Wenn ein Minister zu Besuch im Meßkircher Rathaus weilt, dann wollte Anton Oschwald, Chef des Campus-Galli-Vereins, diese Chance nicht ungenutzt lassen. Getroffen haben sich Oschwald und Hannes Napierala, Campus-Geschäftsführer, mit Baden-Württembergs Tourismusminister Guido Wolf, um von diesem einen Landeszuschuss für den Campus in Höhe von 125 000 Euro entgegen zu nehmen.
Projekt des Pfullendorfer Werkstättle
Neben der sichtlichen Freude über diese Zuwendung für die Meßkircher Mittelalterbaustelle war es Oschwald ein großes Anliegen auf ein anderes Campus-Thema zu sprechen zu kommen, das ihn jedes Jahr umtreibt. Denn auf dem Meßkircher Campus sind über das Pfullendorfer Sozialunternehmen Werkstättle auch Langzeitarbeitslose beschäftigt. Doch die für dieses Projekt von der Europäischen Union gewährten Zuschüsse sind nur so genannte Projektmittel. Das heißt, es gibt keine stetige, verlässliche Zahlung, sondern die Gelder müssen jedes Jahr neu beantragt werden.
Beschäftigte müssen sich jedes Jahr arbeitslos melden
Dies habe zur Folge, dass es jedes Jahr im Herbst Unsicherheit unter den Langzeitarbeitslosen wie auch unter den für dieses Projekt tätigen Arbeitsanleiterinnen gebe. „Alle sind verunsichert,“ sagte Oschwald. Aufgrund der bestehenden Zuschusskonstruktion für dieses Projekt „müssen sich die beiden Arbeitsanleiterinnen im November immer arbeitslos melden“, wie Oschwald schilderte. „Jedes Jahr fehlt Geld,“ fügte er in diesem Zusammenhang hinzu. In diesem Jahr seien 40 000 Euro nötig gewesen, um die Finanzlücke aufzufüllen. Dies sei dank des zuständigen Sachbearbeiters erneut gelungen. Doch dieser gehe demnächst in Rente und so ginge diese zuverlässige Verbindung zu Ende. Oschwald warb eindringlich für eine weitere Förderung des Sozialprojekts auf dem Campus Galli. Denn durch dieses hätten es einige der einst Langzeitarbeitslosen auch wieder zurück auf den ersten Arbeitsmarkt geschafft. Zum anderen sei das Projekt auch in sozialer Hinsicht ein großer Erfolg. „Sie sollten sehen, wie die Teilnehmer nach getaner Arbeit abends glücklich und erfüllt nach Hause gehen.“
Sozialminister Manne Lucha wird einbezogen

Minister Wolf versprach, das Thema an seinen Ministerkollegen Manne Lucha weiterzugeben, der fachlich dafür zuständig ist. Grundsätzlich wies Wolf darauf hin, dass die Mittel des europäischen Sozialfonds in diesem Fall im Grunde nur für eine Anschubfinanzierung gedacht seien und wie von Oschwald beschrieben deshalb jährlich neu beantragt werden müssten. Für die Empfänger, in diesem Fall der Campus Galli als Verein, sei dies sicherlich eine missliche Lage. Wenn es durch dieses Projekt gelinge, Menschen aus Hartz IV zu bekommen, sei dass doch jeden Euro wert, so Oschwald.

Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha hatte sich im August 2018 das Programm für Langzeitarbeitslose auf dem Campus Galli erklären lassen. Lucha ließ sich damals von Rüdiger Semet, Chef des Pfullendorfer Beschäftigungsprojekts Werkstättle, erklären, wie das Projekt mit dem Titel „Passt“ funktioniert. Einige der Teilnehmer haben inzwischen einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Wie beispielsweise Jürgen Mädler, der als Schindelmacher im Campus Galli tätig ist. Zuvor war er Maurer im Betonbau. Neben Mädler gehört auch der 54-jährige Korbmacher Mario Angelo Marani zu den Männern der ersten Stunde auf der Mittelalterbaustelle. Der gelernte Gipser, Stuckateur und Gerüstbauer war gesundheitsbedingt sechs Jahre arbeitslos, bevor er einen festen Arbeitsplatz auf der Meßkircher Klosterbaustelle gefunden hat. Er freut sich über die Anerkennung und Wertschätzung, die ihm die Besucher bei ihren Rundgängen durch den Campus Galli entgegenbringen.