Die Wildensteinschule in Leibertingen wird noch dieses Jahr digital aufgerüstet. In dieser Woche gab der Gemeinderat mehrheitlich die benötigen Mittel frei. Das Gesamtprojekt wird mit 45 000 Euro veranschlagt. Die Zuschüsse aus Berlin und Stuttgart in Höhe von 26 500 Euro im Rahmen des Digitalpakts werden davon abgezogen.

Rat stimmt mehrheitlich für Digitalisierung

Aus der eigenen Rathauskasse muss die Vier-Dörfer-Gemeinde die Restsumme von 18 500 Euro finanzieren. Dazu kommen noch rund 5 000 Euro für die Serverkosten und die Verkabelung im Schulgebäude. Im Gemeinderat wurde intensiv darüber diskutiert, ob die Investition in dieser Höhe für eine Grundschule überhaupt sinnvoll und alle Lehrkräfte fachkompetent seien. Mehrere Ratsmitglieder traten für eine abgespeckte Ausbaulösung ein, um Erfahrungen zu sammeln und die Schule in einigen Jahren komplett zu digitalisieren. Schließlich entschied sich das Gremium bei zwei Enthaltungen, drei Nein- und sieben Ja-Stimmen für die Digitalisierung der Dorfschule wie vorgesehen.

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Corona-Krise verzögert Installation

Dazu sagte Schulleiter und Gemeinderatsmitglied Hubert Stekeler auf SÜDKURIER-Nachfrage: „Das Thema ist an unserer Schule schon seit rund zwei Jahren aktuell. Eigentlich sollte die Technik bereits in den kommenden Sommerferien installiert werden. Wegen der Corona-Krise können sich die Arbeiten aber bis zum Jahresende hinziehen“.

Technische Anforderungen sind im Lehrplan enthalten

In der Sitzung erläuterte Stekeler, dass die Investition keine eigene Idee seiner Schule sei, sondern den aktuellen Anforderungen des Kultusministeriums und dessen Lehrplan entspräche. Folglich kann sich die Schule zwar einen gewissen Freiraum in pädagogischer Hinsicht leisten, ist aber im technischen Bereich an die Vorgaben des Landes gebunden. Zusammen mit der Gemeindeverwaltung, der Schule und den Medienzentren wurde ein Medienentwicklungsplan (MEP) ausgearbeitet. Der Schulleiter beschreibt den MEP als „pädagogisch-technisches Konzept für die Medienbildung.“ Im Plan sind für Leibertingen im Wesentlichen vier elektronische Tafeln (Whiteboards) und ein Klassensatz von 16 Tablets mit Tastatur und Stift vorgesehen.

 

Ein Whiteboard ersetzt die ursprüngliche Kreidetafel. Der Digitalpack ermöglicht der Wildenstein-Grundschule in Leibertingen die ...
Ein Whiteboard ersetzt die ursprüngliche Kreidetafel. Der Digitalpack ermöglicht der Wildenstein-Grundschule in Leibertingen die Anschaffung. | Bild: Ingo Wagner

 

Leibertingen kann Eigenanteil gut stemmen

Sehr großen Wert legte der Schulleiter auf die Feststellung, dass die Elektronik auch in Zukunft im Unterrichtsalltag nicht an erster Stelle stehen werde, sondern als zusätzliches Medium dort genutzt werde, wo der Einsatz aus pädagogischer Hinsicht sinnvoll erscheint: „Schönschreiben mit Füller im Heft bleibt mit im Vordergrund.“ Die Finanzierung sei, so Bürgermeister Armin Reitze, ebenfalls in trockenen Tüchern: „Wir können den erforderlichen Eigenanteil aus übrig gebliebenen Haushaltsmitteln der vergangenen zwei Jahre problemlos bezahlen.“ Der laufende Etat werde deshalb nicht belastet. Hubert Stekeler ergänzte dazu im Pressegespräch: „Wir haben mit Blick auf die Digitalisierung auf die eigentlich fällige Modernisierung des Computerraumes verzichtet.“

Kritiker bezeichnen Digitalisierung als „überdimensioniert“

Beispielhaft für die Argumente der Kritiker gegen die Digitialisierung der Schulen zeigten sich die von Ratsmitglied Klaus Buck formulierten Argumente. Er bezeichnete das vorliegende Konzept als „überdimensioniert“ und prophezeit, Lehrer und Schüler würden im Schulalltag mit den Geräten nicht aktiv arbeiten. Alles, so schlussfolgerte Buck, sei dem hohen Zuschuss aus dem Digitalpakttopf geschuldet. Ratsmitglied Thomas Frick brachte den Vorschlag ein, zunächst nur zwei Klassenzimmer mit elektronischen Tafeln auszustatten. Nach zwei bis drei Jahren könnte dann über die Ausstattung der beiden anderen Unterrichtsräume entschieden werden.

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Digitalisierung als Zukunftssicherung der Dorfschule

Anderer Meinung waren unter anderem Armin Beck und Egon Hafner. Beck wies den Vorschlag von Frick zurück, weil es in zwei Jahren keine Zuschüsse mehr gebe. Die Gemeinde müsse dann den Restausbau selbst bezahlen. Egon Hafner betonte, der 80-Prozent-Zuschuss zeige, wie wichtig die Regierungen die Digitalisierung einstuften. Tobias Stekeler unterstrich die Bedeutung des Vorhabens für die Zukunftssicherung der Dorfschule.

Schulleiter Hubert Stekeler warnte ebenso eindringlich wie der Rathauschef vor einer provisorischen Lösung mit nur zwei Whiteboards. Seiner Auffassung nach seien die Lehrer in der Lage, mit der neuen Technik sach- und fachgerecht umzugehen. Ein Mischsystem zwischen alter und neuer Ausstattung bringe nichts, sondern sorge nur für Schwierigkeiten im Unterrichtsalltag.