Erfreuliche Nachrichten gibt es von Meßkircher Einzelhändlern. Auf Nachfrage des SÜDKURIER zeigen sie sich zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft und blicken auf ein gutes Jahr 2022 zurück, in dem sich die Umsätze bislang trotz der internationalen Krisen sehen lassen können. Mit gestiegenen Einkaufspreisen für ihre Waren haben jedoch einige zu kämpfen; die nach oben kletternden Energiepreise werden sich noch auswirken.
Eine Zeit der Herausforderung
„Ich sehe die jetzige Situation als eine Zeit der Herausforderung. Wir sollten nicht ständig von den Problemen reden, sondern Lösungen suchen“, so die Einstellung von Hermann Müller vom gleichnamigen Schuhfachgeschäft. Auch er hat das Problem, dass sich die Schuhe, die er einkauft, durch gestiegene Produktionskosten und nicht mehr funktionierende Lieferketten verteuert haben, räumt er ein. Darüber zu klagen, hält er jedoch nicht für sinnvoll.
Schuhe stehen selten unterm Baum
Schon vor Jahren Hermann Müller erkannt, dass er Erfolg haben kann, indem er sich spezialisiert. „Hier liegt die Riesenchance des Einzelhandels“, so seine Erfahrung. Ob besonders schmale, weite oder große Schuhe – in Meßkirch finden Menschen, die nicht zu Standardgrößen greifen können, die passende Fußbekleidung. „Schuhe stehen eher selten unter dem Weihnachtsbaum“, sagt der Firmenchef auf die Frage nach dem Weihnachtsgeschäft.

Dieses laufe trotzdem prima, denn viele schenken einen Gutschein, mit dem sich der Beschenkte seine Schuhe im Laden selbst aussuchen kann. Hermann Müller hat es nicht versäumt, im Internet präsent zu sein: „Die Homepage ist die Visitenkarte eines Unternehmers“, so sein Credo, das auch dazu führt, dass Gutscheine für das Schuhhaus Müller unter Weihnachtbäumen weit über Meßkirch hinaus liegen.
Geschäft läuft besser als im Vorjahr
„Das Vorweihnachtsgeschäft ist deutlich besser als im Vorjahr. Die Kunden sind nicht mehr durch Corona-Lockdowns belastet und kaufen wieder ein, ohne ängstlich zu sein“, freut sich Gabriele Knappe vom Fachgeschäft „Hautnah“. Wäsche und Dessous kaufen bei ihr die Frauen überwiegend selbst ein. „Wenige Männer besorgen für ihre Partnerin Dessous und Unterwäsche als Weihnachtsgeschenke“, meint sie. Stattdessen werden gerade sehr viele Gutscheine gekauft.

Rote Dessous zur Weihnachtszeit sind im „Hautnah“ sehr gefragt. Das eiskalte Wetter der vergangenen Tage habe das Geschäft angekurbelt: Warme Unterwäsche aus Wolle und Seide ging bei Gabriele Knappe häufig über den Ladentisch. Auch sie setzt auf Angebote, die es nicht überall gibt. So kann man sich in ihrem Laden, der auch Kurzwaren bietet, eine Wolle aussuchen, mit der von einer Mitarbeiterin Strümpfe gestrickt werden.
Die Geschäftsfrau blickt auf ein gutes Jahr 2022 zurück; das schöne Wetter habe die Nachfrage nach Bademode beflügelt. Trotzdem bekam auch das „Hautnah“ die Auswirkungen der Krisen zu spüren, etwa bei Lieferproblemen einzelner Hersteller. Wie sich die steigenden Energiepreise auf die Nebenkosten des Ladens auswirken, wird sich noch zeigen.
Gebäude wurde vor kurzem saniert
Vor den Nebenkosten ist Friedbert Knappe vom der „Optik am Adlerplatz“ nicht bange, ist sein Geschäft doch im sanierten Gebäude mit Pellet-Heizung untergebracht. Wie schon bei der Corona-Krise sei sein Geschäft auch von den derzeitigen Krisen wenig betroffen, schildert der Optiker-Meister. Problematisch sei derzeit jedoch, qualifizierte Fachkräfte zu bekommen, so Knappe. „Unsere Preise sind stabil geblieben“, sagt er. Nur minimal seien die Kosten für Fassungen gestiegen; bei Kontaktlinsen habe es ebenfalls leichte Preissteigerungen gegeben.
Kunden bevorzugen Gutscheine
Als Weihnachtsgeschenk bevorzugen seine Kunden Gutscheine. „Früher wurden beim Optiker auch Mikroskope, Lupen und Ferngläser als Geschenk gekauft. Das gibt es heute selten“, sagt er. Auch Knappe hat sich spezialisiert, so bietet er unter anderem Schießbrillen an. Soziales Engagement ist ihm schon seit Jahren wichtig; so engagiert der Geschäftsmann sich etwa bei Schulsehtests im Landkreis. „Es ist wichtig, etwas zurückzugeben im Leben“, so sein Credo. Deshalb hat er im Gebäude neun ukrainische Flüchtlinge aufgenommen, als eine Wohnung frei war.

Schmuck ist ein klassisches Weihnachtsgeschenk, deshalb läuft das Weihnachtsgeschäft im Schmuckfachgeschäft von Ralf Dierich gut, wie er berichtet. Seine Kunden seien zu 90 Prozent Stammkunden, verrät er. Ketten, Armbänder und Ohrringe seien gefragt. „Wenn Männer ihren Frauen Schmuck kaufen, sind das häufig Creolen“, sagt er. Bei ihm im Geschäft gehen auch viele Uhren über den Ladentisch; seine Kunden bevorzugen die klassischen Zeitmesser ohne digitalen Schnickschnack. Um die 500 Euro seien es oft, die für ein Schmuckstück als Weihnachtsgeschenk ausgegeben werde, das später unter den Christbaum liegt.

Heimo Sauter von Optik-Uhr-Schmuck Sauter blickt auf ein gutes Jahr zurück; einen Einbruch der Geschäfte aufgrund der allgemeinen Teuerung kann er bislang nicht feststellen, wenngleich es monatliche Schwankungen gab, wie er berichtet. „Dass gutes Sehen wichtig ist, wird jetzt höher gewichtet. Die Kunden sind bereit, für ein qualitativ besseres Produkt mehr aufzubringen“, sagt er. Gläser und Fassungen der Brillen seien im Einkauf teurer geworden, die Preissteigerungen gibt Heimo Sauter nach eigenen Angaben aber nicht 1:1 weiter. Gutscheine sind bei ihm stark im Kommen; der weihnachtliche Verkauf laufe bisher gut.
Gold liegt im Trend
Sauter freut sich über treue Stammkunden. „Oft kommt die ganze Familie von der Oma bis zum Enkelkind zu uns“, sagt er. Trauringe gehen gerade auch zur Weihnachtszeit bei ihm oft über die Ladentheke. „Wer heiratet, möchte seinen Ring anprobieren statt ihn im Internet zu kaufen“, sagt er. Auch Heimo Sauter hat Spezielles zu bieten: Bei ihm können Eltern ihrem Kind gleichzeitig an beiden Ohren Löcher für Ohrringe stechen lassen, was für ängstlichere kleine Schmuckfreunde hilfreich sein dürfte. „In den vergangenen Jahren stand Silber hoch im Kurs, jetzt wird Gold wieder attraktiver“, sagt er.
Prognose ist eher negativ
Weniger optimistisch ist die Prognose des Handelsverbandes Deutschland. Er ging bislang davon aus, dass für November und Dezember ein Umsatz von mehr als 120 Milliarden Euro im deutschen Einzelhandel erzielt wird. Das ergebe im Vorjahresvergleich ein Minus von vier Prozent. Erstmals mache auch der Online-Handel ein Minus. Die Umsätze würden im Vergleich zu 2021 um voraussichtlich um 4,5 Prozent sinken. Wesentliche Ursache seien die Umsatzsteigerungen im Internet in den Corona-Jahren. Insofern stelle der Rückgang eher eine Normalisierung dar.
Quelle: www.einzelhandel.de