Die lang ersehnte Baugenehmigung für die Scheune im Campus Galli ist erteilt. Sie gibt nicht nur das Startsignal für die Bauarbeiten, sondern markiert vor allem einen wichtigen wissenschaftlichen Schritt. Die Genehmigung beweise, dass eine plausible baugeschichtliche Interpretation des St. Galler Klosterplans möglich und mit modernen Vorschriften vereinbar ist, erläutert Hannes Napierala, Geschäftsführer von Campus Galli.
Napierala: „Erst jetzt weiß ich, dass ein Bau nach dem St. Galler Klosterplan möglich ist“
Bei Führungen und Interviews habe er immer erklärt, dass im Campus Galli eine Klosterstadt nach den Plänen des St. Galler Klosterplans entstehe, erzählt Hannes Napierala beim Festakt zur Erreichung der Baugenehmigung. „Doch erst jetzt weiß ich, dass es möglich ist“, verkündet er.
Bisher stets Zweifel, ob es handwerklich machbar ist
Bisher habe stets der Zweifel bestanden, ob es handwerklich machbar sei. Zum einen brauche es gelernte Bau- und Fachhandwerker und zum anderen eine plausible baugeschichtliche Interpretation des Klosterplans. Beides sei mittlerweile vorhanden. „Wir sind jetzt alle auf einem guten Niveau, sodass ich aus voller Überzeugung sagen kann: Wir kriegen das hin“, bestätigt der Geschäftsführer.

„Wir haben uns gefreut, dass wir den Archäologen und Bauforscher Tilman Marstaller mit ins Boot holen konnten“, blickt Napierala auf den langen Entwicklungsprozess zurück. Er habe Lösungen geliefert, wie die zweidimensionalen Zeichnungen auf dem Klosterplan baugeschichtlich dreidimensional interpretiert werden können.
Berechnung der Statik erwies sich als äußerst schwierig
Nach der Erstellung eines Konzepts habe das Campus-Team den Roten Punkt schon in greifbarer Nähe gesehen, da nur noch die Berechnungen der Statiker ausstanden. Doch es entwickelte sich anders. „Verschiedene Statiker gerieten immer an einen Punkt, an dem sie nicht mehr weiterkamen“, erzählt der Geschäftsführer. Es stellte sich heraus, dass es äußerst schwierig war, die historischen Vorgaben nach den heutigen Richtlinien und Vorschriften umzusetzen.
Viele Sitzungen und Rückschläge
Es habe viele Sitzungen und viele Rückschläge gegeben. Im März 2018 habe dann ein Münchner Statikbüro angekündigt, dass es noch vier Wochen zur Genehmigung dauere. Der gesamte Prozess erstreckte sich jedoch über ein Jahr. „Erst ab heute können wir korrekterweise formulieren: Wir bauen nach dem Klosterplan“, freut sich Napierala über diesen für das Projekt entscheidenden Schritt. Es sei ein Präzedenzfall geschaffen, der neue Projekte erleichtere. Obwohl jedes neue Gebäude neue Herausforderungen mit sich bringe, sei doch vieles bereits durchdiskutiert.

Zimmerermeister erläutert nötige Änderungen
Zimmerermeister Daniel Witschard-Schruttke erläutert anhand des Scheunenmodells, welche Veränderungen am ursprünglichen Plan durchgeführt werden mussten, um den behördlichen Ansprüchen in Bezug auf den Brandschutz und die Erdbebensicherheit zu genügen. Da bemängelt wurde, das Dach sei durch seine Größe zu leicht, es könne bei einem starken Wind wegfliegen, musste der Neigungswinkel von 52 auf 45 Grad verringert werden. Dies minimiere die Abhebekräfte. Als Folge davon verringert sich die Gesamthöhe. Darüber hinaus bekomme jede Walmseite einen zusätzlichen Ausgang, um Fluchtwege zu schaffen.
Freundeskreis steuert 30 000 Euro bei
„Das wird eine Scheune für die Öffentlichkeit“, betont Dirk Gaerte, Vorsitzender des Freundeskreises karolingische Klosterstadt Meßkirch – Campus Galli. Sie biete Raum für museumspädagogische Projekte, Regenschutz und werde als landwirtschaftliches Hauptgebäude genutzt. Stolz verkündet er, dass die Finanzierung seit über einem Jahr stehe und der Freundeskreis als Bauträger des Vorhabens über drei Jahre hinweg insgesamt etwa 30 000 Euro beisteuern könne. Den Mammutanteil erhalte das Projekt aus dem Entwicklungsprogramm ländlicher Raum.
„Jetzt geht es richtig los“, freut sich Daniel Witschard-Schruttke auf die Herausforderung. Zuerst muss alles abgebunden werden, das heißt die Balken und Pfosten passgenau vorbereitet, um dann die Scheune aufzustellen.
„Man lernt, wie heilig das Werkzeug ist“
Die Zimmerer-Ausbildungsklasse der Kerschensteinerschule in Reutlingen kommt regelmäßig zum Campus Galli. Darunter ist auch Henning Wahl aus Grabenstetten, der im zweiten Lehrjahr ist.
Herr Wahl, wie groß ist Ihre Gruppe?
Wir sind 18 Schüler und zwei Lehrer.
Hat Ihre Gruppe eine besondere Aufgabe auf der Mittelalter-Baustelle?
Wir haben keine gemeinsame Arbeit, sondern wir sind aufgeteilt und haben verschiedene Aufgaben.
Wo sind Sie eingesetzt?
Wir haben die Rückwand vom Unterstand gemacht, Balken aus Rundholz behauen und als Gruppe zusammen einen 800 Kilogramm schweren Eichenstamm transportiert.
Bringt Ihnen diese Erfahrung Vorteile bei Ihrer Ausbildung?
Für die Ausbildung nicht direkt. Aber wir können sehen, wie dieses Handwerk traditionell gemacht wurde. Und das hier ist pures Handwerk. Wir erleben auch, welchen Komfort wir heute haben. Das Schöne bei der alten Vorgehensweise ist, dass man stärker zusammenarbeiten muss und lernt, wie heilig das Werkzeug ist.