Montagabend, 17.30 Uhr: Die SÜDKURIER-Lokalredaktion trifft sich mit Michael Mende zu einem Spaziergang durch Stockach. Als Treffpunkt hat der Bewerber für den Bürgermeisterposten sich für das Freibad entschieden. Normalerweise wagt er hier einmal pro Woche den Sprung ins kühle Nass, Freitagmorgens vor der Arbeit. „Das ist sehr erfrischend. Da bin ich 40 Minuten in meinem Element“, sagt Mende lächelnd.

Ein Sprung ins kalte Wasser ist für ihn aber auch die Bewerbung für das Amt des Stockacher Bürgermeisters, denn für ihn wäre es ein Quereinstig. Gerade darin sieht er aber einen großen Vorteil. „Denn ich gehe unvoreingenommen in das Amt“, sagt er beim Weg über den Parkplatz Richtung Eisweiher.

SÜDKURIER-Redakteur Dominique Hahn und Bürgermeister-Bewerber Michael Mende beim Start des Rundgangs am Stockacher Freibad.
SÜDKURIER-Redakteur Dominique Hahn und Bürgermeister-Bewerber Michael Mende beim Start des Rundgangs am Stockacher Freibad. | Bild: Löffler, Ramona

Das ist sein Alleinstellungsmerkmal

Hauptberuflich arbeitet Mende als Forschungskoordinator beim Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie. In der Forschung sind Ehrlichkeit, Effizienz und akkurates und faktenbasiertes Arbeiten enorm wichtig. Das kann ich den Stockachern anbieten“, sagt Mende auf die Frage nach seinem Alleinstellungsmerkmal.

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Doch warum war es bisher so ruhig um den Bewerber? „Mit dem Start für den Wahlkampf wollte ich warten, bis die Bewerbungsfrist abgelaufen ist und der Wahlausschuss meine Kandidatur auch offiziell bestätigt hat“, sagt Mende. Inzwischen habe er aber einen offiziellen Wahlkampftermin: Am Samstag, 23. September, können Stockacher ihn ab 10.30 Uhr im Brasil am Marktplatz kennenlernen. Auch seine Wahlplakate hängen mittlerweile schon in der Stadt.

Dass es für ihn, falls er am Sonntag, 15. Oktober zum neuen Stockacher Bürgermeister gewählt würde, noch viel dazuzulernen gibt und ein hohes Arbeitspensum auf ihn zukommt, darüber sei er sich im Klaren. Doch er zeigt sich zuversichtlich. „Ich habe auch schon jetzt ein großes Pensum“, sagt Mende. Neben der 40-Stunden-Arbeitswoche lehre er im Bereich Wissenschaftsethik an Universitäten in Deutschland und dem europäischen Ausland und sei in der Tierschutzkommission des Regierungspräsidiums Freiburg, zusätzlich singt er im Männergesangsverein Raithaslach. Einen großen Teil dieses Engagements müsste er dann wohl – zumindest vorübergehend – ruhen lassen, sagt er.

Kein Einheimischer, aber Wahlstockacher

In Raithaslach lebt Mende mit seiner Frau und den drei Söhnen im Alter zwischen zehn und 14 Jahren und ist damit der einzige Bewerber aus Stockach. „Ein Einheimischer bin ich aber nicht, sondern nur Wahl-Stockacher“, korrigiert er den SÜDKURIER lachend mit Blick darauf, dass er erst vor vier Jahren hierher gezogen ist.

Die Strecke des Stadtspaziergangs

Auf diesem Weg waren Bürgermeister-Bewerber Michael Mende und SÜDKURIER-Reporter Dominique Hahn gemeinsam durch Stockach unterwegs. ...
Auf diesem Weg waren Bürgermeister-Bewerber Michael Mende und SÜDKURIER-Reporter Dominique Hahn gemeinsam durch Stockach unterwegs. Quelle: mapcreator.io / SÜDKURIER-Grafik: Steller | Bild: Steller, Jessica

„Ich bin sehr gespannt auf den Aachpark“, sagt Mende, auf dem Weg am Eisweiher vorbei. Das Projekt findet er gut. „Alles was grün ist, ist gut, und ich finde es schön, dass es ein Ort für Freizeit und Bewegung wird und Schulkinder im grünen Klassenzimmer mit der Natur in Berührung kommen können“, erklärt Mende.

Wie steht es um Parteiunterstützung?

Da muss der Reporter aber nochmal nachhaken: Deutet das auf eine Parteizugehörigkeit oder -unterstützung hin? „Ich habe mich bei der Grünen Fraktion vorgestellt und wir haben ein sehr interessantes Gespräch geführt. Sie haben mich auch zu einer öffentlichen Diskussionsrunde eingeladen. Über eine Unterstützung meiner Bewerbung haben wir aber nicht gesprochen und ich werde auch sonst von keiner Partei unterstützt. Ich war auch noch nie Mitglied einer Partei“, sagt Mende.

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Am westlichen Ende des künftigen Aachparks angelangt, blickt Mende über den Dillplatz. „Als Festplatz ist die Fläche super geeignet. Aber es gibt einige versiegelte Flächen in Stockach, bei denen ich mich frage, warum man die nicht zusätzlich für Photovoltaik nutzt.“

Kreative Ideen für eine grünere Stadt

Ein Beispiel dafür ist für ihn der Supermarktparkplatz wenige Meter weiter. Solaranlagen über den Parkplätzen könnten Strom erzeugen und die Autos darunter würden im Schatten stehen. „Außerdem könnte man dann E-Autos während dem Einkauf direkt mit dem vor Ort erzeugten Strom laden“, so Mende.

Warum man Supermarktparkplätze bisher nicht mit Photovoltaikanlagen überdacht, die den parkenden Autos Schatten spenden und gleichzeitig ...
Warum man Supermarktparkplätze bisher nicht mit Photovoltaikanlagen überdacht, die den parkenden Autos Schatten spenden und gleichzeitig Energie erzeugen können, ist Michael Mende ein Rätsel. Hier möchte er mit den beteiligten Akteuren ins Gespräch kommen, um etwas zu bewegen. | Bild: Dominique Hahn

Er möchte als Bürgermeister mit den Besitzern solcher Flächen ins Gespräch kommen, betont er. Bei einem Besuch in Singen sind ihm in jüngerer Zeit zudem mehrere Projekte zu Fassadenbegrünungen aufgefallen. „Ich finde, da können wir uns etwas abschauen.“

Was der Oberstadt helfen soll

Weiter geht es in Richtung Oberstadt. Diese mache ihn immer ein bisschen traurig, sagt er dabei. Neben einer weiteren Verkehrsberuhigung könnte es aus seiner Sicht zu deren Belebung beitragen, den Stadtgarten in die Oberstadt „überschwappen“ zu lassen. „Dabei könnte man vielleicht die Ladenbesitzer einbeziehen, etwa mit einem Apothekengarten oder einem Blumenbeet in der Trendfarbe der aktuellen Kollektion eines Bekleidungsgeschäfts“, schlägt er vor.

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Dabei sieht er in einigen Geschäften und gastronomischen Angeboten schon einen guten Anker. Doch vieles sei noch ausbaufähig. Gerne würde er die Parteien einladen, einmal im Monat in der Oberstadt mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. „Ich befürchte, es entsteht viel Politikverdrossenheit, wenn Bürger den Eindruck haben, sie werden nicht gehört“, betont er. Auch er selbst wolle ein offenes Ohr für die Bürger haben.

Vorbei an St. Oswald geht es in die Pfarrstraße, wo sich hinter dem Pfarrhaus der Blick auf das Krankenhaus öffnet. „Das ist natürlich auch ein großes Thema“, sagt er. In Verbindung mit dem neuen Ärztehaus wäre es seiner Aussage nach schön, ein Facharztzentrum aufzubauen. Wichtig sei in jedem Fall, das Krankenhaus zu unterstützen, damit es so lange wie möglich bestehen bleibt.

Von der Pfarrstraße aus öffnet sich der Blick zum Neubau des Stockacher Krankenhauses (Bildmitte). Auch dieses Thema liegt Mende am Herzen.
Von der Pfarrstraße aus öffnet sich der Blick zum Neubau des Stockacher Krankenhauses (Bildmitte). Auch dieses Thema liegt Mende am Herzen. | Bild: Dominique Hahn

Am Eingang zum Parkhaus hält Mende inne. „Ich wurde darauf angesprochen, dass es eigentlich gut wäre, wenn Autos auch von hier oben ins Parkhaus fahren könnten. Das könnte den Parksuchverkehr in diesem Bereich entzerren“, so Mende. Das Angebot des kostenlosen Parkens sollte unbedingt erhalten bleiben.

Elterntaxis oder eigene Schulbusse?

Entlang der Hauptstraße und der Tuttlinger Straße laufen SÜDKURIER-Reporter und Bürgermeister-Bewerber zur Grundschule. An den Schulen müsse eine bessere Regelung für Elterntaxis gefunden werden, beispielsweise durch eigene Flächen, erklärt Mende. Auch könnte man sich Gedanken über ein eigenes Schulbus-System machen.

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Insgesamt wünscht sich Mende einen Ausbau des ÖPNV. Grundsätzlich könnte er sich dabei auch das Konzept eines Bürgerbusses vorstellen, wie er auf Nachfrage betont. Im Stadtgarten endet der Spaziergang nach knapp 90 Minuten.

Wie die Familie zur Kandidatur steht

Bleibt an diesem Ort, der auch Anziehungspunkt für viele Stockacher Familien ist, zum Schluss die Frage, wie er den Beruf des Bürgermeisters mit seinem Familienleben vereinbaren will. „Wir haben intensiv darüber gesprochen und meine Familie steht hinter mir. Ich habe auch jetzt schon ein großes Pensum. Das wird sicherlich noch mehr, wenn ich Bürgermeister würde. Aber ich denke, das ist dann auch eine Frage der guten Planung. Zudem ist das Ganze sicher jetzt schon einfacher, wo die Kinder aus der Grundschule draußen sind. Wir kriegen das hin, da bin ich mir sicher“, sagt Mende.