80 Jahre, nach dem Ende des von Adolf Hitler entfesselten Zweiten Weltkrieges, erinnert der Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) beim Antikriegstag an die Opfer. Unter dem Motto „Für eine Politik der Friedensfähigkeit. Nie wieder Krieg – in Deutschland und Europa und weltweit“ versammelten sich mehrere Dutzend Teilnehmer auf dem Friedhof in Großschönach, und zwar an der Gedenktafel der Widerstandskämpfer Hans-Bernd und Werner von Haeften. Beide Offiziere bezahlten ihre Teilnahme am Hitler-Attentat mit dem Leben.

Völkerrecht wird immer weiter ausgehöhlt

Für DGB-Chef Jürgen Witt ist die Erinnerungskultur enorm wichtig, auch mit Blick auf die aktuelle Sicherheitslage. „Immer mehr Länder werden von Kriegen heimgesucht“, machte Witt deutlich, dass es weltweit noch nie so viele bewaffnete Konflikte gab, 120 Millionen Menschen müssten ihre Heimat verlassen. Beispielhaft nannte er den Ukraine-Krieg, den Konflikt in Gaza und im Sudan. Das Völkerrecht werde ausgehöhlt, und in der Verhandlungs- und Denklogik zähle immer mehr das Recht des Stärkeren. „Maßgeblichen Anteil hat die Großmachtkonkurrenz zwischen den USA, China und Russland“, sagt Witt, der seit 2025 auch Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Pfullendorf ist. Für ihn ist klar, dass die gemeinsame Verteidigungsfähigkeit in Europa gestärkt und die Bundeswehr zur Landesverteidigung befähigt werden müsse. Die zusätzlichen Rüstungsaufgaben dürften aber nicht allein zu Lasten des Sozialhaushaltes und Forschungs- und Bildungsausgaben gehen.

Erinnerung an Agnes von Haeften

Als Gastredner für den „Antikriegstag“ hat der DGB-Kreisverband mit Frieder Kammerer den stellvertretenden Vorsitzenden der Reservistenkameradschaft Linzgau gewonnen, einen ausgewiesenen Kenner des NS-Widerstands. Seit etlichen Jahren pflegen die Reservisten das Grab von Agnes von Haeften, Mutter der zwei hingerichteten Offiziere Hans-Bernd und Werner von Haeften. „Was hat dieser Friedhof mit dem fernen Berlin und mit Rastenburg in Ostpreußen zu tun?“, beantwortete Kammerer seine Eingangsfrage mit einer klare Ansage: „Hier ist ein Ort des geheimen Deutschland, hier ist Widerstand von rechts.“ Mit seiner Aussage wies er auf die Unsinnigkeit des politischen Rechts-Links-Denkens hin, was der „Gesäßgeographie“ der französischen Revolution geschuldet sei. Dort saßen links des Präsidenten die Jakobiner, rechts die Konservativen und Adeligen – und genau aus letzterem Kreis stammten die Verschwörer der Stauffenberg-Fronde, die 1944 alles wagten, und nach der Niederschlagung allesamt der Rache des Nazi-Systems zum Opfer fielen. Frieder Kammerer erinnerte daran, dass Agnes von Haeften vom Gründer der Reformschule Schloss Salem, Kurt Hahn, im Jahr 1945 nach Großschönach evakuiert wurde wo sie noch im Winter desselben Jahres starb und auf dem Friedhof beerdigt wurde. Das Grab wurde auch in die „Denkwege Oberschwaben“ von Professor Wolfgang Marcus aufgenommen und als Denkmal gesichert. Als „Schmerzensmutter des Oberen Linzgau“ bezeichnete Frieder Kammerer Agnes von Haeften und lobte den DGB, der 80 Jahren nach deren Tod an sie und die Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime gedachte. (pm/siv)