Das Thema Schule und Corona wird momentan wieder heiß in der Politik diskutiert. Die steigende Zahl an Quarantänefälle unter Schülern bereiten vielen Sorgen und lassen darauf schließen, dass auch für den schulischen Bereich neue Regelungen und Beschränkungen folgen könnten. Doch wie schätzen die hiesigen Schulen die aktuelle Situation ein?
Regelungen gut umsetzbar
Der Schulleiter des Meßkircher Martin-Heidegger-Gymnasiums, Tobias Andelfinger, der die Stimmung an seiner Schule als „unerwartet ausgeglichen“ bezeichnet, blickt optimistisch in die Zukunft. Für ihn seien die aktuell geltenden Regelungen vertretbar und gut umsetzbar. Die Schüler würden sich an die generelle Maskenpflicht auf dem Schulgelände halten und mit einer versetzten großen Pause könnten derzeit zu große Ansammlungen von Schülern vermieden werden. Schade finde er nur, dass Exkursionen, Klassenfahrten sowie die Abschlussfahrten nach Berlin nicht stattfinden könnten, wodurch ein wichtiger Teil des Schullebens wegfalle.
Schüler habe Verständnis
Ebenso verständnisvoll nehmen die Schüler die Situation hin, so gibt der angehende Abiturient Alessandro Süsselbeck aus der Klasse 12 b an, dass die Masken während Klassenarbeiten oder länger anhaltenden Konzentrationsphasen zwar etwas störend seien, er sich aber damit abfinden könne und einsehe, dass das im Rahmen dieser Ausnahmesituation eben nötig ist. Auch die Jüngsten an der Schule haben kein Problem mit dem neuen Schulalltag. „Man merkt die Maske sogar irgendwann gar nicht mehr“, erklärt Julia Schlude aus der Klasse 5 b.

Hygiene-Konzept zeigt Wirkung
Was aber sowohl Schüler als auch Direktor Andelfinger vermeiden wollen, ist eine erneute Schließung der Schule, beziehungsweise ein Rückkehr hin zum Homeschooling. „Präsenzunterricht kann einfach nicht ersetzt werden“, sagt Andelfinger. Die Motivation, sich konzentriert und produktiv mit Schulaufgaben zu beschäftigen, sei zu Hause bei Weitem nicht so groß wie in der Schule. Weshalb der Schulleiter um jeden Tag „froh“ ist, an dem die Schule geöffnet sein darf. Auf die Frage, ob es schon Quarantäne- oder Coronafälle am Gymnasium gab, gibt der Schulleiter im Gespräch mit dem SÜDKURIER an, dass es immer wieder Schüler gebe, die in Quarantäne müssen, weil sie Kontakt zu Infizierten hatten. Auch habe es schon vereinzelte Infektionen innerhalb der Schülerschaft gegeben. Diese seien aber, wie Andelfinger betont, weder an der Schule geschehen, noch wurden andere Schüler infiziert, was für die Wirksamkeit des Hygienekonzepts am Gymnasiums spreche.
Schule ist auch Lebensraum

Gabriele Weiß, Schulleiterin der Grund- und Werkrealschule in Meßkirch, hofft ebenfalls auf ein Offenbleiben ihrer Schulen. Zwar habe man aus der Schließung im März gelernt und fühle sich mit einem selbst erarbeiteten Grundkonzept für das Fernlernen nun gut auf mögliche weitere Einschränkungen vorbereitet, doch, wie schon ihre Schüler zu ihr gesagt hätten, „Schule ist besser“. So ist für Weiß die Schule „nicht nur ein Lernort, sondern auch ein Lebensraum“ und somit ein wichtiger Bestandteil im Leben der Kinder und Jugendlichen.
Grundschüler tragen freiwillig Maske
Wie Weiß im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt, gelten für die Schüler der ersten bis vierten Klasse weder Abstands- noch Maskenpflicht, doch viele der Kinder hätten sich freiwillig dazu bereit erklärt, eine Maske zu tragen und den Abstand zu ihren Mitschülern zu wahren. Dieses solidarische Verhalten habe auch eine mögliche Verbreitung der jüngsten Coronainfektion in einer vierten Klasse verhindert. Zurzeit sind fünf Schüler aufgrund von Vorerkrankungen oder Eltern in systemrelevanten Berufen im Fernunterricht.
Sozialer Aspekt hat tragende Rolle

Für Sigrid Weißhaupt, Leiterin der Förderschule Goldösch-Schule in Meßkirch, spielt in diesen Zeiten vor allem der soziale Aspekt eine tragende Rolle. So würden viele Aktionen und Projekte, an denen normal alle Schüler teilnehmen würden, komplett wegfallen. „Dadurch geht sehr viel verloren. Nicht nur an Inhalten, sondern auch an Schulgemeinschaft“, gibt Weißhaupt im Gespräch mit dem SÜDKURIER zu bedenken. Ihrer Ansicht nach würde ihre Schulform vom Ministerium bei der Festlegung der aktuellen Beschränkungen zu wenig beachtet. Mit insgesamt 36 Schülern könnten andere Regelungen, besonders was das Nicht-Vermischen der Klassen anbelangt, getroffen werden. Erstaunlicherweise sei der neue Schulalltag jedoch nie zu einem Problem geworden. Die Schüler würden sich konsequent an die Maskenpflicht halten, ein Lüftungsdienst kümmere sich um regelmäßiges Öffnen der Fenster und mit der Unterteilung des Pausenhofs nach Klassen würde man sich an die geltende Kohorten-Regel halten.
Eine Klasse getestet
Die Grafen-von-Zimmern-Realschule hatte unterdessen ihren ersten Coronafall am Montag. Zwei Mitarbeiter des Gesundheitsamtes kamen daher am Vormittag in die Schule und testeten vor Ort die gesamte Klasse des infizierten Schülers. Bis zur Bekanntgabe der Testergebnisse befinden sich alle Schüler in Quarantäne. Dies sei laut Rektor Steffen Heyden aber kein Problem. Man habe aus dem Lockdown im März gelernt, sei digital gut aufgestellt und habe sogar ein Klassenzimmer mit WLAN eingerichtet, in dem Klassen unterrichtet werden können, bei denen ein Teil der Kinder in Quarantäne ist. So könnten die Schüler, die gezwungenermaßen nicht vor Ort sind, per Live-Übertragung von Zuhause aus am Unterricht teilnehmen.
Bereitstellung eines Verstärkerbusses
Ein kritischer Punkt ist angesichts der Pandemie das Thema Busse. Um die besonders genutzte Strecke nach Leibertingen zu entlasten und überfüllte Schulbusse zu vermeiden, fährt nun ein vom Landkreis bereitgestellter Verstärkerbus ab Buchheim.
Corona-Regeln und Fallzahlen
- Zum Stand 16. November lagen dem baden-württembergischen Kultusministerium folgende Meldungen aus Schulen vor, die die Regierungspräsidien nach Stuttgart übermittelt haben: Im Land waren an 477 Schulen insgesamt 643 Klassen/Gruppen aufgrund von Fällen einer Infektion mit dem Corona-Virus beziehungsweise des Verdachts auf den Fall einer Infektion mit dem Corona-Virus vorübergehend aus dem Präsenzbetrieb herausgenommen – an 120 dieser 477 Schulen sind lediglich einzelne Schülerinnen und Schüler in Quarantäne/Isolation. Fünf Schulen sind vollständig geschlossen, das entspricht einem Anteil von 0,1 Prozent der Schulen in Baden-Württemberg. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg gibt es insgesamt ungefähr 67 500 Klassen und etwa 4500 Schulen, so das baden-württembergische Kultusministerium.
- Aktuell gibt es die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung für Schülerinnen und Schüler auch im Unterricht an den weiterführenden Schulen ab Klasse 5 sowie an den beruflichen Schulen. Ausgenommen von dieser Pflicht ist die Nahrungsaufnahme (Essen und Trinken). In den Pausenzeiten darf außerhalb der Gebäude die Mund-Nasen-Bedeckung abgenommen werden, solange der Mindestabstand zwischen den Personen von 1,5 Metern eingehalten wird. Lehrkräfte, Eltern, Beschäftigte und andere Personen haben an Schulen untereinander einen Mindestabstand von 1,50 Metern einzuhalten. Zu den beziehungsweise zwischen den Schülerinnen und Schülern gilt das Abstandsgebot nicht. Schulbeginn und -ende sowie die Pausen sind so zu organisieren, dass eine Durchmischung der Klassen- oder Lerngruppen nach Möglichkeit vermieden wird. Die Anzahl der Personen, die sich zeitgleich in den Toilettenräumen der Schulen aufhalten, ist so zu begrenzen, dass ein Mindestabstand eingehalten werden kann. Weiterhin können die Meßkircher Schülerinnen und Schüler das kommunale Hallenbad für den Schwimmunterricht nutzen.
- Alle Räume von Schulen, in denen sich Menschen aufhalten, sind mehrmals täglich, Unterrichtsräume mindestens alle 20 Minuten, durch das Öffnen der Fenster zu lüften, es sei denn, dass der Luftaustausch über eine geeignete raumlufttechnische Anlage erfolgt. Handkontaktflächen sind regelmäßig, in stark frequentierten Bereichen mindestens täglich mit einem tensidhaltigen Reinigungsmittel zu reinigen, so die Vorgaben des Kultusministeriums.
- Schulveranstaltungen wie Klassenpflegschaftssitzungen, Elternbeiratssitzungen, Schülerratssitzungen und Sitzungen der weiteren schulischen Gremien können unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln weiterhin stattfinden. Das baden-württembergische Kultusministerium empfiehlt allerdings, solche Präsenzveranstaltungen „auf das unbedingt erforderliche Mindestmaß“ zu beschränken. (dim)