Die Nachfrage nach Baugrund für Einfamilienhäuser ist in Meßkirch, Sauldorf und Leibertingen ungebrochen hoch. In den Kommunen gibt es deshalb vielfach Diskussionen, wie der Flächenverbrauch eingedämmt werden kann. In der Nachbargemeinde Neuhausen ob Eck gilt seit einigen Jahren ein Baulandstopp, das heißt, es werden keine Neubaugebiete mehr ausgewiesen. Wer bauen will, wird auf bereits erschlossene Bauplätze oder auf innerörtliche Baulücken verwiesen. Wie eine SÜDKURIER-Umfrage ergab, steht aber auch bei den drei Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Meßkirch das Ziel, Baulücken zu füllen, im Vordergrund der örtlichen Strukturpolitik.
Bauherren müssen rund eine halbe Million Euro investieren
Wer sich aktuell mit Neubaugedanken trägt, muss tief in die Tasche greifen. Markus Herz von der Meßkircher Volksbank berichtet: "Für ein Einfamilienhaus muss heute ohne Grundstück mit Kosten von 400 000 bis 450 000 Euro gerechnet werden. Mit Grundstück sind es zwischen 500 000 und 530 000 Euro." Wer so viel Geld investiere, suche sich dann meistens einen Bauplatz in einem Neubaugebiet in möglichst guter Lage. Das bestätigt die Umfrage bei den vier Kommunalverwaltungen.
Wie die Kommunen mit Baulücken umgehen und wie viele kommunale Bauplätze derzeit zum Verkauf stehen
- Meßkirch: In Meßkirch kann aktuell in allen Stadtteilen gebaut werden. Wie Bauamtsmitarbeiter Martin Stehmer sagt, werde derzeit in Dietershofen ein weiteres Neubaugebiet überplant. "Aktuell nutzbar, das heißt sofort bebaubar und bislang unverkauft sind 20 Bauplätze im Stadtgebiet." Für Meßkirch besonders wichtig sei die Innenstadtsanierung. Dazu gehöre, dass Baulücken aufgefüllt und marode Bausubstanz abgebrochen werde. Die Verwaltung bietet auf ihrer Homepage ein sogenanntes "Baulücken-Kataster" an. "Damit wollen wir verkaufswilligen Grundstücksbesitzern die Möglichkeit bieten, den oder die Bauplätze anzubieten." Das Interesse der privaten Grundbesitzer an einem Verkauf sei derzeit jedoch gering.

- Neuhausen ob Eck: In der Gemeinde gilt seit Jahren ein Baulandstopp. Statt neue Baugebiete auszuweisen, gibt es ein kommunales Förderprogramm für Bauherren, die im Dorfbereich entweder neu bauen oder bestehende Gebäude sanieren. Nach Auskunft von Bürgermeister Hans-Jürgen Osswald wurden in den vergangenen zweieinhalb Jahren elf solcher Förderanträge mit einem Volumen von rund 200 000 Euro genehmigt. Ein weiterer Antrag sei derzeit in Bearbeitung. Trotz des Baulandstopps berichtet der Rathauschef: "Das klassische Einfamilienhausgrundstück mit einer Fläche von 500 bis 600 Quadratmetern wird nach wie vor am stärksten nachgefragt. Dies können und wollen wir aber derzeit – außer in Worndorf – nicht anbieten." Die bisherigen Erfahrungen mit dem Baustopp bringt Osswald so auf den Punkt: "Uns ist kein Neuhauser, Schwandorfer oder Worndorfer bekannt, der nicht in Neuhausen oder den Ortsteilen fündig geworden wäre – sei es mit einer Gebrauchtimmobilie oder einem Platz von privat, die es ja durchaus gibt." Konkret gibt es in Neuhausen neben den Flächen in privater Hand noch drei kommunale Bauplätze, so Osswald.
- Leibertingen: Entspannter sieht es diesbezüglich in Leibertingen aus. Bürgermeister Armin Reitze berichtet von 30 kommunalen Bauplätze in allen vier Ortsteilen. Dazu kämen noch rund 50 Plätze von Privateigentümern. Für den Verkauf der kommunalen Grundstücke gibt es laut Armin Reitze nur eine Vorgabe: Sie müssen innerhalb einer Zwei-Jahres-Frist bebaut werden. Wie sein Neuhauser Amtskollege mache auch er die Erfahrung, dass "fast 100 Prozent der Interessenten von einem Einfamilienhaus auf einem klassischen Bauplatz in einem Neubaugebiet" ausgingen. Geringer sei in Leibertingen dagegen die Nachfrage nach innerörtlichen Baulücken. Auch am Umbau leer stehender Immobilien zu Wohnhäusern hätten Bauherren weniger Interesse. "Potenziell stünden sicher 50 entsprechende Wohneinheiten zur Verfügung. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre sind pro Jahr Investitionen in zwei bis drei solcher Objekte zu erwarten", sagt Reitze. Für weitere Neubaugebiete stehe nach dem Flächennutzungsplan nur noch ein Areal im Ortsteil Altheim zur Verfügung.

- Sauldorf: In der Gemeinde sind ebenfalls noch kommunale Bauplätze zu bekommen, wie Manuela Beck von der Verwaltung erzählt: "In Rast sind es noch sieben Bauplätze, in Boll und Krumbach je zwei, und einer in Bichtlingen."

Sauldorf habe ein großes Interesse daran, innerörtliche Baulücken aufzufüllen. Doch auch hier wünschten sich Bauherren meist ein Einfamilienhaus mit kleinem Garten, wie aus den Bauanträgen hervorgehe.
Quadratmeterpreise in der Region
- Die kommunalen Bauplatzpreise in der Region zwischen Tuttlingen und Meßkirch sind sehr unterschiedlich. Je nach Gemeinde und Grundstückslage müssen Bauherren zwischen 45 und beim Kauf von privat bis zu 180 Euro pro Quadratmeter zahlen. Für Neuhausen nennt Hans-Jürgen Osswald eine Spanne von 120 bis 130 Euro. Im Extremfall, bei sehr begehrten Grundstücken, sei schon ein Quadratmeterpreis von 180 Euro bezahlt worden. In Leibertingen gibt Armin Reitze eine Spannbreite an, die je nach Baugebiet zwischen 65 und 75 Euro liegt. Günstiger sind die Bauplatzpreise in Sauldorf und den Ortsteilen. Manuela Beck von der Gemeindeverwaltung berichtet von Kosten zwischen 42 und 65 Euro. Tiefer muss ein Bauherr in Meßkirch und den Stadtteilen in die Tasche greifen. Hier bewegen sich die Quadratmeterpreise für den Wohnungsbaugrund zwischen 69 und 120 Euro. Allerdings gibt es in der Heidegger-Stadt ein Sonderprogramm für Familien mit Kindern. Dazu erläutert Martin Stehmer vom städtischen Bauamt: "Wir gewähren für jedes Kind der Bauherren-Familie einen Preisnachlass auf den Bauplatzkauf von 1000 Euro."
- Der Immobilienmarkt in der Region steht vor der Herausforderung, dass ein Neubau aktuell nicht teurer ist als ein Altbau mit sehr guter Bausubstanz – trotz Preissteigerungen im Bausektor. Das bestätigt Renate Hermann, die in der Immobilienabteilung einer Meßkircher Bank arbeitet. Sie sagt: "Selbst wenn ein Haus mit Garten top saniert ist und rund 500 000 Euro einbringen soll, ist der Verkauf nicht unmöglich, aber schwierig." Das liegt nach Ansicht der Immobilienfachfrau daran, dass Bauherren zum gleichen Kostenpunkt ein neues Haus bauen lassen können, das dann exakt den Wünschen der Familie entspricht.
- Neubau bevorzugt: Als ebenso anspruchsvoll stuft Renate Hermann die Aufgabe ein, ein Haus aus dem Bestand eines Dorf- oder Stadtkerns zu verkaufen. Junge Familien bevorzugten meist einen Neubau. Ältere Häuser mit Geschichte würden fast ausschließlich von Idealisten gekauft, für die das Leben in einer geschichtsträchtigen Umgebung bereits ein Wert an sich sei. Aufgrund ihrer Erfahrungen geht Renate Hermann davon aus, dass der Wunsch vieler Kommunalpolitiker, Familien mit Kindern im Dorfkern anzusiedeln, schwierig zu verwirklichen ist. Renate Hermann: "Junge Familien kommen zwar aufs Land zurück. Sie bevorzugen aber, wie gesagt, das eigene Haus mit Garten im Neubaugebiet." (hps)