Vier Bewerber sind derzeit im Rennen um die Nachfolge von Bürgermeister Rainer Stolz. Eine von ihnen rückt dabei immer wieder in den Fokus, weil ihr gleich drei Parteien aus dem Gemeinderat Unterstützung zugesagt haben. Bei anderen Bewerbern kommt das gar nicht gut an. Aber was bedeutet es eigentlich, wenn eine Partei einer Kandidatin Unterstützung zusagt? Der SÜDKURIER hat nachgefragt.
Schon sehr früh im Wahlkampf war klar, dass die CDU Susen Katter unterstützen wird. Wie Christoph Stetter, Vorsitzender der Stockacher Christdemokraten auf Nachfrage des SÜDKURIER berichtet, habe er mit allen Bewerberinnen und Bewerbern telefonisch gesprochen. In einer internen Parteisitzung habe man über die verschiedenen Bewerber gesprochen. „Wir sind am Ende zu dem Schluss gekommen, dass Susen Katter aus unserer Sicht die Kandidatin ist, die Stockach fachlich und persönlich am besten voranbringen kann“, so Stetter. Deshalb sei die Entscheidung gefallen, sie zu unterstützen.
Kein Geld von der CDU
Aber was bedeutet das konkret? „Frau Katter erhält von uns keine finanzielle Unterstützung. Stattdessen stehen wir ihr vor allem als Gesprächspartner für organisatorische Fragen zur Verfügung, beispielsweise mit Hinweisen auf Lokalitäten für ihre Veranstaltungen oder auf geeignete Ansprechpartner vor Ort“, macht Stetter klar. Prinzipiell kann er sich auch vorstellen, dass CDU-Mitglieder dabei helfen, Katters Wahlplakate aufzuhängen, sollte das erforderlich sein. „Darüber haben wir aber noch nicht gesprochen“, sagt er.
Und was verspricht sich die CDU davon? „Wir versprechen uns davon, jemanden an der Stadtspitze zu haben, der auch wirklich fähig ist, dieses Amt zu führen. Unmittelbare Vorteile für unsere Partei oder Fraktion erwarten wir dadurch nicht“, betont Stetter.
Unterstützung führt nicht immer zum Erfolg
Er verweist zudem darauf, dass die Unterstützung für einen Kandidaten oder eine Kandidatin noch lange nicht bedeutet, dass er oder sie auch gewählt werden. „Am Ende entscheiden nicht Parteien die Wahl, sondern die Bürger“, so Stetter. Als Beispiel nennt er die erste Wahl von Rainer Stolz 1993. „Damals wurde sein Gegenkandidat Manfred Jüppner von der CDU unterstützt. Gewählt wurde jedoch Rainer Stolz.“

Dass die frühe Positionierung der CDU möglicherweise andere vielversprechenden Kandidaten davon abgehalten hat, sich noch zu bewerben, das glaubt Stetter nicht. „Wir haben uns zwar früh im Prozess für Frau Katter entscheiden, aber die anderen Parteien kamen ja erst später dazu“, sagt Stetter.
Er ist überzeugt: „Wenn jemand wirkliches Interesse an Stockach hat, schmeißt er seinen Hut in den Ring, auch wenn eine Partei schon ihre Unterstützung für eine Kandidatin zugesagt hat.“ Das zeige sich auch daran, dass noch weitere Bewerbungen eingegangen sind – zuletzt sogar, als schon drei Parteien ihre Unterstützung für Katter zugesagt hatten.
Und wie sieht es bei den anderen Parteien aus? Auch die Freien Wähler haben sich hinter Susen Katter gestellt. „Dabei geht es aber um eine rein ideelle Unterstützung. Wir sammeln keine Spenden und lassen ihr auch sonst keinerlei finanzielle Mittel zukommen“, erklärt Wolf-Dieter Karle, Vorsitzender der Freien Wähler in Stockach.
Freie Wähler wünschen sich Kandidaten, die vor Ort sind
Die Entscheidung für Katter sei gefallen, weil sie aus Sicht der Freien Wäher die Bewerberin sei, die am meisten Interesse an Stockach gezeigt und sich am intensivsten mit der Stadt auseinander gesetzt hätte. „Wenn Leute sich nicht der Öffentlichkeit stellen, macht es auch keinen Sinn sie zu unterstützen“, sagt er mit Blick auf die Kandidaten, die noch nicht in einen persönlichen Wahlkampf vor Ort in Stockach gestartet sind.

Für Klaus Delisle, den Vorsitzenden der Stockacher SPD bedeutet die Unterstützung für Susen Katter in erster Linie, dass die Partei damit beschlossen hat, die Suche nach einem eigenen Kandidaten einzustellen. „Wir hatten bereits im Mai damit begonnen, über unsere Parteikontakte auf Landes- und Bundesebene nach einem geeigneten Bewerber oder einer Geeigneten Bewerberin für Stockach zu suchen. Das war ein sehr mühsames Geschäft“, berichtet Delisle.
SPD hat die eigene Kandidatensuche eingestellt
Am 14. August habe der Vorstand des Stockacher SPD-Ortsverbands dann beschlossen, die Suche einzustellen, und ebenfalls Susen Katter zu unterstützen. „Wir halten sie für die am besten geeignete Kandidatin für Stockach“, sagt Delisle. Das habe sich in mehreren langen, persönlichen Gesprächen vor Ort herauskristallisiert. Aber waren auch die anderen Bewerber zu SPD-Vorstandssitzungen eingeladen? „Unsere Sitzungen finden unter der Woche statt. Wenn Bewerber da nicht persönlich präsent sein können, dann können sie nicht an Vorstandssitzungen teilnehmen“, so Delisle.
Und wie sieht die Unterstützung der SPD aus? „Wir haben Frau Katter angeboten, dass sie unser Equipment, wie beispielsweise Bistro-Tische oder einen Mini-Infostand nutzen kann“, so Delisle. Auch Hilfe beim Flyer-Verteilen oder Plakatieren könne er sich grundsätzlich vorstellen. Über eine finanzielle Unterstützung des Wahlkampfs habe man bisher noch nicht gesprochen. Hierüber müsste dann der Parteivorstand beraten, macht Delisle deutlich.
So sieht es bei FDP und Grünen aus
Entgegen eines in der Stadt kursierenden Gerüchts dementiert die FDP, ebenfalls zu den Katter-Unterstützern zu gehören. Die Vorsitzende des Ortsverbands Carolin Schiemer-Eberle schreibt auf Nachfrage des SÜDKURIER: „Richtig ist, dass es im Zusammenhang mit der Bürgermeisterwahl in Stockach vom FDP-Ortsverband Stockach bisher keinerlei Stellungnahme gab und wir bisher auch niemandem Unterstützung zugesagt haben. Noch ist die Frist für Bewerbungen nicht abgelaufen. Wir von der FDP in Stockach wünschen allen Kandidatinnen und Kandidaten einen erfolgreichen Wahlkampf.“ Auch die Stockacher Grünen haben sich nach aktuellem Stand bislang noch nicht für eine Kandidatin oder einen Kandidaten positioniert.
„Ich würde mich sehr freuen, wenn wir in den letzten Wochen des Wahlkampfes anstelle einer Diskussion um eine unfaire Parteienunterstützung einen konstruktiven Streit und Wettbewerb um Inhalte, Ideen und Konzepte für die Zukunft unserer Stadt erleben würden. Ich finde, das hat Stockach verdient und das haben vor allem die Wählerinnen und Wähler verdient“, betont CDU-Mann Christoph Stetter. Denn bis zum Wahltag am 15. Oktober sind nur noch rund fünf Wochen Zeit, um sich über Themen auszutauschen.