„Wir sind superglücklich“, sagen Berthold und Birgit Jung. Das Ehepaar hat ein ehemaliges landwirtschaftliches Gebäude auf seinem Grundstück in Schnerkingen zu schmucken Ferienwohnungen mit einem Naturteich umgebaut. Das Gebäude wurde 1978 neu gebaut und lange Zeit für die Landwirtschaft genutzt. Nachdem absehbar war, dass die beiden Töchter kein Interesse an der Landwirtschaft haben, entschieden sich die Jungs dazu, die Landwirtschaft aufzugeben. Dann sei die Frage aufgekommen, was mit der Halle und dem Stall passieren soll. „Man hat ein Dorf und hat dabei immer mehr Gebäude, die zerfallen“, erklärt Berthold Jung.
Immer häufiger zerfallen landwirtschaftliche Gebäude
Wie überall im ländlichen Raum sind die aktiven Landwirte auch in Meßkirch und Umgebung eine immer kleiner werdende Gruppe. Früher war das anders – in fast jedem Haushalt wurde Landwirtschaft betrieben. Daher besteht ein Gutteil der überkommenen Bausubstanz aus Gebäuden oder Gebäudeteilen, die früher landwirtschaftlich genutzt wurden und in ihrer Form heutzutage eigentlich nicht mehr benötigt werden. Weg damit und gut? Nicht für Berthold Jung. In ihm reifte der Wunsch, eine Umnutzung zu versuchen.
Lange Planungszeit für eine neue Idee
Als Berthold Jung vor über vier Jahren die Idee hatte, Ferienwohnungen zu bauen und den Güllebehälter zu einem Naturteich umzubauen, hätten ihn seine Frau und seine beiden Töchter zunächst für „verrückt“ erklärt. Dann aber gefiel ihnen Idee. „Wir haben insgesamt vier Jahre geplant“, erzählt Berthold Jung. Baustart war im August 2019.
Viel Unterstützung von der Leader-Aktionsgruppe
Wesentliche Unterstützung erhielt das Ehepaar Jung bei der Leader-Aktionsgruppe Oberschwaben, die die Umnutzung als Zukunftssicherung der Gemeinden sieht. 140 000 Euro fließen aus dem Leader-Programm für diesen Umbau, berichtete Alois Henne aus Sigmaringendorf, der Vorsitzende der Leader-Aktionsgruppe ist. Er brachte die Leader-Plakette als Abschluss der Baumaßnahmen mit und bezeichnete das Projekt als modellhaft für die Region, das eine nachhaltige strukturelle Wirkung für Projektträger, Gemeinde und Region habe.

Naturteich regeneriert sich auf natürliche Art
Kathrin Jung ist Umweltingenieurin und hat den Naturteich ihrer Eltern geplant. Neben dem Naturteich befinden sich zwei Regenerationsbecken, in denen die drei Kiesschichten dafür sorgen, dass sich ein Mikrofilm bildet. Dieser Mikrofilm reinigt das Wasser des Teichs. „Am wichtigsten ist der Quartzkies“, erklärt Berthold Jung. Rund 50 Tonnen wurden aus dem Taunus angeliefert. Auch die verschiedenen Pflanzen tragen zur Reinigung des Wassers bei.
Überzeugt vom Tourismus in der Region
„Wir sind überzeugt, dass wir in einer super Region leben, wo der Tourismus ankommt“, sagt Berthold Jung. Man müsse sich aber heute abheben von anderen. Ihren Gästen bietet die Familie Jung daher eine Ladestation für E-Autos an sowie einen Erste-Hilfe-Automaten für Fahrräder.
Touristen interessieren sich für Meßkirch
Bürgermeister Arne Zwick zeigte sich von der Umnutzung begeistert. Der Bedarf nach Fremdenzimmer sei da und steige auch dank der Klosterstadt Campus Galli kontinuierlich. „Man fährt eigentlich um uns herum. Wenn die Leute merken, hier ist es schön, kommen sie wieder“, sagt Zwick.
Besonders Familien fragen Ferienwohnungen nach
Auch Tourismuschefin Edith Weber bestätigt auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass das Angebot an familiengeeigneten Angeboten groß ist. Einzelreisende und Menschen, die sich nur kurz hier aufhalten, würden auch gerne Zimmer mit Frühstück in Anspruch nehmen.
Bilder beeinflussen Touristen bei Wahl der Unterkunft sehr
„Wir stellen fest, dass die Entscheidung für eine Buchung oft stark von den Bildern im Internet oder in den Katalogen beeinflusst wird, was darauf schließen lässt, dass der optische Eindruck und eine zeitgemäße Ausstattung der Wohnung einen hohen Stellenwert hat“. Noch vereinzelt gebe es Ferienwohnung, deren Ausstattung in die Jahre gekommen sei.
Investitionen nach Wohnungen sind notwendig
Viele Anbieter hätten erkannt, dass sich Investitionen in die Wohnungen und Zimmer bezahlt machen, so Weber. In diesem Jahr sind bis jetzt sechs neue Ferienwohnungen hinzugekommen. Das touristische Angebot hat aber auch noch Lücken: „Bei größeren Busgruppen müssen wir derzeit auf die Nachbarstädte verweisen“, bedauert die Tourist-Leiterin.