Das Haus am Stachus, ein Projekt des DRK Kreisverbands Sigmaringen, werde zu Recht als etwas Außergewöhnliches wahrgenommen, sagte Claudia Wiese, die Präsidentin des Kreisverbands, bei der Eröffnung der Einrichtung am vergangenen Freitag. „Die Strahlkraft reicht bis Stuttgart“, sagte sie mit Blick auf Minister Manne Lucha, den Gast aus dem baden-württembergischen Landtag. Dass Barbara Bosch zur Eröffnung gekommen sei, zeige, dass das Haus am Stachus auch dem DRK Landesverband ein besonderes Anliegen sei.

Claudia Wiese, Präsidentin des DRK Kreisverbands Sigmaringen, begrüßt die Gäste. Hinten der Landtagsabgeordnete Klaus Burger.
Claudia Wiese, Präsidentin des DRK Kreisverbands Sigmaringen, begrüßt die Gäste. Hinten der Landtagsabgeordnete Klaus Burger. | Bild: Johanson, Kirsten

Ein dickes Lob sprach sie den Architekten Manuel Mauch und Florian Offner aus. Die Meßkircher Architektengesellschaft habe das Projekt von der Planungs- über die Bauphase bis zur Fertigstellung „bravourös und unermüdlich“ begleitet und präzise kalkuliert. In das Haus am Stachus wurden 6,9 Millionen Euro investiert, am Ende lagen die Kosten gerade mal ein Prozent über dem geplanten Betrag.

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Das Haus ist nach Auffassung von Wiese auf der Basis von Solidarität, Menschlichkeit und Gemeinschaft aufgebaut. Neben den barrierefreien Service-Wohnungen, von denen nur noch eine frei ist, sind die Wohngemeinschaften für Menschen mit Betreuungs- und Pflegebedarf zentraler Bestandteil der Einrichtung. Im ersten Obergeschoss befindet sich eine Seniorenwohngemeinschaft. Im zweiten Obergeschoss gibt es eine Wohngemeinschaft für jüngere Menschen, die aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung auf Unterstützung angewiesen sind.

So sieht das Haus am Stachus aus. Neben zwei Wohngemeinschaften für Senioren und junge Menschen mit Unterstützungsbedarf gibt es ...
So sieht das Haus am Stachus aus. Neben zwei Wohngemeinschaften für Senioren und junge Menschen mit Unterstützungsbedarf gibt es Service-Wohnungen sowie den Tagestreff. | Bild: Johanson, Kirsten

Im Eröffnungsgrußwort stellte Gesundheitsminister Manne Lucha fest: „Für ein solches Großprojekt bedarf es Vision, Sitzfleisch und Kutteln.“ Und im Alltag brauche es engagiertes Personal. Mit einem mutigen, überzeugendem Konzept sei es dem DRK Sigmaringen gelungen, Landesfördermittel in Höhe von 880.000 Euro zu generieren. Das Modell mit den verschiedenen Wohnformen und der Tagespflege sei an der Lebenswirklichkeit orientiert und das Fördergeld gut angelegt.

Minister Manne Lucha spricht ein Grußwort.
Minister Manne Lucha spricht ein Grußwort. | Bild: Johanson, Kirsten

Wie bereits sein Vorredner Lucha hob auch Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick den Quartiersbezug als positiv hervor. „Mittendrin statt nur dabei“, so Zwick. „Kurze Wege, es tut sich etwas drumherum – das sind Aspekte, die man nicht unterschätzen darf.“ Die Schaffung der WG Junge Pflege sei eine Bereicherung für Meßkirch. Das unterstrich auch Thomas Schillinger in seinem Grußwort. „Diese Wohngemeinschaft ist ein wertvolles Angebot, denn junge Menschen zwischen 30 und 50 stehen trotz ihrer Einschränkungen mitten im Leben und sie im gleichen Umfeld zu betreuen wie Hochbetagte, ist schwierig“, so der Sozialdezernent des Landkreises.

„So muss man Pflege heute denken“, findet Barbara Bosch, die Präsidentin DRK Landesverbands.
„So muss man Pflege heute denken“, findet Barbara Bosch, die Präsidentin DRK Landesverbands. | Bild: Johanson, Kirsten

Barbara Bosch, die Präsidentin des DRK Landesverbands, sagte: „Sigmaringen ist der erste Kreisverband in Baden-Württemberg, der Pflegewohnen in dieser Form realisiert.“ Sie lobte den Kreisverband für seinen Mut und die Vorstellungskraft. So müsse man Pflege heute denken, mit Herz, inklusiv und dem Menschen zugewandt. Mit der Einweihung des Hauses am Stachus würden nicht nur neue Räume, sondern auch neue Perspektiven eröffnet. „Der Ort bietet nicht nur Versorgung, sondern auch Lebensqualität für Menschen mit Unterstützungsbedarf.“ Bosch sieht es als notwendig an, in der Pflege von der defizitorientierten Sichtweise wegzukommen, also davon, was eine Person nicht mehr kann. Wichtig sei es, zu fragen, was die Person noch kann, welche Fähigkeiten und Stärken ihr geblieben sind und sie darin zu unterstützen.

Manne Lucha, Gerd Will, Manuel Mauch, Florian Offner, Claudia Wiese und Barbara Bosch (von links) bei der symbolischen Schlüsselübergabe.
Manne Lucha, Gerd Will, Manuel Mauch, Florian Offner, Claudia Wiese und Barbara Bosch (von links) bei der symbolischen Schlüsselübergabe. | Bild: Johanson, Kirsten

Florian Offner hat das Projekt sieben Jahre lang vom Erstgespräch bis zur Schlüsselübergabe begleitet. Ganz am Anfang, noch bevor das DRK involviert war, hatten Mauch und Offner vorgehabt, am Stachus das eigene Architekturbüro mit weiteren Gewerbe- und Wohneinheiten zu bauen. Offner bedankte sich beim DRK für das vertrauensvolle Miteinander, gemeinsam habe man kreative Lösungen gefunden. Nach der Schlüsselübergabe an den DRK-Geschäftsführer Gerd Will durch die Architekten, die noch einen Spendenscheck in Höhe von 5000 Euro dazulegten, stellten Dekan Stefan Schmidt und Pfarrerin Anja Kunkel das Haus unter den Segen Gottes. Sie wählten aus dem Galaterbrief ein passendes Zitat, „einer trage des anderen Last“, und schließlich wurde ein gemeinsames Loblied gesungen.

Dekan Stefan Schmid und Pfarrerin Anja Kunkel bei der Segnung.
Dekan Stefan Schmid und Pfarrerin Anja Kunkel bei der Segnung. | Bild: Johanson, Kirsten