Unternehmen in der Branche in einer umfassenden Transformation, um angesichts des dynamischen Wandels der Märkte zukunftsfähig zu bleiben, so Unternehmenssprecher Tobias Rieger.

Man arbeite sowohl am bestehenden Geschäft als auch an neuen Geschäftszweigen, um sich breiter aufzustellen. „Nur durch eine Anpassung unseres Stammgeschäfts sowie die Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen, auch für neue Märkte außerhalb der Automobilbranche, werden wir zukünftig weiter nachhaltig wachsen und Arbeitsplätze sichern können“, so Rieger. Deshalb habe man bereits 2019 mit der Erweiterung unserer Produktpalette begonnen. Erste Anläufe seien jetzt erfolgt, und in den nächsten sechs Monaten würden kontinuierlich neue Produkte in den Markt eingeführt werden. Bis 2027 erwarten die Eto-Gruppe dadurch ein Wachstum deutlich über 10 Prozent und damit eine Rückkehr zu guter Auslastung und gesundem Wachstum.