19 Menschen rettete die Besatzung des Motorschiffs der Rettungsorganisation Sarah beim ersten Einsatz im Mittelmeer. Sarah steht für Search and Rescue for all Humans – kurz Seenotrettung für alle Menschen. Das Motorschiff war auf den Namen der gemeinnützigen, in Meßkirch ansässigen Hilfsorganisation getauft worden.

Der Rettungseinsatz erfolgte nach Angaben von Sprecherin Sanya Romeike acht Seemeilen nördlich des libyschen SAR-Gebiets in der maltesischen SAR-Zone. SAR steht für Search and Rescue also Such- und Rettungsgebiet. Unter den 19 Menschen, die an Bord der „Sarah“ genommen worden waren, war auch eine Frau. Die Gruppe war in einem nicht hochseefähigen Boot unterwegs. Gestartet war sie in Libyen. Thomas Nuding, in Meßkirch lebender Unternehmer und erfahrener Kapitän der „Sarah“, berichtet gegenüber dem SÜDKURIER von der ersten Mission: „Der erste Einsatz lief sehr gut. Es ging fast direkt nach dem Eintreffen im SAR-Gebiet südlich von Lampedusa los. Durch Alarm Phone wurde ein Boot in Seenot gemeldet, das mithilfe von Seabird, einem Flugzeug der Nichtregierungsorganisation (NGO) Sea-Watch lokalisiert werden konnte. Das hochseeuntaugliche Boot trieb im Meer – ohne Schwimmwesten, die Motoren ausgefallen. Durch die tolle Kooperation mit den beiden anderen NGOs und dank der hohen Geschwindigkeit von ‚Sarah‘ konnte den Menschen geholfen werden und ein Pushback durch die libysche Küstenwache verhindert werden. Diese versuchte die Rettungskräfte während der Rettung durch Fahrmanöver einzuschüchtern.“ Pushback bedeutet, dass die Küstenwache die Menschen aus dem Boot wieder nach Libyen zurückgebracht hätte.

Beim ersten Sarah-Rettungseinsatz im Mittelmeer wurde eine gerettete Person, die eine Herzattacke erlitten hatte, an die italienische ...
Beim ersten Sarah-Rettungseinsatz im Mittelmeer wurde eine gerettete Person, die eine Herzattacke erlitten hatte, an die italienische Küstenwache übergeben. | Bild: Laurenz Bostedt

Eine der geretteten Personen erlitt einen Herzinfarkt – vermutlich bedingt durch eine gelöste Thrombose, wie Sanya Romeike mitteilt. Sie wurde gemeinsam mit einer Begleitperson noch auf See mitten in der Nacht an die italienische Küstenwache übergeben und von dieser in ein Krankenhaus gebracht. Die Mediziner an Bord der Sarah haben für solch einen Fall nicht das nötige Spezialequipment an Bord.

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„Die Stimmung in der Crew ist sehr gut beziehungsweise fast euphorisch. Alle sind froh, dass der erste Einsatz so erfolgreich lief und die Menschen aus Seenot gerettet werden konnten“, berichtet Sanya Romeike. Die Crew des Rettungsschiffs „Sarah“ bestand aus zwölf Personen, elf davon leben in Deutschland, ein Mitglied lebt in Italien. Neben einem Mechaniker, einem Arzt und einer Ärztin waren ein Architekt, ein Gas-Wasser-Installateur, zwei Fotografen, Studierende, eine Medizintechnikerin und ein Lacklaborant an Bord.

Die Sarah liegt jetzt wieder im Trockendock im sizilianischen Hafen Licata. Hier sollen noch nötige Reparaturen sowie Umbauten erledigt werden, bevor die nächste Mission gestartet werden kann. „Wir rechnen damit, erst wieder im September/Oktober in den nächsten Einsatz starten zu können,“ so Romeike. Die Rettungsorganisation muss weitere Spenden einwerben, um die Kosten abdecken zu können. Für jede Mission wird mit Kosten in Höhe von 35.000 Euro gerechnet. Nach eigenen Angaben werde die Verwendung der Gelder regelmäßig in Rechenschaftsberichten dargelegt und veröffentlicht.

Heimathafen der Sarah ist Karlsruhe. Sie ist eines der schnellsten zivilen Rettungsschiffe. Mit ihr sollen die größeren, langsameren Schiffe von Nichtregierungsorganisationen bei der Rettung auf See verstärkt werden. Für Kauf, Umbau und Ausrüstung der einstigen Luxusyacht wurden bislang 660.000 Euro investiert. Rund 100 Menschen können an Bord genommen werden.

Mit hoher Geschwindigkeit und einer Reichweite von mehr als 3000 Kilometern könne die Sarah Menschen in Seenot rasch erreichen. Diese könnten dann vor illegalen Rückführungen durch die libysche Küstenwache geschützt werden.