Karkheinz Fahlbusch

Damit hatte wohl niemand gerechnet: Zur Vorstellung des neuen Buches über die Geschichte des Spitals hatten sich über 120 Personen angemeldet. Kurzfristig entschied sich dann die Stadtverwaltung, von der Stadtbücherei in den Bürgersaal umzuziehen. Und der war dann am Sonntagnachmittag voll besetzt, als Bürgermeister Thomas Kugler bei seiner Begrüßung die rhetorische Frage stelle, ob eine fromme Stiftung heute noch ihre Berechtigung habe. Denn genau um eine solche handelt es sich beim Spitalfonds, der in der Bevölkerung als „der Spital“ bezeichnet wird. Kugler mutmaßte, dass heutzutage offensichtlich wohl niemand mehr in den Himmel kommen wolle. Denn früher gaben viele Menschen gerade deshalb Geld in den Spitalfonds, um eben dieses Ziel zu erreichen. Heutzutage sind es noch ausgedehnte Wälder und die drei Hofgüter, die dafür sorgen, dass Geld in die Kasse kommt. Früher habe man sogar Weinberge bei Markdorf und Bermatingen besessen, erinnerte Kugler. Für ihn ist klar: „Der Spital war schon immer nicht nur die Geldschatulle der Stadt, sondern auch ein wichtiges Element für die Entwicklung. Und das ist bis heute so.“

Landrätin Stefanie Bürkle ist in Biberach groß geworden, das wie Pfullendorf einmal Reichsstadt war. Sie ist überzeugt: „Die Reichsunmittelbarkeit geht in die DNA über.“ Im Landkreis Sigmaringen sei Pfullendorf die einzige ehemalige Reichsstadt und spiele heutzutage eine wichtige Rolle. Sie erinnerte auch an die vielen Aufgaben, die der Landkreis in Bezug auf die Archivpflege in den Kommunen übernehme. Und da ist nun Edwin Ernst Weber der absolute Fachmann. Der Kreisarchivar hat bereits eine Vielzahl von Publikationen über regionale Geschichtsthemen herausgebracht und mit dem nun vorliegenden Werk „Im Dienst am Nächsten“ zusätzlich noch ein vor einigen Jahren gegebenes Versprechen an Hauptamtsleiter Hans-Jürgen Rupp eingelöst. Dem hatte Weber zugesagt, dass das Werk bis zu Rupps Ruhestand fertig sein würde. Das ist nun gerade noch geschafft.

Wer das Buch zur Hand nimmt, der bekommt auf 284 Seiten die Geschichte des Spitals in einer ansprechenden und lesbaren Form präsentiert. Dafür haben auch die Kenner der regionalen Geschichte Casimir Bumiller (er konnte am Sonntag nicht kommen), Ludwig Ohngemach (Stadtarchivar in Ehingen) und natürlich Stadtarchivleiter Peter Schramm gesorgt. Jeder hat sich einen Teil der Geschichte des Spitals vorgenommen. In ihrer Kernaussage sind sich alle Autoren einig: Das Spital in Pfullendorf war immer ein Segen für die Stadt. Die ursprünglich rein karitative Einrichtung habe sich im Laufe der Jahrhunderte auch zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Zudem wurden maßgebliche Entwicklungen wie die Wasser- und Stromversorgung vom Spital auf den Weg gebracht. Das Buch ist im Gmeiner-Verlag Meßkirch erschienen und kann für 20 Euro über den Buchhandel bezogen werden.