Wir stehen auf dem Pausenhof der Härleschule. Silvio Dietrich betrachtet die Lichter der Stadt, Schneeflocken fallen wie in Zeitlupe vom Himmel. Er genießt die Stille, die um 2 Uhr in Pfullendorf herrscht. „Man gewöhnt sich daran, in der Nacht zu arbeiten. Ist auch familienfreundlich: Wenn die Familie schläft, bin ich beim Arbeiten. Ich kann den Schlaf am Vormittag nachholen, wenn meine Kinder in der Schule sind und bin da, wenn sie nach Hause kommen.“

Während wir die kalte Nachtluft einsaugen, ist Armin Wozasek dabei, Schulhaus, Turnhalle und Mensa zu kontrollieren. In jedem Gebäude liegt eine Liste, die er gegenzeichnet, um seine Anwesenheit zu dokumentieren. Wir sind mit einem großen BMW X5 auf Streife. Der Firmenname D.S.S.D. steht in großen Lettern auf der Fahrzeugseite. Dietrich gründete den Sicherheitsdienst 2003. „Wir waren damals die Einzigen im Landkreis Sigmaringen“, so der 40-Jährige.
Er trägt ein schwarzes Security-Outfit und darüber eine fluoreszierend-gelbe Warnweste mit vielen Taschen. Darin befinden sich eine Taschenlampe, Desinfektionsmittel und ein CS-Abwehrspray. „Das dient dem Selbstschutz, wenn wir tätlich angegriffen werden. Waffen tragen wir keine, die brauchen wir nicht.“
Normalerweise nicht viel los
D.S.S.D. ist jede Nacht im Auftrag der Stadt und der Stadtwerke unterwegs, um den Seepark, alle Schulen im Stadtgebiet sowie das Gebäude der Regionalnetze Linzgau zu kontrollieren. Normalerweise ereignet sich auf diesen Routine-Fahrten nichts Besonderes. Kann sein, dass vergessen wurde, ein Licht zu löschen oder eine Tür abzusperren. Selten entdecken die Sicherheitsleute eine Sachbeschädigung. „Auf dem Jägerhof-Parkplatz ist mir einmal ein verdächtiges Auto aufgefallen und ich habe die Polizei gerufen. Als die Polizei kam, flüchtete der Fahrer – und lief mir direkt in die Arme“, schildert Dietrich. Es stellte sich heraus: „Die Kennzeichen waren gestohlen, das Auto nicht angemeldet und der Fahrer wurde per Haftbefehl gesucht.“

Diskussionen mit immer jüngeren Leuten
Im Corona-Sommer war die Security auch tagsüber unterwegs, nicht nur in Pfullendorf, auch in Illmensee und am Baggersee in Jettkofen. „Hier ging es vor allem um das Kontaktverbot und Abstandsregeln.“ Unterbunden wurde auch das illegale Baden. Hin und wieder mussten Dietrich und seine Leute im Seepark Ansammlungen von Jugendlichen auflösen. „Corona-Party würde ich das nicht nennen, aber die Kids verstoßen gegen die Regeln, wenn sie sich mit zu vielen Leuten treffen.“ Was Dietrich aufgefallen ist: „Früher haben wir mit 18-, 19-Jährigen diskutiert, heute sind es 13-, 14-Jährige.“ Oberstes Prinzip für das Personal ist: Sich nicht auf Diskussionen einlassen, sich nicht provozieren lassen, sachlich und höflich bleiben und deeskalieren.
Wegen Corona ein ruhiges Jahr
Was die Security auf Veranstaltungen angeht, war 2020 coronabedingt ein extrem ruhiges Jahr. „Nach dem Narrentreffen und der Fasnacht gab es für uns nur noch das Brass-Stadl.“ Normalerweise begleitet D.S.S.D. alle Seepark-Events, ob das Biker Days, Seepark 6 oder das Oktoberfest der Stadtmusik ist. „Jetzt wären wir normalerweise freitags bei der Eiszelt-Disco, beim Ski-Opening in Aach-Linz und anderen X-mas-Partys als Sicherheitsdienst engagiert worden.“ Dietrich ist froh, dass er sich nicht nur auf Veranstaltungen spezialisiert hat. Er kennt andere Sicherheitsfirmen, die vor dem Aus stehen.