Groß war die Erleichterung bei Schulleiterin Sigrid Weißhaupt, dass endlich ihre Goldösch-Schule Objekt einer Feuerwehrübung war. Denn das aus den 1950er-Jahren stammende Gebäude in Meßkirch beherbergt seit Jahrzehnten eine Schule für Kinder mit Entwicklungs- und Lernbeeinträchtigungen mit aktuell 43 Kindern und Jugendlichen in vier jahrgangsgemischten Klassen. Außerdem sind in dem Gebäude drei ukrainische Flüchtlingsfamilien untergebracht. Auch das Meßkircher Bildungswerk nutzt Räume in der Goldösch-Schule.

Verwinkeltes Gebäude
Wie Weißhaupt sagte, hat die Stadt Meßkirch im Laufe der Zeit viel in den Brandschutz des langgestreckten, aber verwinkelten Gebäudes investiert, wie beispielsweise zwei Behelfsfluchttreppen auf der Rückseite. Denn die Klassenräume befinden sich genau dort und zudem im Obergeschoss. Doch nach wie vor stammt die Infrastruktur des Hauses wie Strom- und Wasserleitungen sowie Sanitäranlagen zum Teil noch aus dem vorigen Jahrhundert. „Mir war es wichtig, dass die Feuerwehr das Gebäude und seine Schwachstellen kennenlernt“, betonte Sigrid Weißhaupt, wobei sie natürlich die Hoffnung zum Ausdruck brachte, nie einen solchen Notfall erleben zu müssen.
Suche nach vermissten Personen
Der Kommandant der Feuerwehr Meßkirch, Andreas Fleckenstein, erläuterte, dass bei der Übung mit den DRK-Bereitschaften Meßkirch und Inzigkofen ein Küchenbrand mit mehreren Verletzten, aber auch vermissten Personen angenommen wurde. „In einem solchen Fall“, so der Kommandant, „würde die Feuerwehr mit dem Alarmstichwort B3Y-Sonderbauten alarmiert werden.“ Nach der Erstbefragung der Lehrkräfte auf dem Sammelplatz wurden insgesamt acht Schüler und eine Lehrkraft im Gebäude als vermisst erklärt.
Rettung über Drehleiter
Durch den Einsatz von mehreren Trupps unter Atemschutz sind vier verletzte Kinder im Küchenbereich aufgefunden worden, die von den Einsatzkräften ins Freie gebracht und den DRK-Helfern übergeben wurden. Im weiteren Verlauf wurden im Obergeschoss vier weitere Kinder und eine Lehrkraft entdeckt. Für diese Personen war der Fluchtweg durch den Rauch im Gebäude abgeschnitten. Drei Kinder und die Lehrkraft konnten über die Drehleiter gerettet werden. Eines der Kinder musste mittels Fluchthaube von den Atemschutztrupps ins Freie gebracht werden, denn dieses Kind litt an Höhenangst und ließ sich nicht über die Drehleiter retten. Alle geretteten Personen wurden vor dem Gebäude dem medizinischen Fachpersonal übergeben. Dann folgte die weitere Erstversorgung an der Verletzten-Sammelstelle.
Rotkreuzler aus Inzigkofen auch dabei
„In Absprache mit der Feuerwehr hat sich die DRK-Bereitschaft Meßkirch entschieden, Schnittstellen und Verfahren, aber weniger sanitätsdienstliche Maßnahmen zu erproben, nachdem dies seit vielen Jahren nicht beübt worden ist“, sagte Markus Bugge von der Meßkircher DRK-Bereitschaft. Da das DRK Meßkirch auch in echten Einsätzen immer mit der Bereitschaft Inzigkofen kooperiert, sei es selbstverständlich gewesen, auch diese einzubinden. „So konnten auch DRK-interne Abläufe ausprobiert und gute Verfahren etabliert werden“, so Bugge. Die Übergabe der Verletzten durch die Feuerwehr sei vorbildlich verlaufen und das DRK konnte seine Leistungsfähigkeit bei der Betreuung und Behandlung beweisen. Die Bereitschaft Inzigkofen baute einen wetterfesten Ablageort auf.
Die Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr und der Führungsgruppe war höchst professionell, erklärte Bugge: „Wir als Bereitschaft Meßkirch sehen den nächsten Einsätzen aufgeschlossen entgegen, weil das Vertrauen in die eigenen Fertigkeiten wieder gestiegen ist.“ Auch die Kommunikation funktionierte, wenn auch das DRK digital unterwegs ist und die Feuerwehr noch analog.

Bugge und Fleckenstein verweisen hier auf den Einsatzleitwagen und die Führungsgruppe der Feuerwehr, die als Schnittstellen dienen. Hier kann der Digitalfunk vom DRK empfangen werden und dann analog an die Führungskräfte der Feuerwehr weitergegeben werden. „Das ist aber generell kein Problem, da die Führungskräfte vom DRK oder anderen Hilfsorganisationen und die Führungskräfte der Feuerwehr sowieso nicht untereinander kommunizieren. Dies würde zu einem großen Durcheinander führen“, sagte Fleckenstein. „Die Kommunikation läuft immer über die Führungsgruppe und den Einsatzleitwagen der Feuerwehr.“ Wichtig sei aber, zu wissen, dass hier nur vom Einsatzstellenfunk die Rede ist. Der Kommandant: „Außerhalb der Einsatzstelle funken alle Hilfsorganisationen im Landkreis Sigmaringen seit etwa zwei Jahren digital.“
56 Einsatzkräfte
Die Freiwillige Feuerwehr war bei der Übung mit sechs Feuerwehrfahrzeugen und 31 Einsatzkräften vor Ort. Die Führungsgruppe der Region Meßkirch, bestehend aus Mitgliedern der Wehren aus Meßkirch, Sauldorf und Leibertingen, war mit drei Fahrzeugen und zwölf Einsatzkräften beteiligt. Das DRK war mit vier Fahrzeugen und 13 Einsatzkräften im Einsatz.