Yvonne Gangotena und ihr Ehemann Michael, der Vorsitzender des Sigmaringer Kreisverbandes des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) ist, fordern mit Verweis auf den Klimaschutz, dass in Bussen, die auf der Regiobus-Linie 600 unterwegs sind, Fahrräder mitgenommen werden dürfen. Das Meßkircher Ehepaar baut seine Argumentation auch auf der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz auf. Je nach dem wie die Antwort aus dem zuständigen Sigmaringer Landratsamt ausfällt, werde eine Klage vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen erwogen, so Gangotena gegenüber dem SÜDKURIER.
1800 Kilogramm CO2 ließen sich einsparen
Die Familie, die im Meßkircher Ortsteil Langenhart wohnt, argumentiert, dass ihr eine Fahrradmitnahme im Regiobus 600 ermögliche, ganzjährig auf das Auto verzichten zu können und so mindestens 690 Liter Diesel, das wären umgerechnet jährlich 1800 Kilogramm CO2 einsparen zu können. Und außerdem könne ein Parkplatz in Sigmaringen eingespart werden. Gleich aufs Fahrrad umzusteigen sei zu anstrengend und zeitlich zu aufwändig. Mit dem Fahrrad würde der Weg zur Arbeit nach Sigmaringen eine Stunde und 12 Minuten dauern und es müssten 220 Höhenmeter überwunden werden. Auf dem Rückweg seien es 180 Höhenmeter. Mit dem Regiobus könnte seine Frau von Sigmaringen bis Engelswies (ab April bis zum Campus Galli) und dann mit dem Rad nach Langenhart fahren. Für das letzte Stück mit dem Rad wären nur 40 bis 60 Höhenmeter zu überwinden.
Enger Fahrplan für gute Anschlüsse
Das Landratsamt lehnt eine Mitnahme von Fahrrädern auf der Regiobus-Linie 600 ab, weist aber daraufhin, dass Klappräder mitgenommen werden könnten. Max Stöhr, Leiter des Fachbereichs Kommunales und Nahverkehr, argumentiert wie folgt: „Die Stärken der Regiobus-Linie 600 liegen darin, dass der Bus stündlich fährt, eine gute Kapazität für die Personenbeförderung bietet und vor allem mit kurzen Fahrzeiten und guten Anschlussmöglichkeiten punkten kann. Die Priorität liegt in der Personenbeförderung mit eng getakteten Fahrplänen, insbesondere auch in der Anbindung an den Zugverkehr in Sigmaringen und der Weiterfahrt in Meßkirch bis Wald und Pfullendorf ohne nennenswerte Wartezeiten. Um alle Anschlüsse zu gewährleisten, ist ein enger Fahrplan notwendig. Eine Fahrradmitnahme ist so leider nicht möglich, weil nicht genug Zeit ist, die Räder ein und aus zu laden. Generell stehen die Mehrzweckflächen in erster Linie zudem auch für Rollstühle, Kinderwägen und Rollatoren zur Verfügung. Eine Radmitnahme ist grundsätzlich bei nur wenigen Verbindungen im gesamten Naldo-Gebiet möglich. Bei uns im Kreis ist diese nur beim Regiobus 500, der explizit Radtouristen ansprechen soll, möglich.“
Es würde in allen Fällen geprüft, ob eine Mitnahme von Fahrrädern möglich ist, so Stöhr. „Schließlich möchten auch wir dazu beitragen, dass Menschen vom Auto auf das Rad und den Bus umsteigen. So gern der Landkreis die Möglichkeit einer Fahrradmitnahme ermöglicht hätte und sich auch dafür einsetzt, ist dies im Interesse aller Fahrgäste und der Sicherstellung eines zuverlässigen und pünktlichen Fahrplans zum heutigen Stand der Zeit und Technik leider in den allermeisten Fällen nicht möglich“, teilt er weiter auf Anfrage des SÜDKURIER mit.
Transport von Klapprädern kostenfrei
Relativ unproblematisch sei aber die Mitnahme von zusammengeklappten Faltfahrrädern. Diese Räder könnten wie ein Stück Gepäck mitgeführt werden und verursachten keine größeren Probleme im Betriebsablauf. „Entsprechende Fahrräder können zusammengeklappt auf allen Buslinien im Kreis und Verkehrsverbund mitgeführt werden und sind im Transport dazu noch kostenfrei“, so Stöhr.
Deutsche Umwelthilfe angeschrieben
Wegen seines Anliegens habe er die Deutsche Umwelthilfe angeschrieben, so der Kreischef des ADFC. „In einem weiteren Schritt werden wir eine Zusammenkunft aller Interessierten über das Web organisieren, um die Bereitschaft einer Sammelklage zu erörtern.“ Danach werde entschieden, ob tatsächlich eine Klage eingereicht werde. Es sei für ihn der einzig gangbare Weg, um vor Ort den Klimaschutz zu beschleunigen, so Michael Gangotena.