In den vergangenen Monaten ist es sehr ruhig geworden bei den Musikvereinen, Kapellen, Fanfarenzügen und Chören in der Stadt und den Stadtteilen. War die erste Phase der Corona-Pandemie schon eine Herausforderung, ist der jetzt noch andauernde mehrmonatige Zeitraum ohne Musik hart für alle, die Livemusik und Geselligkeit lieben.
Proben im Feuerwehrhaus zu kritisch
Die allgemeine Situation ist bekannt, aber bei jedem wirkt es sich anders aus, jeder geht anders damit um. Beim Fanfarenzug Meßkirch waren beispielsweise die letzten Proben Ende September 2020 und „aktuell sieht es proben-technisch für die nächsten Monate eher schlecht aus“, blickt Stabführer Ewald Frick noch eher pessimistisch nach vorne. Da sie als Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr normalerweise im Feuerwehrhaus proben, werde es durch die Gefahr der Ansteckung der Einsatzkräfte noch kritischer gesehen. „Somit steht dieser Proberaum aktuell nicht zur Verfügung und wir werden, wie auch im vergangenen Jahr, uns um einen privaten Proberaum kümmern müssen“, weiß Frick jetzt schon. Im vergangenen Jahr musste dafür die Maschinenhalle eines Bekannten herhalten.

Beim Meßkircher Chor „Sing Out“ sieht es ähnlich aus. Waren im vergangenen Jahr wenigstens noch Proben im Innenhof des Schlosses und in der Rohrdorfer Kirche möglich, so fand nun schon seit Anfang Oktober keine Chorprobe mehr statt. „Seither war es uns leider nicht mehr möglich, gemeinsam zu singen“, bedauert Michaela Schlude als Ansprechpartnerin des Chors. Der Meßkircher Kreutzer-Chor wiederum, berichtet Vorsitzende Bärbel Hermann, konnte „im September 2020 für eine kurze Zeit Proben im großen Saal des Meßkircher Schlosses“ abhalten. Galten damals strenge Hygieneregeln, würde man die heute sicher in Kauf nehmen, wenn man überhaupt wieder singen dürfte.
Seit Mitte Oktober keine Proben
Schwierig ist die Situation auch in Rohrdorf für den dortigen Musikverein. „Es finden seit Mitte Oktober keine Proben oder Zusammenkünfte mehr statt,“ berichtet die Vorsitzende Elke Bauer. Ähnliches hatte bei einer Umfrage des SÜDKURIER auch schon Marina Grüninger, die Vorsitzende der Musikkapelle Menningen berichtet. Der Blasmusikverband halte sie alle auf dem Laufenden, aber eine Perspektive fehlt jetzt schon lange. Am Ende des Tunnels ist ein Licht zu sehen, aber das Tunnelende sei noch nicht erreicht.
Der Bundesmusikverband Chor und Orchester e.V. schreibt in einer Mitteilung: „Die SARS-CoV-2-Pandemie hat Chöre und Orchester in einem bisher nie dagewesenen Ausmaß getroffen. 14,3 Millionen Menschen in Deutschland musizieren in ihrer Freizeit. Seit Beginn der Pandemie musste ein Großteil dieser Ensembles ihre Aktivitäten einstellen oder digital fortführen.“
Digital kommt für den Fanfarenzug nicht in Frage
Digital kommt aber für den Fanfarenzug Meßkirch nicht in Frage, wo man lieber abwartet. Auch der Chor „Sing Out“ hat sich wegen der fehlenden körperlichen und stimmlichen Nähe „bewusst entschieden, keine Online-Aktionen zu machen“, wie Christoph Widmer klarstellt. „Alles was Chorgesang ausmacht ist eben nicht online“, so der Dirigent weiter. Beim Kreutzer-Chor hat man im ersten Lockdown noch eine „Gemeinsam sind wir stark“-Aktion mit Bildern im Internet gestartet, Lieblingsrezepte für ein Corona-Kochbuch zusammengestellt und hält mittels Video-Treffs weiterhin Kontakt miteinander. „Vergangenes Jahr war der Zusammenhalt stärken“, machen Bärbel Hermann und Schriftführerin Denise Alber aber eine Pandemie-Müdigkeit bei ihren Mitgliedern aus.
Abgesprungen ist allerdings noch niemand, Abmeldungen sind noch bei niemand ein großes Thema. „Aber“, befürchtet nicht nur Ewald Frick vom Fanfarenzug, „wenn der Betrieb wieder losgeht, wird der eine oder andere eventuell noch abspringen“. Das ist bei den Chören und den Kapellen kein Thema, zumindest noch nicht. Man darf ja nach so langer Abstinenz durchaus auch auf den gegenteiligen Effekt hoffen. Sängerinnen und Musikanten werden immer gebraucht und vor allem Nachwuchs.
Jahreskonzert von „Sing Out“ fällt aus
Der Fanfarenzug konnte nach der Fasnet eine größere Werbeaktion nicht durchführen und auch die Teilnahme am Kinderferienprogramm war nicht möglich. „Da hoffen wir dann diese Jahr drauf“, so Frick, und auf ein Probe-Wochenende im Allgäu Anfang November. Schließlich wird der erste Auftritt ein ganz besonderer: „Ich hoffe, dass der dann im September bei meiner eigenen Hochzeit ist.“ Der Chor „Sing Out“ will seine „Probentätigkeit so schnell wie möglich wieder aufnehmen“. Er hätte gerade jetzt nach Pfingsten sein Jahreskonzert gehabt. Er spekuliert jetzt auch auf einen Auftritt bei einer Hochzeit im September. Der Kreutzerchor liebäugelt mit einem weiteren Orgelkonzert seines Dirigenten Franz Raml. Zwei dieser Konzerte in der Klosterkirche Wald waren im Oktober vergangenen Jahres ein schöner Erfolg, aber auch finanziell wichtig. „Wir bezahlen unseren Dirigenten weiter“, so Bärbel Hermann. Dieser habe dafür im Gegenzug die Benefizkonzerte gegeben.

Ein herausforderndes Projekt wartet auf den Kreutzerchor. Haydns „Schöpfung“ steht auf dem Programm und da wurde bereits zuhause mithilfe von Übungs-CDs geprobt. Aber es gibt noch viel zu tun „und wir wollen auch einige interessierte Projektsänger einladen“, so die beiden Vorstandsfrauen. Schaffen sie das, was die Chorzeitung mit „Kurs halten bei trüben Aussichten“ betitelt, dann wird auch dieses große Projekt klappen. Ein Jahr später wartet dann mit der Feier des 175-jährigen Bestehens die nächste Herausforderung.