Wie soll die Stadt Wehr in 25 Jahren aussehen? Dies war Thema eines Workshops, zu dem die Volkshochschule (VHS) für Dienstagabend eingeladen hatte. Rund 30 Teilnehmer, darunter viele Gemeinderäte, waren gekommen, um ihre Fantasie schweifen zu lassen. Das Ergebnis: Es gibt gute Ansätze und Entwicklungsmöglichkeiten, aber das Engagement der Bürger ist gefragt.
Wehr 2050 – ein visionärer Blick in die Zukunft
Bei den Feiern zum 75. Jubiläum der Stadterhebung hatten die Referenten erst in die Vergangenheit geschaut. Zum Abschluss wollte die VHS einen Blick in die Zukunft werfen. „25 Jahre sind ein überschaubarer Zeitraum: Das Jahr 2050 ist nah genug, um uns noch zu betreffen und weit genug entfernt, damit wir Visionen entwickeln können“, so die Leiterin Fatima Zobeidi-Weber. Moderiert wurde der Workshop von Isabell und Hartmut Schäfer von der Agentur Kraft im Wandel. „Es ist kein Planungsworkshop, bei dem es um konkrete Projekte geht, sondern ein visionärer Blick in die Zukunft“, so die Moderatoren.
Anders als der ehemalige Kanzler Helmut Schmidt würden sie Visionen positiv sehen und als Antrieb für gesellschaftliche Entwicklungen. Sie möchten Menschen einladen, den Wandel mitzugestalten. Beispiele gibt es auch in der Region, etwa in Brombach, wo ein gewerbliches Quartier mit Bürgerbeteiligung neu gestaltet wird, oder in Form der Repair-Cafés, der Genossenschaften – etwa zum Thema Bürgerenergie, der Initiative Murg im Wandel oder des Öflinger Dorfladens.
Es geht darum, Ideen zu sammeln
Nach einem Rundgang durch die Stadt wurden die Teilnehmer durch den Freundeskreis Granja El Ceibo bewirtet, bevor sie die Arbeit an sechs Thementischen aufnahmen. Die Gedanken waren frei, aber die Reden durch klare Diskursregeln gesteuert: niemand wurde unterbrochen, Vorschläge wurden nicht bewertet, sondern notiert. „Es geht darum, eine Masse an Ideen zu sammeln“, so die Moderatoren.
Auf die Bestandsaufnahme folgte die Frage, was der Stadt noch fehle und wie sich die Bürger einbringen könnten. Beim Thema „Begegnung, Gastronomie und Feste“ wurde die vielfältige Vereinslandschaft hervorgehoben. Gewünscht wurde mehr Gastfreundschaft von privater Seite, etwa in Form von Couch-Surfen oder Nachbarschaftsfesten nach dem Motto „Selber mache, nit schwätze“. Die Gruppe „Natur und Ernährung“ lobte den Wald, die Wehra, den Mittagstisch für Senioren und den Dorfladen. Wünschenswert seien ein Unverpackt-Laden oder eine Abholstelle für Produkte aus solidarischer Landwirtschaft. Man könnte auch Plätze entsiegeln, Bäume pflanzen oder wieder Wasser durch den Kanal fließen lassen.
Weniger Anspruchsdenken, mehr Ehrenamt
Die Gruppe Vielfalt und Generationen regte an, die Infrastruktur von Schulen und Kindergärten durch Begegnungsmöglichkeiten zu ergänzen. Sabine Kramer-Rempe fasste die Ideen prägnant zusammen: „Weniger Egoismus, mehr Dankbarkeit, weniger Anspruchsdenken, mehr Ehrenamt und Toleranz.“ Auch Bürgermeister Michael Thater hatte immer wieder das Anspruchsdenken kritisch hinterfragt.
Die Gruppe „Wohnen“ wünschte sich Mehrgenerationenhäuser und -projekte sowie Treffpunkte. Unter dem Titel „Gewerbe und Handwerk“ wurden die stattliche Zahl von Handwerksbetrieben sowie die gute Wasser-, Abwasser- und Stromversorgungsinfrastruktur gelobt. Schwachpunkte seien der ÖPNV und die Firmenabwanderungen. Diese Gruppe sah in der Neuansiedlungen kleinerer und mittlerer Unternehmen Potenzial und würde gerne die Entstehung von Arbeitsplätzen vor Ort sehen, um weite Pendlerwege zu vermeiden.
Im Bereich Kultur wurde ein Bildungs- und Kulturcampus als Treffpunkt für alle Menschen zur Ergänzung der Kultureinrichtungen VHS, Mediathek, Stadtmuseum und Galerie gewünscht. Man könne sich auch Treuepunkte für ehrenamtlich Tätige vorstellen, so Fatima Zobeidi-Weber.