Kaum hatten sie den Rathausschlüssel, ging es für die Narren im Froben beim Narrenfrühschoppen zur Sache. Bei der Begrüßung bekannte Zunftmeister Holger Schank, dass der Schmotzige Dunnschdig der Tag sei, den er von allem am liebsten hat. Die gekonnten Büttenreden dürften sicher ihren Teil dazu beitragen. Statt Wahlkampfparolen bekam das Publikum von Nikola Hahnke, Elisabeth Nabenhauer, Dieter Jung, Roland Schank und Hans-Jörg Kraus ganz viel Humorvolles, aber auch Nachdenkliches zu hören. Die Feststellung von Roland Schank „Man denkt nicht mehr selber, man hat ja KI“, traf auf die Wortschöpfer jedenfalls nicht vor. Die fünf Rednerinnen und Redner glänzten mit gereimten Spitzen gegen die Lokal- und Bundespolitik. Die Weltpolitik blieb außen vor, zu Trump wurde lediglich konstatiert, dass dessen Pinocchio-Nase umgekehrt proportional zu seinem Hirn wachse. Holger Schank wunderte sich, dass es für so viele Tätigkeiten eines Meisterbriefs bedürfe, aber keiner frage danach, wenn es ums Regieren geht.

Für Musik beim Narrenfrühschoppen sorgte eine Abordnung der Stadtkapelle.
Für Musik beim Narrenfrühschoppen sorgte eine Abordnung der Stadtkapelle. | Bild: Johanson, Kirsten

Ungenießbare Eier

Dieter Jung gab mit einer Hühnerkappe auf dem Kopf den Hahn. Wie ein riesiger Hühnerstall kommt ihm auch der Bundestag vor. Was er zum Wahlergebnis zu sagen hatte, quittierte das Publikum mit Zwischenapplaus: Das Deutsche Reichshuhn, das ungenießbare Eier mit braunem Dotter lege, würde Jung nämlich am liebsten im Suppentopf sehen. Ansonsten war ihm nicht nur das Selbstbestimmungsgesetz über das eigene Geschlecht suspekt, sondern auch die Legalisierung von Cannabis.

Dieter Jung: „Hast du Haschisch in der Blutbahn, kannst du fliegen wie ein Truthahn.“
Dieter Jung: „Hast du Haschisch in der Blutbahn, kannst du fliegen wie ein Truthahn.“ | Bild: Johanson, Kirsten

Voba wird Parkhaus

Gesellschaftliche und politische Ereignisse in und um Meßkirch betrachtete Hans-Jörg Kraus aus Touristensicht. Zum „kommunalen Dauerbrenner Saumarkt“ vermisst er ein städtisches Gesamtkonzept und zog das Fazit: „In Meßkirch sind die Parkplätze heilig.“ Die Bankenfusion – „eher kassiert als fusioniert“ – habe die örtliche Volksbank nicht nur den Namen gekostet, heißt das Geldinstitut doch jetzt Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar, möglicherweise komme es bald zu einem Leerstand am Saumarkt. „Dann wird die Schalterhalle zum Parkhaus“, so seine Idee.

Hans-Jörg Kraus hat erkannt: „In Meßkirch sind die Parkplätze heilig.“
Hans-Jörg Kraus hat erkannt: „In Meßkirch sind die Parkplätze heilig.“ | Bild: Johanson, Kirsten

Futter für Störche

Elisabeth Nabenhauer schlüpfte in die Rolle der Bäuerin Annelies vom Sattelöse-Hof. Als Landwirt habe man – und vor allem ihr Gatte Paule – es nicht leicht. Alles werde reglementiert, beschwerte sie sich, ob Ackern, Spritzen oder Gülle führen und den Biber müsse man auch noch in Ruhe lassen. Nicht nur einmal kam der kostspielige Amphibientunnel an der Bundesstraße 313 zur Sprache. Alt-Narrenmutter Nikola Hahnke, die als Erste in der Bütt stand, sieht die Krötenunterführung als Futter-Station für Störche, denn die bräuchten nur am anderen Ende des Tunnel auf die Speise warten. Was ihr auch nicht aus dem Sinn geht: die neuen Schilder an der Kreisgrenze zu Tuttlingen: Weltzentrum der Lebensqualität. Wo bleibe da Meßkirch mit dem Anspruch „so schä is es näne“? Sie fragt sich auch, ob der Gebäudebrand in der Silvesternacht und damit einhergehend die Bedrohung der Katzendreckproduktionsstätte den Preis befeuert hat?

Nikola Hahnke mit Ritter Kuno auf dem Hut und Holger Schank an der Seite.
Nikola Hahnke mit Ritter Kuno auf dem Hut und Holger Schank an der Seite. | Bild: Johanson, Kirsten

Wappen mit Letzkopf

Laut Roland Schank von der Feierwehr ist Konditor „Sahne“ jetzt stellvertretender Stadtkommandant für die Hauptstraße. Der frühere Zunftmeister glänzte beim Narrenfrühschoppen mit seinem politischen Beitrag. Was „The Länd“ mit seiner Imagekampagne und dem neuen Logo kann, könne Meßkirch schon lang und so hat Schank gleich mal ein neues Wappen kreiert. Letzkopf-Stadt Meßkirch ist darauf zu lesen und im Zentrum steht natürlich die Figur des Petter Letzkopf. Als Alternative zu Dubaischokolade und Katzendreck schlug er eine Schokolade namens Original Meßkircher Luft vor. Auch er kommentierte das Wahlergebnis: „Jetzt sind die Demokraten in der Pflicht, eine Alternative gibt es nicht.“ Was braune Politik anrichte, könne man in Geschichtsbüchern nachlesen.

Feierwehrmann Roland Schank macht sich Gedanken über ein neues Stadtlogo.
Feierwehrmann Roland Schank macht sich Gedanken über ein neues Stadtlogo. | Bild: Johanson, Kirsten