Auch wenn der Himmel über Tengen mit regenverhangenen und dunklen Wolken ein kräftiges Gewitter ankündigte, strahlte einer am Abend des zweiten Wahlganges über das ganze Gesicht: Selcuk Gök hat den Wahlkrimi vom Randen gewonnen. Der 26-Jährige aus Brühl ist der neue Bürgermeister von Tengen. Er setzte sich im zweiten Wahlgang mit 50,27 Prozent der abgegebenen Stimmen durch. Das entspricht 1217 Stimmen.

Sven Müller, der Stimmsieger aus dem ersten Wahlgang, wurde Zweiter. 24,70 Prozent (598 Stimmen) entfielen im zweiten Wahlgang auf ihn. Danach folgten Thomas Wezstein mit 12,60 Prozent (305 Stimmen), Gertrud Homburger mit 9,00 Prozent (218 Stimmen), Fabian Kern mit 2,52 Prozent (61 Stimmen), Roland Weibezahl mit 0,45 Prozent (elf Stimmen), Heiko Strauß mit 0,12 Prozent (drei Stimmen) und Markus Bauermeister mit 0,08 Prozent (zwei Stimmen).
Wahlbeteiligung legt noch einmal zu
Mit Blick auf die Wahlbeteiligung haben die Tengener noch einmal eine Schippe draufgelegt. Lag sie vor zwei Wochen bei 58,08 Prozent, kam sie am Sonntag auf 63,65 Prozent. Für Bürgermeister Marian Schreier ein gutes Ergebnis, wie er bei der Bekanntgabe des Wahlergebnisses in der Randenhalle betonte. Die Wahl selbst bezeichnete er als ein großes Spektakel. „Das verdanken wir den Menschen, die bereit waren zu kandidieren“, so Schreier weiter.
Und in der Tat, die Tengener Bürgermeisterwahl war eine denkwürdige: Erst sah es lange Zeit danach aus, dass sich gar kein Kandidat meldet, dann standen plötzlich fünf Namen auf dem Stimmzettel zum ersten Wahlgang, aber keiner der Kandidaten konnte die absolute Mehrheit von 50 Prozent plus einer Stimme auf sich vereinigen. Also einen zweiten Wahlgang. Aus dem anfänglich stotternden Kandidatenkarussell wurde ein Riesenrad: Der Stimmzettel war mit acht Namen zum zweiten Wahlgang pickepacke voll.

Am Ende hat sich Selcuk Gök durchgesetzt. Bereits am Wahlabend richtet er seinen Blick nach vorne. Eine Rede habe er nicht vorbereitet. „Auf so einen Tag kann man sich nicht vorbereiten“, sagte er. Das deutliche Ergebnis habe er in dieser Höhe nicht erwartet. „Aber es gibt mir viel Mut und viel Kraft für die zukünftige Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und den Bürgern“, so Gök. Im Wahlkampf habe er fast ein ganzes Buch mit Notizen gefüllt voller Ideen, die ihm von den Bürgern mitgegeben worden seien. „Wir werden diese mit der Zeit gemeinsam abarbeiten“, versprach er.
Mit Rückenwind ins neue Amt
Zu den ersten Gratulanten zählte Landrat Zeno Danner, der den Tengenern eine gute Wahl bescheinigte: „Tengen hat zum zweiten Mal einen sehr jungen Bürgermeister gewählt, dazu kann man Sie nur beglückwünschen.“ Dass Gök erst in den zweiten Wahlgang eingestiegen sei, sei mutig gewesen. Aber das Ergebnis spreche für sich. „Über die Hälfte der Stimmen ist für einen zweiten Wahlgang nicht selbstverständlich“, so Danner weiter.

Auch Johannes Moser als Vorsitzender des Gemeindetages im Landkreis Konstanz bezeichnete den Wahlsieg von Selcuk Gök als Husarenritt von Null auf 100: „Das nötigt Respekt ab, die Menschen in so kurzer Zeit von sich und seinen Ideen zu überzeugen.“
Faire Verlierer in Tengen
Thomas Wezstein zeigte sich an diesem Abend als fairer Verlierer: „Die Wähler haben entschieden, und morgen geht es für mich als Gemeinderat dennoch mit Herzblut weiter für Tengen.“ Der Wahlkampf sei für ihn fair gewesen, und er freue sich nun auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Bürgermeister.
Der Zweitplatzierte, Sven Müller, bezeichnete das Ergebnis zwar als enttäuschend, aber er gönne Selcuk Gök den Wahlsieg. „Dass er in zwei Wochen so viele Stimmen einfangen konnte, ist beachtlich“, so Müller.