Der Weiler Lengenfeld zwischen Leibertingen und Kreenheinstetten wird noch lange ein „weißer Fleck“ auf der Breitbandversorgungskarte der Gemeinde Leibertingen sein. Diese Einschätzung vertrat in der jüngsten Gemeinderatssitzung Nadine Mayer von der Breitbandversorgungsgesellschaft für den Landkreis Sigmaringen (BLS). Sie machte dafür die hohen Anschlusskosten und die ihrer Meinung nach zu geringe Förderung aus Stuttgart und Berlin verantwortlich. Gleichzeitig stellte Mayer der Breitbandversorgung an sich in der Vier-Dörfer-Gemeinde ein gutes Zeugnis aus. Rund 90 Prozent der Haushalte seien an die schnelle Datenautobahn angebunden oder hätten die Möglichkeit, sich jederzeit anschließen zu lassen.

Förderung bei Unterschreitung der 30-MBit-Grenze

Als wesentliches Problem für den Restausbau zeigte die Referentin die Maßgabe für die Bundes- und Landesförderung auf, nach der es Zuschüsse für den Breitbandausbau erst dann gäbe, wenn die Mindestleistungsfähigkeit der vorhandenen Anbindungen ans Internet die 30-MBit-Grenze unterschreitet. „Das, was sich der Verbraucher an Geschwindigkeit vorstellt, lässt sich aber nur durch einen Glasfaseranschluss bis ins Haus verwirklichen“, erläuterte sie. Die Kosten dafür sind immens. Bürgermeister Armin Reitze nannte die Zahl von fünf Millionen Euro für die komplette Glasfaserversorgung Leibertingens. Bisher gebe es noch zahlreiche Gebäude, die vom örtlichen Verteiler aus über Kupferleitungen versorgt würden und deshalb eine geringere Netzleistung hätten.

Das könnte Sie auch interessieren

Anschlussbereitschaft der Hausbesitzer wichtiger Faktor

Eine wichtige Größenordnung für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit eines Breitbandnetzes ist die Anschlussbereitschaft der Hausbesitzer. In Kreenheinstetten wurden im Rahmen des Anschlusses an das Nahwärmenetz 120 Glasfaseranschlüsse bereitgestellt. Wie Hauptamtsleiter Siegfried Müller im Gespräch sagte, haben bisher 64 Kreenheinstetter einen Anschluss fest gebucht. Andererseits gibt es, wie die BLS-Vertreterin berichtete, im Dorf zahlreiche anschlusswillige Hausbesitzer, die aber das Pech haben, außerhalb des Nahwärmenetzes zu wohnen. Sie können nicht an das BLS-Netz angeschlossen werden, weil die Verlängerung der Glasfaserleitung bis zu ihrem Grundstück wirtschaftlich nicht vertretbar sei. Allerdings, so Mayer, sind einige Gebäude in diesen Außenbereichen an das Telekom-Glasfasernetz angeschlossen.

Pro Hausanschluss Montagekosten bis zu 4000 Euro

Mayer nannte ein Zahlenbeispiel: „Die BLS rechnet pro laufendem Meter Glasfaserleitung mit Kosten von rund 300 Euro. Die Landesförderung beträgt aber nur 85 Euro.“ Der vom Kunden beim Anschluss zu zahlende Eigenanteil von 952 Euro pro Haus ist ebenfalls alles andere als kostendeckend. Pro Hausanschluss rechnet die BLS mit Montagekosten von bis zu 4000 Euro.

Das könnte Sie auch interessieren

Wechsel von Landes- auf Bundesförderung diskutiert

Deswegen sind Kommunen oder kommunale Zusammenschlüsse wie die BLS auf staatliche Hilfen angewiesen. Mayer: „Gegenwärtig wird diskutiert, ob wir von der Landes- zur Bundesförderung wechseln sollen.“ Zwar gelte auch dort die 30-MBit-Grenze, aber die Förderung sei höher. Doch die Berliner Förderrichtlinien habe Haken. Denn die versprochene 90-Prozent-Förderung kommt nur zustande, weil der Bund 50 Prozent und das jeweilige Land 40 Prozent der Zuschusssumme trägt. Mayer: „Bezuschusst wird außerdem nur die Investitionssumme abzüglich der Pachtzahlung durch den Internetanbieter.“ Preise für Internet- und Telefonangebote für 20 Euro gehörten in gut erschlossenen Ballungszentren zum Portfolio der Breitbandbetreiber. Angesichts der geschilderten Lage auf dem Land sei es für die Anbieter sehr schwierig, ähnlich günstige Tarife anzubieten.

BLS rechnet mit je etwa 362 000 Euro für zwei Gebiete

Der Anschluss der Lengenfeld-Häuser wird von der BLS mit fast 362 000 Euro veranschlagt. Ähnlich teuer und für die Versorgungsgesellschaft daher unwirtschaftlich ist in Altheim die Breitbanderschließung für das Baugebiet Steinäcker. Hier ist keine Bundesförderung möglich, weil die 30-MBit-Grenze erreicht ist. Vor dem Hintergrund der an sich guten Versorgung in allen vier Ortsteilen gab Nadine Mayer Leibertingens Verwaltung und Gemeinderat den Rat, vorerst den weiteren Breitbandausbau für ein bis zwei Jahre ruhen zu lassen, um auf eine Verbesserung der Förderkulisse zu warten.