Stefanie Lorenz

Dass eine „abgespeckte“ Planung positive neue Aspekte mit sich bringen kann, stellten die Gemeinderäte in Herdwangen-Schönach fest. Landschaftsarchitekt Tim Kaysers vom Büro Senner hatte dem Gremium Änderungen an den Planen für die Gestaltung des Vorplatzes vor dem Kindergarten „Märchenland“ in Aftholderberg präsentiert, mit denen über 77 000 Euro eingespart werden könnten. Unter anderem wurde eine geplante Pergola durch Platanen ersetzt. Das Gremium segnete einstimmig die neue Planung mit einem Gesamtvolumen von rund 319 000 Euro ab und fasste auch den Beschluss für die Ausschreibung der Arbeiten.

Nicht nur ein Parkplatz, sondern Ort der Begegnung

Die Fläche vor dem Kindergarten „Märchenland“ soll nicht weiterhin ein schnöder Parkplatz bleiben, sondern ein echter Ort der Begegnung mit Spielmöglichkeiten werden. Um die Wünsche der Einwohner in die Planung integrieren zu können, wurde im März eine Bürgerwerkstatt veranstaltet, bei der Mitarbeiter des Büros Senner als Moderatoren fungierten. Die Landschaftsarchitekten nahmen die Vorschläge aus dieser Veranstaltung auf. Darunter waren unter anderem ein sicherer Zugang für die Kinder zum „Märchenland“, die Streichung der Parkplätze sowie Sitzmöglichkeiten und Spielgeräte.

So sieht die derzeitige Planung mit Trampolin, Tischtennisplatte und Picknick-Tisch aus. Statt einer Pergola sollen Platanen ein ...
So sieht die derzeitige Planung mit Trampolin, Tischtennisplatte und Picknick-Tisch aus. Statt einer Pergola sollen Platanen ein schützendes Dach bilden. | Bild: Planststatt Senner

In der Sitzung des Gemeinderats am 19. Mai hatte Tim Kaysers bereits dem ersten Ruf des Gremiums nach Kosteneinsparungen zufolge einen von 443 000 auf 397 000 Euro abgespeckten Entwurf präsentiert. Damals fielen unter anderem Mehrgenerationen-Motorikgeräte dem Rotstift zum Opfer. Sie wurden durch eine günstigere Reckstange ersetzt. Weiterhin eingeplant sind Trampolin und Tischtennisplatte.

Kosten um weitere 20 Prozent gesenkt

Das war dem Gremium jedoch noch zu wenig. Weitere Kostenreduzierungen wurden gefordert, weil die Mehrheit durch die Corona-Krise hohe Kosten auf Herdwangen-Schönach zukommen sah. So wurde Tim Kaysers im Mai mit der Aufgabe entlassen, die Summe um weitere 20 Prozent zu senken. Der Landschaftsarchitekt hat diese Vorgabe erfüllt: Er stellte am vergangenen Dienstagabend dem Rat einen überarbeiteten Entwurf für den Dorfplatz vor, bei dem rund 77 000 Euro weniger Kosten anfallen werden.

Platanen sollen ein schützendes Dach über dem neu gestalteten Dorfplatz von Aftholderberg bilden, wie hier im Seepark in Pfullendorf.
Platanen sollen ein schützendes Dach über dem neu gestalteten Dorfplatz von Aftholderberg bilden, wie hier im Seepark in Pfullendorf. | Bild: Stefanie Lorenz

Ein großer Posten war die Pergola. Stattdessen hat Tim Kaysers eine Reihe von Platanen eingeplant. „Es gibt schon vorgeschnittene Platanen, die mit der Zeit ein schönes Dach bilden und Schatten spenden“, schilderte Kaysers. Er hält die Bäume für eine gute Alternative zur Pergola. Dem schlossen sich einige Gemeinderäte an. „Ich bin total begeistert. Das Platanendach ist natürlicher und fügt sich schön ein“, meinte etwa Sebastian Blender (Freie Wähler). „Man sieht, dass man etwas einsparen und dabei trotzdem einen schönen Platz gestalten kann“, meinte Fraktionskollegin Melanie Boos.

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Auch bei der Gestaltung der Bushaltestelle hat Tim Kaysers den Rotstift angesetzt. „Statt einer besonders feschen Überdachung gibt es hier ein Standardprodukt“, sagte er. Entfallen müssen ein Holzdeck und ein separater Kieskasten zum Spielen. Dass die Auto-Stellplätze jetzt aus Kostengründen Rasenschotter als Untergrund haben, gefiel nicht allen Ratsmitgliedern. „Ich hätte lieber eine vernünftige, langlebige Lösung gesehen“, meinte Manfred Demmer (CDU).

Bus muss immer noch auf der Straße halten

Gemeinderätin Sandra Reddemann (Freie Wähler) fand es schade, dass so viele Einsparungen vorgenommen werden mussten. „Wir sind finanziell bisher gut durch die Corona-Krise gekommen und die Zuschüsse waren schon abgesegnet“, begründete sie ihre Meinung. Tatsächlich hatte das Regierungspräsidium einen Zuschuss von 196 000 Euro zugesagt. Dieser basierte auf der damaligen Kostenschätzung und wird jetzt reduziert werden. „Wir bekommen 50 Prozent der Nettokosten bezuschusst“, hatte Bürgermeister Ralph Gerster im Mai erläutert. „Leider muss der Bus immer noch auf der Straße halten“, bedauerte Robert Streicher (CDU) abschließend, dass eine Bus-Bucht nicht umgesetzt wurde.