Knapp 100 Auszubildende aus dem Landkreis Sigmaringen haben ihre Gesellenprüfung bestanden und sind bei der Lehrabschlussfeier der Kreishandwerkerschaft in der Inzigkofer Römerhalle von ihrer Lehrzeit losgesprochen worden. Hierbei konnte Kreishandwerksmeister Siegmund Bauknecht und Harald Hermann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, 23 der jungen Leute auszeichnen, die sich durch einen Notendurchschnitt von besser als 2,0 hervorgetan haben.
Bauknecht beglückwünschte die neuen Fachkräfte zu ihrem Gesellenbrief und den Zielen, die sie sich gesetzt haben. Er sagte: „Wer sich im Leben keine Ziele steckt, wird auch nie das Glücksgefühl erleben, das Ziel erreicht zu haben“. Aber er unterstrich auch: „Wir feiern heute keinen Abschluss, sondern ein Anfang.“ Denn ständiges Lernen und Weiterbildung gehöre unabdingbar dazu. „Nicht das zufällige Dazulernen, sondern das gezielte Aneignen von Fachwissen wird sie das ganze Berufsleben begleiten müssen, wenn sie bestehen wollen.“ Der Gesellenbrief, „auf den sie allen Grund haben, stolz zu sein“, sei ein wichtiger Schritt ins Berufsleben. Es gelte aber auch, Schritt zu halten mit den Neuerungen in allen Bereichen, insbesondere der Digitalisierung und der Medienkompetenz. Diese müssten allerdings als Ergänzung gesehen werden, „sie ersetzten nicht die bisherige duale Ausbildung, das Lesen von Büchern und die praktische Arbeit“. Bauknecht riet auch dazu, die Meisterschule zu besuchen.
Dank an Betriebe und Landkreis
Der Kreishandwerksmeister richtete seinen Dank nicht nur an die rund 2200 Betriebe im Landkreis, die jährlich etwa 800 Lehrlinge ausbilden und 1,5 Milliarden Euro erwirtschaften, sondern auch an den Landkreis Sigmaringen. „Er war und ist in Sachen Schule und Ausbildung ein guter und verlässlicher Partner für uns“.
Moderator Karl Griener konnte mit Sarah Restle, Bastian Moll und Adrian Rohani drei junge Leute auf die Bühne holen und sie zu ihrem Werdegang und ihrer Berufswahl befragen. Sarah Restle, die übrigens mit zwei weiteren Gesellinnen zu den Preisträgern im Tischlerhandwerk gehört, hatte nach dem Abitur die Tischlerausbildung gemacht. Sie wollte etwas mit den Händen machen und fand, dass Holz ein idealer Werkstoff sei. Bastian Moll und Adrian Rohani, beide nun Maler- und Lackiergesellen, berichteten, wie der eine – Bastian – in der Schule eine Präsentation über den Malerberuf eines Familienangehörigen machte. Beide entschlossen sich daraufhin, in diesem Betrieb ein Praktikum und die Lehre zu machen. Auf die Frage Grieners, wie man als Azubi mit schlechten Tagen in der Lehre umgeht, antwortete Adrian zur Heiterkeit des Publikums: „Nach einem schlechten Tag kommt immer auch ein guter Tag“. Passend dazu spielte das Saxophon-Ensemble Inzigkofen „Down by the riverside“.
Trotz der gelösten Stimmung konnten Herrmann und Bauknecht nicht verhehlen, dass in den Handwerksberufen immer noch Nachwuchs fehlt: Viele Ausbildungsplätze seien leer geblieben. Immer noch würden zu viele junge Leute durch Medien und Eltern in die höhere Schullaufbahn gedrängt, mit dem Hinweis, bessere Berufsaussichten zu haben. „Auch im Handwerk gibt es Aufstiegschancen“, sagte Bauknecht.
Das sah auch Bürgermeister Bernd Gombold so, der den Gesellenstand als „Ritterschlag des Handwerks“ bezeichnete. Die hiesigen kleinen und mittelständischen Betriebe seien das Rückgrat der heimischen Wirtschaft und sicherten einen Großteil der über 500 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in der Gemeinde. Und diese regionalen Betriebe „machen es nicht wie manch riesige Global Player aus der Aktienwelt, die in guten Zeiten in Gewinnen und üppigen Boni ersaufen, aber in schlechten Zeiten die Leute entlassen.“ Es habe sich auch gezeigt, dass Fachkräftemangel nicht unbedingt durch Zuwanderung behoben werden kann: „Wir brauchen Handwerker und nicht nur Akademiker.“ Das Handwerk sei innovativ, nachhaltig, zukunftssicher und kreativ. „Sie, liebe Gesellinnen und Gesellen, sind ein Teil davon.“ Er appelliert an die jungen Leute, sich auch ehrenamtlich in ihren Gemeinden zu engagieren: „Dies ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält.“
Das sind die Preisträger aus dem Landkreis Sigmaringen
- 23 Gesellinnen und Gesellen erhielten einen Preis für Bestleistungen. Drei von ihnen sind zusätzlich Erste Kammersieger in ihrem Gewerk. Das sind der Kfz-Mechatroniker Johannes Heinzelmann vom Lehrbetrieb Autohaus Riess, Pfullendorf, der Maler- und Lackiergeselle Jannik Lehn, Günter Henkel und Robert Lehn GbR, Inzigkofen sowie Jakob Wolf, Schilder- und Reklamehersteller, Ruprecht Werbeland, Krauchenwies.
- Die Preisträger: Stefan Burth, Anlagenmechaniker, SHK von Feurer, Mengen; Jörg Jannig Noa, Elektroniker, EZS Sigmaringen; Jenny Nassal, Immobilienkauffrau, Manfred Löffler Bauunternehmen, Hohentengen; Vera Lang, Kauffrau Büromanagement, Polygon Deutschland, Sigmaringen; Jan Lovercic, Kaufmann Büromanagement, Harald Kaut Holzverarbeitung, Sigmaringen: Alina Weber, Kauffrau Büromanagement, gBIG Jungnau, Sigmaringen; Erik Bodenmüller, Kfz-Mechatroniker, Autohaus Zimmermann, Sigmaringen; Julius Brecht, Maler und Lackierer, Gerhard Dauwalter in Owingen; Manuel Möhrle, Maurer, Georg Reisch, Bad Saulgau; Moritz Unger, Maurer, Löffler Hoch- und Tiefbau, Stetten a.k.M; Gabriel Hipp, Maurer, Dreher-Bau, Inzigkofen; Klara Wiesinger, Raumausstatterin, Thielemann, Ehingen; Johanna Schlecht, Raumausstatterin; Thomas Wiest, Ochsenhausen; Cathrin Kempter, Raumausstatterin, Erika Roth Owingen; Sarah Restle, Tischlerin, AM Tischler, Ostrach; Elena Gruber, Tischlerin, Kongregation Franziskanerinnen von Sießen, Bad Saulgau; Karolina Hauer, Tischlerin, Harald Kaut, Sigmaringen; Leon Mühlhans, Zimmerer, Alber Holzbau Meßkirch; Max Kessler, Zimmerer, Jürgen Ummenhofer, Bad Saulgau und Moritz Saller, Zimmerer, Zimmerei Gmeiner, Krauchenwies.