Endlich ist es so weit: Die Wiedereröffnung der Meßkircher Pfarrkirche St. Martin ist in greifbare Nähe gerückt. Am Sonntag, 15. November, dem Patroziniumstag, wird sie mit einem Festgottesdienst unter Corona-Bedingungen gefeiert. Erzbischof Stefan Burger, der seine Zusage bereits im vergangenen Jahr nach Meßkirch signalisiert hatte, bestätigte seine Teilnahme. Allerdings dürfen aufgrund der neuesten Verordnung nur wenige Gäste den Gottesdienst besuchen. Für Gläubige aus der Seelsorgeeinheit Meßkirch-Sauldorf besteht die Möglichkeit, sich an einem Losverfahren zu beteiligen, um die Chance auf eine Teilnahme zu erhalten.
Neue Steuerung für Lüftung und Heizung
Noch befinden sich eine Handvoll Handwerker in der St. Martinskirche, um den Dingen ihren letzten Schliff zu geben. In der rechten Sakristei erfolgt beispielsweise die Einweisung des Kirchenpersonals in das Lüftungs- und Heizungssystem, das digital über ein Display gesteuert wird. „Im Bereich Heizung, Lüftung, Alarm und Beleuchtung haben wir eine ganz neue Steuerungselektronik“, erklärt Karl Hermann vom Stiftungsrat. „Diese technische Ausstattung stellte einen großen Part bei der Renovierung dar“, fügt Beate Maier, erzbischöfliche Bauoberamtsrätin, hinzu. Die Steuerungselektronik sorge unter anderem dafür, dass Temperatur und Feuchtegehalt im Innenraum nach neuesten Parametern geregelt sind und gewährleiste damit die Nachhaltigkeit der erfolgten Maßnahmen.

Dies ist ebenso aus denkmalpflegerischer Sicht ein wichtiger Aspekt. Während des Gottesdienstes kann in der Regel etwas wärmer temperiert werden als in der übrigen Zeit. Lüftung und Temperierung erfolgen in Abhängigkeit der Innen- und Außentemperatur sowie des jeweiligen Luftfeuchtegehalts. Dadurch wird ein Raumklima geschaffen, das die Ausstattung der Kirche schont.
Rußfreie Kerzen sind ideal
„Kerzen darf es auch nach der Wiedereröffnung geben“, bestätigt Beate Maier, obwohl Kerzenruß zu einem Hauptbestandteil des entfernten Schmutzes gehörte. „Die Kirche ist ja kein Museum“, sagte sie in diesem Zusammenhang. Da Kerzen auch eine liturgische Funktion besitzen, wird deren Benutzung der Pfarrgemeinde überlassen. Sie hoffe jedoch, dass rußfreie Kerzen zukünftig zum Einsatz kommen.

Das Landesamt für Denkmalpflege, welches die Renovierungsarbeiten an der St. Martinskirche begleitete, wird sich noch vor Ort von den Arbeiten überzeugen. Pfarrer, Pfarrgemeinderat sowie das Erzbischöfliche Bauamt sind davon überzeugt, dass die Denkmalpflege sehr zufrieden mit den Renovierungsarbeiten sein wird, da sorgsam und vorsichtig vorgegangen worden sei, um die alte Substanz zu schonen, zu erhalten und zu verbessern.
Doch ganz wird sich das Erzbischöfliche Bauamt nach der Wiedereröffnung der St. Martinskirche nicht aus Meßkirch verabschieden, da die linke Nebensakristei noch renoviert werden müsse. Sie diente bisher als Lagerstätte für das Inventar. „Mir und meiner Kollegin Barbara Martin wird es sehr schwer fallen, uns von Meßkirch zu trennen“, gesteht Beate Maier. Für sie beide sei es eine Freude gewesen, die Renovierung zu betreuen. Es habe nur wenige Probleme gegeben, denn mit Pfarrer Stefan Schmid, Edgar Schatz, Karl Hermann und Kurt Martin hätten sie verlässliche Partner vor Ort gehabt. „Bisher war die Pfarr- und Wallfahrtskirche in Betenbrunn mein Lieblingsobjekt. Das hat sich mit Meßkirch etwas verändert“, sagt die Bauoberamtsrätin schmunzelnd.
Original des Meisters von Meßkirch
Die Besucher werden staunen, wenn sie das erste Mal die Kirche wieder betreten, deren Helligkeit und Pracht beeindruckt. Mit der Wiedereröffnung wird auch das Original der „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ des Meisters von Meßkirch zu bestaunen sein. Im Moment werden hierfür die Alarm- und Klimaanlage installiert, welche direkt hinter dem Bild für das optimale Mikroklima sorgt.
„Vor knapp zwei Jahren, als wir den letzten Gottesdienst vor der Innenrenovierung feierten, haben wir beschlossen, dass es ein riesiges Fest gibt, wenn wir wieder aufmachen“, erzählt Pfarrer und Dekan Stefan Schmid. Dazu sollten alle Gläubigen, Interessierten sowie Handwerkerinnen und Handwerker eingeladen werden. Es sollte ein Tag der Freude und der Begegnung werden. Doch nun hat das Covid-19-Virus alle Pläne zunichte gemacht. „Wir dürfen nur mit ganz wenigen geladenen Gästen feiern“, bedauert der Pfarrer die Einschränkungen. Noch nicht einmal die Handwerkerschaft, die eine so wichtige und gute Arbeit geleistet hätte, dürfe er dazu einladen. Bereits im vergangenen Jahr habe sich der Freiburger Erzbischof Stefan Burger zum Festgottesdienst angemeldet und seine Zusage vor Kurzem bestätigt. „Wir freuen uns riesig, dass er kommt“, so der Pfarrer. Er sehe dies als Wertschätzung der Arbeit, die in der St. Martinskirche geleistet wurde.
Ort für persönliches Gebet
Vor allem ist Stefan Schmid darüber glücklich, dass die Gläubigen mit der Wiedereröffnung der Kirche wieder einen Ort haben, den sie für ein persönliches Gebet aufsuchen können. Das sei in diesen schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie notwendig. Nach dem 15. November werde die Kirche täglich offen stehen, für das persönliche Gebet, für Gottesdienste und Besichtigungen. Das sei der heutige Stand der Dinge. „Was in zwei Wochen ist, wissen wir allerdings nicht“, schränkt er ein.
Per Los zum Gottesdienst
Am Patroziniumssonntag, 15. November, um 10.15 Uhr beginnt der Festgottesdienst in der neu renovierten St. Martinskirche. Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen wird nur eine kleine Zahl von geladenen Gästen zugelassen. Wer am Gottesdienst teilhaben möchte, kann sich bis spätestens Freitag, 6. November, 12 Uhr, im Pfarrbüro unter der Telefonnummer 0 75 75/9 23 44 80 melden. Die Teilnehmenden werden ausgelost.Festschrift gibt interessante Einblicke
Die zweijährige Innenrenovierung der St. Martinskirche war für alle Beteiligten ein anstrengender, aber dafür ein äußerst interessanter, einmaliger Prozess. Deshalb beschloss die Pfarrgemeinde zusammen mit dem Gmeiner-Verlag eine Festschrift herauszugeben, welche die wichtigen Etappen beschreibt und dokumentiert.
Die Texte der verschiedenen Autoren sowie die zahlreichen Bilder geben einen spannenden Einblick in Entscheidungsfindungen, Kalkulationen sowie in Arbeitstechniken einiger Gewerke. Die Erläuterungen der Besonderheiten in der Kirche laden Erwachsene und Kinder zu einem Kirchenrundgang ein. Karl Hermann beschreibt in der Festschrift die intensive dreijährige Tätigkeit des Bauausschusses, der an allen Entscheidungen beteiligt war. Jürgen Fecht wirft einen Blick auf die Aktionen des Baufördervereins, der mit kreativen Ideen für die notwendigen Spenden sorgte. Die Fotos geben wieder, dass damit auch viel Freude und Vergnügen verbunden war. Durch Edgar Schatz erfährt der Leser, wie das Gemeindeleben während der Bauphase aufrechterhalten werden konnte. Restauratorinnen und Restauratoren berichten von ihrer spannenden Aufgabe, bestandsschonend und mit modernster Technik zu reinigen und zu reparieren.
Die Beschreibung der Kunstwerke und Besonderheiten durch Andrea Braun-Henle eignen sich dazu, um auf eigene Faust die Kirche zu besichtigen. Sogar eine separate Kinderführung ist darin enthalten.
Die Festschrift kann ab Donnerstag, 12. November, zum Preis von fünf Euro bei Elektro-Fecht, im Klosterladen sowie im katholischen Pfarrbüro gekauft werden. Darüber hinaus liegt sie zum Erwerb am Schriftenstand in der Kirche aus.