Bei Hans-Leo Zepf im Garten in der Oberdorfstraße in Tengen ist man nie alleine. Überall brummt es. Zahlreiche Bienen, Hummeln und Falter surren durch das Grün. Viele der Arten kann Zepf mit Namen nennen – und er weiß auch, welche Pflanzen sie mögen. Um die Artenvielfalt macht er sich Sorgen. Er erklärt: „Wir haben viel weniger Arten Wildbienen als früher. Wir sehen erst, was uns fehlt, wenn sie weg sind.“
Neben den Insekten kann er noch weitere Beispiele nennen. So befinden sich an seinem Haus acht Nistkästen für Mehlschwalben. Von den acht Nestern seien in diesem Jahr nur zwei belegt. „Die Vögel leben von den Insekten. Und wenn die Insekten sterben, geht alles zurück“, so Hans-Leo Zepf.

Ein weiteres Beispiel für das Artensterben habe er bei den Rebhühnern erlebt. Er erinnert sich: „Vor 25 Jahren habe ich am Bisberg die letzten Rebhühner gefüttert. Jetzt haben wir keine mehr.“
Er möchte darauf aufmerksam machen, dass jeder mehr tun muss. Dies tut er nicht mit Appellen, sondern indem er selbst mit gutem Beispiel vorangeht. Außer seinem privaten Garten hat der ehrenamtliche Naturschutzwart ein Projekt umgesetzt, das jeder bestaunen kann: „2019 habe ich mit Genehmigung des Ortschaftsrats angefangen, einen Teil der Grünfläche bei der Biberhalle umzuwandeln“, berichtet er.
Viel Geduld ist nötig
Aus der etwa 200 Quadratmeter großen Fläche hat er in drei Jahren eine Blumenwiese gezaubert. Die Blumen leuchten dort in allen Farben. Und die Insekten scheinen sich auch wohlzufühlen. Was Zepf jedoch auch betont: „Es braucht Zeit und Geduld, um die Natur zu unterstützen.“ So mäht er beispielsweise nur zweimal im Jahr – was aufwändiger sei, als wenn man regelmäßig mäht.
Den Samen für die Wiese habe er bei einem namhaften Wildblumensamenhersteller bestellt. Zunächst habe er sich noch mit dem Samenhersteller abgesprochen, wann denn der richtige Zeitpunkt zum Mähen sei. Inzwischen legt Zepf diesen Zeitpunkt selbst fest. Seine Erkenntnis: „Da keine angrenzende Blumenwiese vorhanden ist, mähe ich nicht die ganze Wiese auf einmal, sondern ich mähe in zwei Abschnitten.“ So bliebe den Insekten die lebenswichtige Nahrung weiter erhalten.

Immer zu Fuß unterwegs
Bis 1972 war Hans-Leo Zepf Nebenerwerbslandwirt und hatte während seines ganzen Lebens einen engen Bezug zur Natur. „Mein Opa und ich waren immer unterwegs zu Fuß. Zum Beispiel, um für unsere zwei Kühe Heu zu machen.“ 1974 heiratete Hans-Leo seine Frau Veronika. Ihre Familie hatte eine größere Landwirtschaft, wo Zepf dann immer mithalf.
Zum Mähen kommt Hans-Leo Zepf übrigens mit seinem 70 Jahre alten Traktor: Ein Normag Zorge, Baujahr 1952. Sein Vater, Vorarbeiter in der Blaustumpenfabrik, habe damals das Geld für den Traktor von seinem Arbeitgeber vorgestreckt bekommen. Schon vor etwa 65 Jahren sei Hans-Leo als Kind bei seinem Vater und Opa auf diesem Traktor gesessen. Und er würde sich wohl wünschen, dass auch seine Enkel noch mit diesem Traktor Blumenwiesen mähen.
Ob der Traktor weitere Generationen läuft, bereitet Hans-Leo Zepf weniger Kopfzerbrechen. Mehr belastet ihn die Frage, ob die Bienen noch so lange überleben.
Auch Stadtverwaltung beschäftigt sich damit
Das Anliegen von Hans-Leo Zepf ist auch schon bei der Tengener Stadtverwaltung angekommen. Bürgermeister Marian Schreier schreibt dazu auf Nachfrage: „Wir haben in den vergangenen Jahren vereinzelt Blumenwiesen eingesät, unter anderem einmal am Rathaus.“ Schreier freue sich sehr über das Engagement von Hans-Leo Zepf. Dadurch leiste er nicht nur einen Beitrag zum Naturschutz, sondern verschönere auch das Ortsbild. „Wir werden weiter prüfen, welche weiteren städtischen Flächen wir künftig einsäen können“, so Schreier.