Mitten in Altheim macht die Thalheimer Straße eine scharfe Kurve um ein Gebäude, das lange der Mittelpunkt des sozialen und kulturellen Lebens des Ortes war. Gemeint ist das ehemalige Gasthaus zum Hirschen, das 2006 aus Altersgründen von seinen Betreibern, Rosi und Bruno Duffner, geschlossen wurde und lange ungenutzt leer stand. 2018 wurde das Haus verkauft. Nun bauen es die neuen Besitzer zu einem Mehrfamilienhaus um.

Viel Eigenleistung der neuen Eigentümer

Olga und Edmund Martin haben den Hirschen gekauft und bauen ihn mit viel Eigenleistung um.
Olga und Edmund Martin haben den Hirschen gekauft und bauen ihn mit viel Eigenleistung um. | Bild: Sturm, Heinrich

Die neuen Eigentümer des Hauses an der „Scharf Kurv um de Hirsche“ sind Olga und Edmund Martin aus Neuhausen ob Eck. Derzeit planen sie, das Gebäude in sechs Wohneinheiten aufzuteilen. In einer der Wohnungen möchte das Ehepaar später selber wohnen. Die anderen sollen vermietet werden. Einen großen Teil des Umbaus leisten Olga und Edmund Martin selbst. Noch lange trugen sich die beiden mit dem Gedanken, das Gasthaus wiederzubeleben, aber ein solcher Betrieb wäre wahrscheinlich heute nicht wirtschaftlich, meinen sie. „Noch ist die Idee nicht so richtig aus dem Kopf raus“, beschreibt Eduard Martin den aktuellen Stand der Planung. „Das Gasthaus war wohl sehr beliebt, nicht nur bei den Altheimern.“ Der aktuelle Bauplan, den sie für die Baugenehmigung eingereicht haben, sieht allerdings keine Nutzung als Gaststätte vor. Die Umbauarbeiten sollen beginnen, wenn die Baugenehmigung vorliegt. Momentan sind die beiden dabei, die Innenräume zu entkernen und Stützen einzuziehen, wo die alte Bausubstanz es erfordert.

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Parkplatzsituation noch zu prüfen

Der Ortschaftsrat von Altheim hat zur Genehmigung des Umbaus bereits Stellung genommen. In der jüngsten Sitzung waren die Wortmeldungen zum Vorhaben, das Gasthaus zu einem Wohnhaus werden zu lassen, durchweg positiv. „Es ist erfreulich, dass ein leerstehendes Haus in der Ortsmitte, wieder einer Nutzung zugeführt wird“, äußerte sich Altheims Ortsvorsteher Helmut Straub in der Versammlung. Einzig zur Parkplatzsituation auf dem Gebäudegrundstück äußerten der Rat bedenken. Für die sechs Wohneinheiten sind gegenwärtig sechs Parkplätze vorgesehen. Baurechtlich ist das in Ordnung, aber in der Realität wird zumeist mehr Parkraum benötigt. Die Stellungnahme des Ortschaftsrats enthält deshalb die Empfehlung, die Verkehrsbehörde möge die Situation vor Ort prüfen. Der Leibertinger Gemeinderat erteilte am Dienstag sein Einvernehmen zum Bauantrag. Er folgte der Empfehlung des Altheimer Ortschaftsrats, die Baubehörde auf die Parkplatzsituation hinzuweisen.

Bisher 70 Tonnen Bauschutt rausgeschleppt

Das Haus wird entkernt und Stützen eingezogen, wo die alte Bausubstanz es erfordert.
Das Haus wird entkernt und Stützen eingezogen, wo die alte Bausubstanz es erfordert. | Bild: Sturm, Heinrich

70 Tonnen Bauschutt haben die Eheleute Martin aus dem Haus geschleppt, seit sie mit dem Entkernen Ende 2018 begonnen haben. Dabei konnte man sehen, dass das Baumaterial aus vielen verschiedenen Zeiten stammt. So ließ sich auch nachvollziehen, dass das ehemalige Gasthaus immer wieder umgebaut und auch umgenutzt wurde. Während die Innenräume komplett umgestaltet werden, soll die Fassade weitgehend erhalten bleiben. Dort wo es nötig ist, werden zusätzliche Fenster eingesetzt und natürlich wird die Fassade isoliert und saniert. Das große Hirschgeweih über dem Eingang möchten die Martins aber in jedem Fall als Erinnerung an das Gasthaus zum Hirschen hängen lassen. Leider muss die noch gut erhaltende Holztreppe im Innern, die vom Erdgeschoss bis ins Dach reicht, aus Brandschutzgründen durch eine moderne Treppe ersetzt werden.

Das Geweih soll in Erinnerung an das Gasthaus bleiben.
Das Geweih soll in Erinnerung an das Gasthaus bleiben. | Bild: Sturm, Heinrich

Ende 2022 könnten Mieter einziehen

Die Martins rechnen damit, im September mit dem richtigen Umbau beginnen zu können. Sie hoffen, dass die Bauarbeiten Ende 2022 abgeschlossen sein könnten und die ersten Mieter einziehen. Es sei aber derzeit schwer, Handwerker zu bekommen, meinen die beiden. Die Instandsetzung der Elektroinstallation kann Edmund Martin als Elektrikermeister selbst durchführen. Für die Sanierung der Wasserleitungen etwa, braucht es Fachleute. Martins Elektrikerbetrieb wird übriges ebenfalls nach Altheim umziehen.

Der Elektrikerbetrieb von Edmund Martin wird nach Altheim umziehen.
Der Elektrikerbetrieb von Edmund Martin wird nach Altheim umziehen. | Bild: Sturm, Heinrich

Wechselvolle Geschichte

Die wechselvolle Geschichte des Gasthaus zum Hirschen in Altheim ist über 150 Jahre alt. Im Hirschen wurde gegessen, getrunken, getanzt und im Saal im Obergeschoss Theater gespielt. Die Skatspieler trafen sich sonntags zum Frühschoppen. Das Ehepaar Duffner, das den Gasthof von 1976 bis 2006 betrieb, war eine Institution. In den 1960er Jahren beherbergte das Gebäude auch mal eine Näherei. Die Martins fanden beim Entkernen noch alte Garnrollen aus dieser Zeit. Wer mehr erfahren möchte, über die Geschichte des Hirschen, kann diese in der Dorfchronik Altheims aus dem Jahr 2018 in einen Artikel von Martina Straub nachlesen. Dort ist auch zu erfahren, dass es im Jahr 1900 einen Besitzer des Gasthauses mit dem Namen Martin gab. Bereits ein Jahr später verkaufte er die Wirtschaft wieder. Die „neuen“ Martins wollen in jedem Fall länger bleiben.