Der Standort für einen zweiten Windpark im Kreis Konstanz ist seit Jahren umstritten. Jetzt könnte eine Realisierung auf den kommunalen Flächen der Stadt Tengen im Gewann Brand näher rücken. Die Hegauwind-Gruppe hat – wie das beteiligte Bürgerunternehmen Solarcomplex in einer Pressemitteilung bekannt gibt – die Unterlagen für den notwendigen Genehmigungs-Antrag nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) vervollständigt.
„Wir haben uns für das förmliche Verfahren entschieden, mit der größtmöglichen Öffentlichkeitsbeteiligung und voller Umweltverträglichkeitsprüfung“, betont Solarcomplex-Sprecher Bene Müller in der Presseerklärung. Sollte das Genehmigungsverfahren reibungslos verlaufen, könne eine Genehmigung Ende 2023 erteilt werden.
Beantragt sind laut Pressemitteilung drei Windkraftanlagen vom Typ Nordex N-163 mit einer Nabenhöhe von 164 Metern und einer Leistung von jeweils 5,7 Megawatt. „Der prognostizierte Stromertrag für die Anlagen beträgt rund 30 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, das entspricht dem privaten Strombedarf von rund 10.000 Haushalten“, so Müllers Einschätzung. Solarcomplex ist mit der Projektierung und Antragstellung beauftragt.
Der Pachtvertrag für den Standort Brand wurde bereits im Mai 2020 abgeschlossen, nachdem zuvor ein Bürgerentscheid Zustimmung signalisiert hatte. Die Kritik am Standort hat seither aber nicht nachgelassen. Vor allem Bewohner der umliegenden Gemeinden fürchten eine Beeinträchtigung der Landschaft.

Dem widerspricht Tengens scheidender Bürgermeister Marian Schreier. „Ich freue mich, dass wir jetzt der Realisierung einen Schritt näherkommen und hoffe auf ein zügiges Genehmigungsverfahren“, erklärt er in der Pressemitteilung. Das vergangene Jahr habe dramatisch aufgezeigt, dass der Ausbau erneuerbarer Energien deutlich schneller werden müsse. Der Kreis Konstanz gehöre dabei zu den Schlusslichtern im Land. „Mit dem Windpark Brand können wir die Energiewende in der Region ein großes Stück voranbringen“, so Schreier weiter.

Müller fügt hinzu, dass die Vervollständigung der Antragsunterlagen länger gedauert habe, als gedacht. Jetzt seien die Beteiligten gespannt, wie das mit der angekündigten Vereinfachung und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren in der Praxis läuft. „Den zusätzlichen Strom von rund 30 Millionen Kilowattstunden könnte Deutschland jedenfalls dringend brauchen“, so Müller.