Engagierte Pläne und ein schlechtes Wirtschaftsjahr 2018: Vor diesem Hintergrund spielte sich am Montag im Gasthaus „Adler“ die Hauptversammlung der Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Leibertingen ab. Die BEG plant eine umfangreiche Beteiligung am derzeit entstehenden Solarpark 2 zwischen Lengenfeld und Leibertingen. Dazu bietet die Energie Baden-Württemberg (EnBW) zwei Beteiligungsmodelle an.

EnBW-Mitarbeiter stellen Beteiligungsmodell vor

Mit Frederik Witte und Timo Lorkowski waren zwei Mitarbeiter des EnBW-Beteiligungsmanagements zur Versammlung gekommen. Sie erläuterten die beiden Möglichkeiten für die BEG, sich am zweiten Leibertinger Sonnenkraftwerk zu beteiligen.

Heißer Sommer sorgt für schlechtes Wirtschaftsjahr

Ausgerechnet der heiße Sommer trägt nach Einschätzung von Ulrich Schmid die Hauptschuld daran, dass 2018 das schlechteste Wirtschaftsjahr in der Geschichte der BEG war. Schmid ist einer der drei gleichberechtigten Vorsitzenden der Genossenschaft. Er legte gegenüber dem SÜDKURIER die Ausgangslage für die BEG dar.

Gewinnbeteiligung bislang bei 4,6 bis 5,7 Prozent

„Wir waren in den vergangenen zehn Jahren mit einem gewinnbasierenden Kredit über 300 000 Euro am Solarpark 1 der EnBW bei Kreenheinstetten beteiligt.“ Die BEG-Mitglieder erhielten vom Energiekonzern eine Gewinnbeteiligung zwischen 4,6 und 5,7 Prozent, je nach Ertrag des laufenden Jahres. Der Kredit läuft im kommenden Jahr aus.

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EnBW bietet künftig nur noch 3,5 Prozent

Vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase und dem in der Branche herrschenden Kostendruck lehnt die EnBW eine Fortführung zu den bisherigen Konditionen ab. EnBW-Vertreter Timo Larkowski meinte in der Versammlung, fünf Prozent Zinsen wie bisher seien gegenwärtig nicht mehr marktgerecht. „Die 3,5 Prozent sind überhaupt nur durch die Ausschöpfung sämtlicher Einsparmöglichkeiten zu verwirklichen.“ Ein Bankkredit käme für die EnBW zwar billiger, liefe aber dem erklärten Ziel zuwider, eine möglichst breite Bürgerbeteiligung zu erreichen.

BEG will 300 000 Euro plux X investieren

Die BEG bekommt im nächsten Jahr ihre 300 000 Euro zurück. Schmid sagte: „Wir wollen uns weiter auf dem Energiesektor einbringen und nicht nur die 300 000 Euro weiter investieren.“ Dazu biete sich der neue Solarpark an.

EnBW-Vertreter stellen Möglichkeiten für Solarpark 2 vor

Die EnBW-Vertreter Fredrik Witte und Timo Lorkowski stellten die beiden Möglichkeiten vor. Die Option eins geht von einer gesellschaftlichen Beteiligung aus. Das heiße, dass der Konzern mit 50,1 Prozent die Mehrheit behalte. Die restlichen 49,9 Prozent stünden für das finanzielle Engagement weiterer Mitgesellschafter offen. Die Anlage kostet rund 5 Millionen Euro.

Option 1: BEG könnte einzige Gesellschafterin werden

Wollte die BEG als einzige Gesellschafterin beitreten, müsste sie 2,5 Millionen Euro einbringen. Ulrich Schmid sagte: „Alles, was über die 300 000 Euro hinausgeht, muss sich die BEG als Kredit besorgen.“ Persönlich hält Schmid eine Beteiligung der Genossenschaft von rund 1 Million Euro für realistisch, betont aber: „Es gibt noch keine Beschlusslage.“ Als möglichen weiteren Gesellschafter könnte er sich die Gemeinde Leibertingen vorstellen.

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Gesellschafter trügen unternehmerisches Risiko

Die Gesellschafter trügen bei diesem Modell aber das volle unternehmerische Risiko des Hauptanteilseigners EnBW mit. Sollte der Energieriese während der Laufzeit des Beteiligungsmodells in Zahlungsschwierigkeiten geraten, wären damit auch das Geld aus Leibertingen in Gefahr. Der Vorteil dieses Modells wäre, dass die BEG während der gesamten Betriebszeit des Sonnenkraftwerks an den Gewinnen beteiligt wäre.

Option 2: BEG wäre ein Beteiligter von vielen

Die zweite Möglichkeit besteht in einem Nachrangdarlehen. Dabei entfällt zwar für die Beteiligungsgeber das unternehmerische Risiko. Die EnBW garantiert dafür über zehn Jahre einen jährlichen Ertrag von 3,5 Prozent. Bei diesem Modell könnte jeder Bürger oder jeder Investor mitmachen. Die Anteile lägen im Kostenrahmen von 500 bis 1000 Euro, die BEG wäre dann nur einer von vielen Beteiligten.

Mitglieder bei Probeabstimmung für Option 1

Bei einer unverbindlichen Probeabstimmung votierten die Besucher deutlich für das Gesellschaftsmodell. Die BEG hat nun intern rund ein halbes Jahr Zeit, sich auf die Beteiligungsform und deren Details zu einigen.

Bilanz verblasst in der Sonne

Ausgerechnet der sonnenreiche Sommer 2018 hat der BEG das bislang schlechteste Betriebsergebnis beschert. Die drei Solaranlagen auf den Dächern der Bürgerhäuser in Altheim und Kreenheinstetten und auf dem Kläranlagengebäude in Thalheim brachten weniger Strom ins Netz als in den Vorjahren. Es war für die Solarzellen zu heiß.

Außerdem fehlte der Regen, um die Schmutzschicht von den Solarzellen zu spülen, was die Stromproduktion zusätzlich drosselte. Dazu kam eine technische Panne in Thalheim, der größten Anlage der BEG. Ein Wechselrichter musste ausgetauscht werden, doch stand zunächst kein Ersatzteil zur Verfügung. In diesen Wochen wurde hier kein Strom produziert. So nahm die BEG im Vorjahr mit knapp 13 000 Euro rund 2000 Euro weniger ein als 2017.

Dennoch entschied sich die Mehrheit der 25 anwesenden Mitglieder für eine Ausschüttung von drei Prozent. Der Vorstand hatte aus Gründen der Zahlungsfähigkeit für zwei Prozent plädiert, falls im Laufe des Jahres ein Anteil gekündigt werde und die BEG die Summe auszahlen müsste. Das sei 2018 mit einer 10 000-Euro-Beteiligung der Fall gewesen.