Eindeutiger hätte der Wahlsieg nicht sein können: Die Einwohner von Stockach haben Susen Katter mit 65,26 Prozent zu ihrer neuen Bürgermeisterin gemacht. Sie lag damit weit vor allen anderen Kandidaten und wird ab Januar die Nachfolge von Amtsinhaber Rainer Stolz antreten.

So hoch das Ergebnis für sie war, so niedrig war im Gegensatz dazu die Wahlbeteiligung. Stockach hat 13.377 Wahlberechtigte, doch nur 6125 machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch – das entspricht einer Wahlbeteiligung von 45,79 Prozent. Dies trübte die Stimmung im vollen Saal des Bürgerhauses Adler Post bei der Ergebnisverkündung ein wenig. Als ein verwundertes und enttäuschtes Raunen wegen der Wahlbeteiligung durch den Saal ging, sagte Rainer Stolz zu den Anwesenden: „Das war auch meine Reaktion.“

Landrat Zeno Danner (rechts) gratuliert Susen Katter zum Wahlsieg.
Landrat Zeno Danner (rechts) gratuliert Susen Katter zum Wahlsieg. | Bild: Löffler, Ramona

Große Freude im Bürgerhaus

Doch der Applaus und die Reaktionen für Susen Katter waren nach der Verkündung des Ergebnisses umso lauter und fröhlicher. Der Saal brach nahezu in Jubel aus, als sie als Siegerin ausrief. 3976 Einwohner haben für die 39-Jährige aus Liggeringen gestimmt, die derzeit noch Leiterin des Ordnungsamts des Landkreises Tuttlingen ist. Ihr Mann André und ihre fünfjährigen Zwillinge freuten sich ebenfalls sehr.

Susen und André Katter haben beide Blumen erhalten. Am Rednerpult steht Bürgermeister Rainer Stolz.
Susen und André Katter haben beide Blumen erhalten. Am Rednerpult steht Bürgermeister Rainer Stolz. | Bild: Löffler, Ramona

Rainer Stolz sagte in seiner Rede, das Wahlergebnis und die recht geringe Zahl von nur 32 ungültigen Stimmen seien eindeutig. Er lobte den zurückliegenden Wahlkampf. Auf die Frage von Rainer Stolz, ob sie die Wahl annehme, antwortete Susen Katter ohne zu zögern: „Ja, sehr gerne.“

Der Amtsinhaber merkte noch an, dass die Stockacher vor 30 Jahren einen Hausmann gewählt hätten, nun sei es eine Mutter. Damit meinte er, dass er sich damals nach zwölf Jahren in der Verwaltung gerade im Erziehungsurlaub befunden hatte. Die Gäste quittierten dies mit amüsiertem Lachen.

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Wer nicht gewählt hat, darf nicht motzen

Landrat Zeno Danner bemerkte, die Einwohner hätten eine hervorragende Wahl aus einem guten Kandidatenfeld getroffen. Über Susen Katter sagte er: „Wer ihren Lebenslauf kennt, weiß, dass sie vom Fach ist, das richtige Alter hat und aus einem Landratsamt kommt.“ Auch er griff den Wermutstropfen des Abends auf: „Die Wahlbeteiligung ist natürlich auf keinem berauschenden Niveau.“ Deshalb betonte er: „Mehr als die Hälfte der Bürger hat jetzt kein Recht, in den kommenden acht Jahren zu motzen, weil sie nicht an der Wahl teilgenommen haben.“

Der Eigeltinger Bürgermeister Alois Fritschi, der bald dienstältester Bürgermeister in der Verwaltungsgemeinschaft Stockach ist, gratulierte Susen Katter im Namen der Kollegen. Das Wahlergebnis sei ein klares Zeichen für die Demokratie, sagte er. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER sagte er auch, er sei stolz und dankbar. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung überbrachte Glückwünsche der Abgeordneten und lobte die lebendigen Diskussionen im Wahlkampf.

Susen Katters Sohn gratuliert und umarmt sie. die 39-Jährige hat Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen.
Susen Katters Sohn gratuliert und umarmt sie. die 39-Jährige hat Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen. | Bild: Löffler, Ramona

Siegerin kann es kaum erwarten, loszulegen

Susen Katter strahlte und zeigte sich überwältigt. Das klare und hohe Ergebnis erfülle sie mit Freude, erklärte sie in ihrer Rede: „Es brennt mir unter den Nägeln, bald loszulegen.“ Dem SÜDKURIER sagte sie: „Es ist alles noch ein wenig unwirklich. Ich habe im Wahlkampf viele tolle Erfahrungen gemacht und auch sehr viel über mich selbst gelernt.“

Die Reaktionen fallen sehr positiv aus. „Das ist ein verdientes Ergebnis. Und eine Frau als Bürgermeisterin für Stockach ist eine tolle Sache“, so Christoph Stetter, Vorsitzender der CDU Stockach. „Das eindeutige Ergebnis spiegelt ihren Wahlkampf wider. Doch mein Dank geht auch an alle anderen Kandidaten, dass sie eine demokratische Wahl ermöglicht haben.“

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Feuerwehrkommandant Uwe Hartmann sagte, Susen Katter habe verdient gewonnen. Sie habe großes Engagement gezeigt. Auch Krankenhaus-Geschäftsführer Michael Hanke freute sich über das Ergebnis. Narrenrichter Jürgen Koterzyna schenkte der künftigen Bürgermeisterin eine Flasche Hans-Kuony-Sekt. Die Narren seien mit dem deutlichen Wahlergebnis sehr zufrieden. Außerdem: „Zu ersten Mal in der Geschichte der Stockacher Fasnacht haben wir eine Bürgermeisterin.“

Und was sagen die Kollegen? Der Hohenfelser Rathaus-Chef Florian Zindeler erklärte, so ein Wahlergebnis sei Rückenwind für Susen Katter. Christoph Stolz, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, und alle Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft freuen sich auf die Zusammenarbeit mit der 39-Jährigen. Es werde sicher ein gutes Miteinander. Stefan Keil, Bürgermeister von Orsingen-Nenzingen, betonte, das Wahlergebnis spiegle wider, dass die Einwohner ein verwaltungserfahrenes Stadtoberhaupt wollen. Der Mühlinger Bürgermeister Thorsten Scigliano ergänzte, das Wahlergebnis sei die Folge eines tollen Wahlkampfs.

Alt-Bürgermeister Franz Ziwey gratuliert Susen Katter.
Alt-Bürgermeister Franz Ziwey gratuliert Susen Katter. | Bild: Löffler, Ramona

Was die Verlierer der Wahl sagen

Die anderen vier Kandidaten reagieren unterschiedlich auf das Wahlergebnis. „Ich fühle keine Enttäuschung über das Ergebnis“, sagte Yurdagül Coskun im Gespräch mit SÜDKURIER-Redakteurin Anna-Maria Schneider. „Ich bin darüber erleichtert. Morgen fahre ich nach Hause zu meinen Kindern, werde wieder zur Arbeit gehen, der Alltag beginnt wieder und darauf freue ich mich. Ich wünsche Frau Katter alles Gute. Was mich dann doch enttäuscht hat, ist die geringe Wahlbeteiligung. Da hätte ich von den Stockachern mehr erwartet.“

Rainer Beel erklärte, er sehe das eindeutige Ergebnis emotionslos: „Der Wähler hat entschieden, das ist gut. Doch klar hat man sich etwas anderes vorgestellt, als man sich zur Wahl aufgestellt hat. Der Wahlkampf war für mich eine interessante Erfahrung, die ich nicht bereue.“

Narrenrichter Jürgen Koterzyna überreicht Susen Katter ein Geschenk.
Narrenrichter Jürgen Koterzyna überreicht Susen Katter ein Geschenk. | Bild: Löffler, Ramona

Jayden Stefan Grey fand es schade: „Ich hatte mir mehr erhofft. Doch die Wähler haben entschieden. Ich hätte den Job des Bürgermeisters sehr gerne gemacht, doch so ein Ergebnis muss man annehmen. Ich hätte es bereut, wenn ich mich nicht zur Wahl aufgestellt hätte. Ich bin vermutlich auch zu spät in den Wahlkampf eingestiegen, doch es war für mich eine tolle Erfahrung, aus der ich viel mitnehme.“

Michael Mende hatte nach Susen Katter die meisten Stimmen. „Ich wünsche Frau Katter alles Gute und wir alle werden ihr jede Unterstützung zukommen lassen. Sie ist eine kompetente Frau und wird sicher beweisen, dass sie es trotz Familie meisten wird“, so Mende im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Der Wahlkampf war für mich eine super Erfahrung. Ob ich nun für den Ortschaftsrat oder Gemeinderat kandidieren möchte, weiß ich noch nicht. Es wäre ein weiteres Ehrenamt, für das ich eigentlich so wenig Zeit habe. Die Gespräche mit den Bürgern waren eine sehr gute Erfahrung.“

Hier gibt es den Wahlticker vom Sonntag zum Nachlesen.