Während viele Läden am Samstag bis nachmittags oder abends geöffnet sind, schließen die Apotheken in Stockach, Ludwigshafen und Eigeltingen an diesem Tag schon um die Mittagszeit. Wenn dann keine Apotheke in der Nähe Notdienst hat, müssen die Kunden in andere Städte fahren, um sich mit Medikamenten zu versorgen.

Doch wie groß ist der Bedarf tatsächlich, und wie stehen die Apotheker zu längeren Öffnungszeiten am Samstag?

Apotheke Dr. Vetter, Stockach

In der Apotheke Dr. Vetter in Stockach arbeiten 25 Personen, davon sind fünf Apotheker. Inhaber Michael B. Vetter erklärt: „Um 12 Uhr endet samstags die verpflichtende Kernzeit. Danach ist es jedem Apotheker freigestellt, zu entscheiden, ob sich eine längere Öffnungszeit lohnt und ob der Bedarf da ist. Wir haben in unserer Apotheke dann 55 Öffnungsstunden hinter uns und sind die Einzigen, die schon seit 1992 durchgehend ohne Mittagspause für unsere Kunden da sind.“

Michael B. Vetter, Apotheke Dr. Vetter
Michael B. Vetter, Apotheke Dr. Vetter | Bild: Claudia Ladwig

In der Corona-Zeit habe sich das Kundenverhalten verändert. Vetter erzählt: „Wir bekamen enormen Zulauf durch unsere eigene Produktion von Desinfektionsmitteln, als es keine zu kaufen gab, und durch den Verkauf von Masken, die wir aus China importiert hatten. Wir waren auch die Ersten, die in großem Umfang getestet haben.“

Seine Kunden können bei ihm alles elektronisch vorbestellen. Mit den Preisen von Online-Apotheken könne er jedoch nicht konkurrieren, betont er. „Die nehmen die Sahne obendrauf weg. Sie wollen die stationären Apotheken ruinieren, um in den freiwerdenden Raum einzutreten. Die Inhaber ausländischer Versandapotheken sind Kapitalgesellschaften, richtige Heuschrecken.“

Kuony-Apotheke, Stockach

Apothekerin Annette Feldmann führt die Kuony-Apotheke in Stockach. Dass sie samstags um 12.30 Uhr zusperre, liege am Personal. „Ich müsste, wenn ich da länger öffnen wollte, alles selbst machen und hätte keinen Urlaub oder ich müsste jemanden zusätzlich einstellen, weil immer eine Apothekerin da sein muss.“

Sie beschäftige zwei Apothekerinnen, deren Arbeitszeit auf so viele Stunden verteilt sei, die sie arbeiten wollten. Die meisten Kunden wüssten, dass am Samstagnachmittag zu ist. „Aber wenn jemand kurz nach 12.30 Uhr kommt und ich noch da bin, wird er natürlich bedient.“

Annette Feldmann, Kuony-Apotheke.
Annette Feldmann, Kuony-Apotheke. | Bild: Claudia Ladwig

In der Kuony-Apotheke haben neben den drei Apothekerinnen fünf Pharmazeutisch-Technische Angestellte (PTA) Kundenkontakt. Im Hintergrund arbeiten fünf Pharmazeutisch-Kaufmännische Angestellte (PKA). Feldmann betont: „Das Wichtigste ist für mich eine ehrliche Beratung. Das wissen unsere Kunden und kommen weiterhin, auch wenn sie einige Dinge vielleicht online beziehen.“

In der Corona-Zeit habe die Zahl der Botendienste extrem zugenommen, sagt sie. „Viele Menschen lassen sich ihre Medikamente nach Hause bringen. Da ist eine Kraft oft vier Stunden unterwegs. Dieser Service kostet bei mir nichts.“ Mit diesem Angebot reagiere sie auf die Internet-Apotheken, erklärt sie.

Bahnhof-Apotheke, Stockach

Annegret Nietert von der Bahnhof-Apotheke sagt, ihre Apotheke habe alle zwei Wochen Notdienst, dann sei selbstverständlich ein Apotheker da. Mehr könne sie auch mangels Personals an Samstagen nicht leisten. Sie betont, dass trotz des nahegelegenen Supermarkts die Nachfrage am Samstagnachmittag erfahrungsgemäß gering sei.

See-Apotheke, Ludwigshafen

Ähnliches erzählt Pinelopi Argiti, Apothekerin und Inhaberin der See-Apotheke Ludwigshafen. „Die Öffnungszeiten sind im Laufe der Jahre so gewachsen. Der Samstag ist traditionell eher ein schwächerer Tag. Die Hauptfrequenz liegt zwischen 10 und 12 Uhr.“ Erfahrungen an Tagen, an denen notdienstbedingt bis zum nächsten Morgen um 8.30 Uhr geöffnet sei, was mehrmals im Jahr vorkomme, zeigten, dass nach der Mittagszeit nicht mehr viel Nachfrage herrsche.

„Darüber hinaus sind wir froh, mit unserem begrenzten Mitarbeiterstamm die momentanen Öffnungszeiten stemmen zu können, zumal die Belastung in den letzten Monaten fürs ganze Team deutlich gestiegen ist.“ Sie seien intensiv auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Sie sagt: „War es vor der Pandemie schwierig, ist es seit Monaten nahezu chancenlos.“ Momentan arbeiten in der See-Apotheke inklusive Inhaberin und Teilzeitkräften zwölf Personen.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Einfluss der Online-Apotheken ist aus ihrer Sicht noch überschaubar. „Wir befürchten jedoch, dass er mit Einführung des E-Rezepts deutlich an Fahrt aufnehmen wird. Hier hat die Politik, völlig ohne Not, ein Ungleichgewicht zu Gunsten der Online-Apotheken geschaffen“, kritisiert sie.

Mauritius-Apotheke, Eigeltingen

Auch Susanne Donate von der Mauritius-Apotheke in Eigeltingen sieht die E-Rezepte mit Sorge. „Wenn die Menschen wollen, dass die Vor-Ort-Apotheken bleiben, müssen sie ihre E-Rezepte auch da einlösen.“ Sie weist auf die Vorteile ihrer Apotheke hin: „Wir fertigen Individualrezepturen, unser Bring-Service beliefert die Kunden meist am Tag der Bestellung und wir beraten sehr gut. All das kann eine Online-Apotheke nicht leisten.“

Elf Mitarbeitende gibt es hier, davon zwei Apothekerinnen. „Wir schließen samstags schon um halb eins, weil wir zu wenig Personal haben“, so Donate. Sie wirbt für die Arbeit in einer Apotheke: „Wer einen sicheren Job sucht, sollte PKA oder PTA werden. Man findet unter Garantie eine Anstellung, bekommt eine jährliche tarifliche Gehaltserhöhung und die meisten Apotheken zahlen übertarifliche Gehälter, weil Fachpersonal knapp ist.“