Bestes Septemberwetter lockte am Sonntag riesige Besucherströme in die kleine Gemeinde Leibertingen, die überregional bekannt ist für ihre Burg Wildenstein und den jährlich stattfindenden gleichnamigen Jahrmarkt. Vergessen waren die dürren Jahre der Pandemiezeit, am Sonntag genossen die Leute die Stimmung in dem idyllischen Ort, die besondere Atmosphäre des Jahrmarkts mit seinen Anklängen an vergangene Zeiten und natürlich die Sonne.

Gleichzeitig zum Jahrmarkt fand beim Leibertinger Flugplatz das ebenfalls zur Tradition gewordene Drachenfest statt. Entsprechend bewegten sich Besucherströme durch das Dorf und die Umgebung. „Durch das Drachenfest verteilen sich die Besuchermassen weiträumiger, sodass ein Geschiebe durch den Wildensteiner Jahrmarkt vermieden wird“, sagte Bürgermeister Stephan Frickinger auf die Frage, warum die beiden beliebten Events auf einen Tag fallen. „Das hat sich bewährt“. Die Familien gingen mit den Kindern zuerst aufs Drachenfest, ließen dort mit dem Nachwuchs die Drachen steigen und anschließend, wenn sich die Kids schon etwas ausgetobt hätten, würde der Jahrmarkt besucht.

Bürgermeister Stephan Frickinger (links) war als Säckelmeister gemeinsam mit Christoph Möhrle auf dem Wildensteiner Jahrmarkt unterwegs. ...
Bürgermeister Stephan Frickinger (links) war als Säckelmeister gemeinsam mit Christoph Möhrle auf dem Wildensteiner Jahrmarkt unterwegs. Rechts im Bild Altbürgermeister Heinrich Güntner. | Bild: Susanne Grimm

Frickinger kassierte als Säckelmeister die Standgebühr von den etwa 80 Marktbeschickern, bot als Entschädigung eine Scheibe Schwarzwurst mit Senf an, während sein Begleiter, Revierförster und Büttel „veraltet: Gerichtsbote, Häscher) Christoph Möhrle ein Schnäpschen dazu offerierte.

Großes Interesse an altem Handwerk

Auf dem Markt erfuhren insbesondere die alten Handwerkstechniken große Aufmerksamkeit, so beispielsweise die Seilerei der Zimmerngilde vom Narrenverein Katzmallebach. Auch der Lehrer a. D. Walter Hubbuch ist hier aktiv dabei. Er habe sich das Seilerhandwerk selbst beigebracht, weil er sich schon immer für altes Handwerk interessiert hätte. Außerdem habe er seinen Verein dazu angeregt, sich ein solches Handwerk zu eigen zu machen, um es bei Veranstaltungen zu zeigen, erklärte er und verflocht kunstvoll das Ende eines Hanfseils ohne Knoten und Metallzwinge zu einer festsitzenden Schlaufe.

Walter Hubbuch hat sich das Seilerhandwerk selber beigebracht.
Walter Hubbuch hat sich das Seilerhandwerk selber beigebracht. | Bild: Susanne Grimm

Zuschauen konnte man auch zwei Holzhauern des Campus Galli bei der Bearbeitung eines Baumstamms zu einem Balken mit mittelalterlicher Technik. Für Freunde alter Traktoren gab es eine Ausstellung qualmender und bullernder Schlachtrösser aller Altersklassen bis hin zu Ackerbearbeitungsgeräten von Anfang des letzten Jahrhunderts.

Nicht fehlen durfte das Leibertinger Urgestein Adolf Riester, der mit weit über 80 Jahren immer noch aktiv seinem Holzhandwerk nachging. „Heute haben wir ein Heimspiel“, lachte der rüstige Schreiner und Wagnermeister, während er einem Holzschwert den letzten Schliff verpasste.

Wie immer gab es beim Adler die längsten Pommes der Welt.
Wie immer gab es beim Adler die längsten Pommes der Welt. | Bild: Susanne Grimm

Armin Reitze, Frickingers Vorgänger im Amt, war dieses Jahr ebenfalls mit einem Stand vertreten. Als Mitglied des Pfullendorfer Rotary Clubs verkaufte er Lose für das bevorstehende Entenrennen in Pfullendorf. Auch Reitzes Amtsvorgänger und erster Bürgermeister der Gesamtgemeinde Leibertingen, Heinrich Güntner, fehlte nicht auf diesem Fest, das seinerzeit auf seine Initiative hin entstand und zu einem einzigartigen Besuchermagneten wurde.

Gegen Ende machten sich Marktmeister Stephan Frickinger, als Kreuzritter gekleidet, und Büttel Möhrle daran, von den Marktbetreibern den sogenannten Zehnten zu kassieren. „Das deckt leider nicht die Kosten“, sagte Frickinger bedauernd, doch die Freude über den Erfolg des Marktes überwog.