Sie kann sich erinnern, dass der Wunsch früh aufkam. Als Simone Zeller in der siebten Klasse war, faszinierte sie der Schornsteinfeger-Beruf. „In meiner Verwandtschaft hatte ich keinen Schornsteinfeger. Und für ein Mädchen war der Beruf damals auch absolut untypisch“, erinnert sie sich.

Beim ersten Girls Day in Deutschland, 2001, hatten Mädchen die Möglichkeit typische Männerberufe kennenzulernen. Simone Zeller nutzte seinerzeit als Siebtklässlerin die Chance und ging zum Kaminkehrer. „So konnte ich in den Beruf schnuppern, ohne es gleich jedem erzählen zu müssen“, erinnert sie sich.

Sie rät, seinen eigenen Weg zu gehen

Der Wunsch, diesen Weg einzuschlagen, sei danach dann noch stärker geworden. Nicht nur für Mädchen, die sich mit der Berufswahl unsicher sind, hat sie seither einen guten Tipp: Man solle nicht nur auf das hören, was Tradition und Familie vorgeben. Und man solle sich nicht von gesellschaftlichen Normen in eine Richtung drängen lassen. Vielmehr solle man seinen eigenen Weg gehen. Heute sagt Simone Zeller aus tiefer Überzeugung: „Ich habe Erfüllung in meinem Beruf gefunden.“ Und die vielen positiven Erfahrungen stärken sie, wenn sie einmal Zweifel an sich selbst bekomme.

Das Schornsteinfegerhandwerk ist wichtig für die Umwelt.
Das Schornsteinfegerhandwerk ist wichtig für die Umwelt. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Viele Menschen glauben, dass die Begegnung mit einem Schornsteinfeger Glück bringt. Auch von der Frau in Schwarz erwarten sich auch heute noch viele Menschen Glück. Diese Erfahrung macht auch Simone Zeller: „Einmal ist ein junger Mann schon an mir vorbei gefahren gewesen. Dann ist er noch einmal ein Stück zurückgefahren und hat gefragt, ob er mich kurz berühren dürfe. Er habe gleich eine Prüfung.“

Auch sei sie schon gefragt worden, ob sie den Lottoschein einer Kundin anfassen könne. Und eine alte Dame wollte die junge Kaminkehrerin nicht aus ihrer Wohnung gehen lassen, ehe sie der alten Frau die Nase geschwärzt habe. Dies bringe ihr Glück, war sich die betagte Dame sicher.

Sie verhindert und löscht Feuer

Wie sehr Zellers Fachkenntnis in ihrem Heimatort geschätzt wird, wurde bei der jährlichen Hauptübung der Feuerwehr deutlich. Simone Zeller ist dort selbst als Feuerwehrfrau aktiv. Der stellvertretende Kommandant Claus Preter betonte: „Wir sind froh, eine Schornsteinfegermeisterin in unseren Reihen zu haben. Sie kennt sich gut aus und hilft uns in konkreten Fragen sehr schnell weiter.“

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Als Schornsteinfegerin wurde Simone Zeller sogar zweite Bundessiegerin. Dann wurde sie Meisterin und schließlich selbstständig. Als Selbstständige arbeite sie nun zwar deutlich mehr, aber könne sich ihre Arbeit auch selbst einteilen.

Frauen sind noch selten im Kollegenkreis

„Vor meiner Ausbildung habe ich keine einzige Frau im Schornsteinfeger-Beruf gekannt“, erzählt sie. Und auf die Frage, ob es als Frau vielleicht schwerer sei, im Handwerk seinen Weg zu machen, runzelt sie die Stirn: „Jede Frau kann das, wenn sie das will“, ist sie sich sicher. Eine Frau könne auch Zimmererin werden.

Am Anfang ihrer Ausbildung seien sie 66 Lehrlinge gewesen, darunter nur fünf Frauen. Der ein oder andere männliche Kollege sei sicher skeptisch gewesen. „Aber nach dem ersten Schulblock haben sie dann gemerkt, dass Frauen das auch können“, erinnert sich Simone Zeller. Man müsse ihnen eben zeigen, wozu man in der Lage ist.