Obwohl Corona seine negativen Spuren auch im Haushalt der Gemeinde Leibertingen hinterlässt, sind sich Kämmerer Daniel Bahr und Bürgermeister Armin Reitze einig in der Wertung, die Finanzdelle des Krisenjahres mittelfristig bis 2023 wieder ausgleichen zu können. Besonders deutlich formulierte Gemeinderatsmitglied Guido Amann seine Bedenken gegen das vorgelegte Zahlenwerk. Er befürchte, Leibertingen käme mittelfristig in Finanzprobleme und gab zu Protokoll: „Ich habe mich in 30 Jahren Gemeinderatsarbeit noch nie so schwer mit der Zustimmung zu einem Haushaltsplan getan, wie in diesem Jahr.“
Verzicht auf Beteiligung am örtlichen Stromnetz
Aufgrund der öffentlichen Vorberatung am 16. Mai lag den Räten in der Juni-Sitzung eine abgespeckte Version des Zahlenwerks vor. Unter anderem verzichtet Leibertingen auf die Beteiligung am örtlichen Stromnetz der Netze-BW, die von Thalheim gewünschten neuen Backgeräte für das Backhaus und den Kauf eines Beckensaugers für das Naturbad in Thalheim. Daniel Bahr: „Die Streichung hat ein Volumen von 1,52 Millionen Euro.“ Die praktische Folge für den Gemeindehaushalt ist der Verzicht auf die eigentlich geplante Neuverschuldung in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Für 2021 ist eine weitere Kreditspritze von 500 000 Euro vorgesehen. Für 2022 und 2023 sieht die mittelfristige Finanzplanung keine weiteren Kredite vor. Den größten Einschnitt in den Geldkuchen erwarten Reitze und Bahr mit einem Minus von 143 000 Euro Ende 2021. Dem stehen aber erwartete Überschüsse von 108 000 Euro im Jahr 2022 und 66 000 Euro 2023 gegenüber. Diese Überschüsse sollen den Verlust des kommenden Jahres ausgleichen.
Am Ende des Jahres sogar ein kleiner Überschuss
Der Kämmerer geht davon aus, dass Leibertingen am 31. Dezember das Corona-Krisenjahr sogar mit einem kleinen Überschuss von 7300 Euro beenden kann. Doch woher kommt der für dieses Jahr prognostizierte Überschuss? Zunächst steht Leibertingen wie jede andere Kommune auch vor der Tatsache, dass neben der Gewerbesteuer auch die Zuweisungen aus der Stuttgarter Landeskasse deutlich nach unten korrigiert werden müssen. Der Kämmerer: „2019 hatten wir ein Rekordergebnis von 900 000 Euro. Für dieses Jahr haben wir an sich schon sehr konservativ 530 000 Euro angesetzt.“ Sollte alles nach Plan verlaufen und beispielsweise keine zweite Coronawelle die Wirtschaft erneut lähmen, gehen die Finanzplaner von einem Gewerbesteueraufkommen für dieses Jahr von 680 000 Euro aus.
Bis 2023 rund 1,23 Millionen Euro Erlöse aus Verkauf von Ökopunkten
Das große Plus in der Finanzplanung stellen die Ökopunkte der Gemeinde dar. Bis 2023 sind aus deren Verkauf 1,23 Millionen Euro an Erlösen eingeplant. Allein für dieses Haushaltsjahr geht die Gemeinde davon aus, 470 000 Euro auf diesem Weg einnehmen zu können. Verkaufbare Ökopunkte stehen für Naturausgleichsmaßnahmen auf der Gemarkung, die an andere Kommunen verkauft werden können, auf deren Gemarkung keine Ausgleichsmaßnahmen mehr möglich sind. Dazu erklärte Reitze im Gespräch: „Die genaue Anzahl unserer Öko-Punkte steht noch nicht fest, wir gehen allerdings von einer Größenordnung zwischen drei und vier Millionen aus.“
5 Millionen Euro Investitionen bis 2023 in der Finanzplanung
Bis 2023 sieht die mittelfristige Finanzplanung für Leibertingen Investitionen von 5 Millionen Euro vor. Davon ist der Anschluss von Thalheim an die Kläranlage in Meßkirch mit rund 2,5 Millionen Euro der größte Brocken. Diese Zahl relativiert der Kämmerer mit dem Hinweis, dass davon 2 Millionen Euro als Zuschüsse wieder in die Gemeindekasse zurückflößen.